STRATEGIE18. April 2024

DZ BANK: „Wir haben viele Jahre Erfahrung in der Nachhaltigkeitsberichterstattung“

Schwerpunkt: ESG / Nachhaltigkeit
Experting der Nachhaltigkeitsberichterstattung: Dr. Imke Jacob, Bereichsleiterin Strategie- und Konzernentwicklung DZ BANK
Dr. Imke Jacob, Bereichsleiterin Strategie- und Konzernentwicklung DZ BANK DZ Bank

Dr. Imke Jacob leitet den Bereich Strategie- und Konzernentwicklung der DZ BANK. Im Interview mit Dunja Koelwel bestätigt sie, dass auch für ihr Haus gilt: Nicht die Plattform, sondern die Beschaffung geeigneter Daten ist die größte Herausforderung in der Nach­haltig­keits­bericht­erstattung. Das Manko: Es gibt immer noch keine standardisierte Datenquelle für alle benötigten Daten zu allen relevanten Kunden.

Frau Dr. Jacob, CSRD verpflichtet Finanzinstitute ab Ende 2024 offenzulegen, in welchem Maße sie selbst zur Erreichung der EU-Klimaziele beitragen und wie ESG-konform ihre Portfolios sind. Wie weit sind Sie, die Anforderungen von CSRD intern umzusetzen?

Wir beschäftigen uns intensiv mit CSRD. Bereits Mitte letzten Jahres hat die Bank ein Projekt dazu aufgesetzt, das regelmäßig und intensiv an das Top Management der Bank und DZ BANK Gruppe berichtet. Das Thema ist für uns komplex, weil wir für die gesamte DZ BANK Gruppe einen konsolidierten Bericht erstellen und die Zulieferungsprozesse der Gruppenunternehmen – neben der Datenbeschaffung – definiert werden müssen. Nach gründlicher Planung und Vorbereitung ist nun mit dem Berichtsjahr 2024 das Projekt von der Planung in die aktive Umsetzungsphase der Nachhaltigkeitsberichterstattung gewechselt.

Zugute kommt uns dabei, dass wir schon viele Jahre Erfahrung in der Nachhaltigkeitsberichterstattung gesammelt und uns auch im Rahmen von freiwilligen Selbstverpflichtungen mit Reporting-Standards im Nachhaltigkeitsbereich auseinandergesetzt haben.

Wenn Sie gegenüber der Politik etwas Dampf ablassen könnten, was würden Sie bemängeln?

Nachhaltigkeit (bspw. das 1,5-Grad-Ziel) ist ein Thema mit hohem Stellenwert und bedarf großer Aufmerksamkeit innerhalb der Banken. Damit wir die Nachhaltigkeitsziele erreichen können, müssen alle gemeinsam an einem Strang ziehen.

Herausforderungen liegen in der hohen Komplexität des Themas und Abhängigkeiten oder gar Widersprüchen zwischen den Dimensionen E, S und G.”

Plakative Einstufungen in „nachhaltig“ oder „nicht nachhaltig“ klingen einfach, sind so aber oft gar nicht möglich. Ein Beispiel: Auch bei einem Elektroauto gibt es Reifenabrieb oder die Frage nach der Gewährleistung von menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten in der Lieferkette, etwa wenn es um die Gewinnung der Rohstoffe für die Batterien geht.

Mit Blick auf CSRD selbst stellt die späte Umsetzung der EU-Richtlinie in nationales Recht eine große Herausforderung dar.

Eine Umsetzung ist für Juli 2024 avisiert – aktuell gibt es jedoch Anzeichen, dass dieser Zeitpunkt nicht gehalten werden kann.”

So ist einiges gesetzlich noch nicht final ausformuliert beziehungsweise unklar, wie die Umsetzung im Detail erfolgen soll. An der Zeitleiste zur Umsetzung für die Unternehmen ändert sich jedoch nichts.

Aus unserer Sicht wäre es zudem wichtig, dass die Legislative die Wettbewerbsfähigkeit der von Regulatorik betroffenen Unternehmen mehr im Blick hat. Als Gesellschaft müssen wir es schaffen, das Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung positiv zu belegen und hieraus Wettbewerbsvorteile zu ziehen. Derzeit geht es eher in eine andere Richtung.

Mittlerweile gibt es etliche Softwareanbieter, deren Lösung helfen soll, ESG-Daten einfacher zu managen. Haben Sie mit einer solchen Software schon Erfahrungen gesammelt und wenn ja, welche?

Wir haben bereits Gespräche mit verschiedenen Softwareanbietern geführt, die sich derzeit mit der Entwicklung von Lösungen zur Vereinfachung des ESG-Datenmanagements beschäftigen. Bislang setzen wir jedoch noch keine solche Lösung in der Bank ein.

Die viel größere Herausforderung liegt meist aber nicht in der Auswahl der richtigen Plattform, sondern in der Integration der neuen Daten. Von der Kundenschnittstelle bis hin zum Reporting ergibt sich eine sehr lange Verarbeitungsstrecke, die von den neuen ESG-Anforderungen betroffen ist. Wo lagen/liegen Ihrer Erfahrung nach die meisten Probleme?

Dr. Imke Jacob, DZ Bank
Dr. Imke Jacob leitet seit Januar 2024 den Bereich Strategie- und Konzernentwicklung der DZ BANK. Zuvor war sie mehr als sieben Jahre bei McKinsey tätig, davon rund drei Jahr als Partner. Zuletzt leitete sie das Commercial Banking  in Nordamerika.

Die größte Herausforderung in der Nachhaltigkeitsberichterstattung liegt weiterhin bei der Beschaffung geeigneter Daten. Es gibt keine standardisierte Datenquelle für alle benötigten Daten zu allen relevanten Kunden. Die direkte Anfrage beim Kunden ist zwar in einem begrenzten Maße möglich, bindet aber auch sehr viele Ressourcen – sowohl auf Bank- als auch auf Kundenseite. Dies bedeutet, dass wir die benötigten Daten aus verschiedenen Datenquellen, soweit möglich ziehen. Die Daten müssen somit anhand Aktualität, Qualität und Granularität sinnvoll ausgewählt, qualitätsgesichert oder mithilfe anderer Daten approximiert werden und dann sinnvoll mit den Geschäftsdaten zusammengeführt werden.

Für die Integration in alle bankweiten Prozesse selbst haben wir eine eigene IT-Architektur in Form einer Daten-Plattform aufgebaut, die vollständig in der Cloud liegt. Dort werden die Daten gespeichert und in Echtzeit verarbeitet. So lassen sich die erfassten und neu berechneten Daten beispielsweise für eine Kreditanfrage, unseren Nachhaltigkeitsbericht oder interne ESG-Reportings besser nutzen.

Frau Dr. Jacob, vielen Dank für das Gespräch.dk

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