Digitalisierung: Wie Versicherungen verstärkt auf Datenanalyse setzen
Banken und Versicherungen stecken schon tiefer in der Digitalisierung und sind digitalaffiner, als viele Kritiker behaupten. Das zeigt eine neue Studie von Bitkom Research im Auftrag von Tata Consultancy, die jetzt veröffentlicht wurde. Doch auch wenn Themen wie Cloud Computing und Data Analytics inzwischen beim Gros der Banken und Versicherungen angekommen sind, gibt es ein paar Schlüsselthemen wie Künstliche Intelligenz, die bei den Instituten noch ein Schattendasein fristen – bestenfalls. Doch in einem Thema sind die Versicherungen im Vergleich zum Gesamtmarkt weit vorne.
Immerhin acht von zehn Versicherungen und Banken (80 Prozent) stehen der Digitalisierung aufgeschlossen gegenüber – das bedeutet eine Steigerung von elf Prozentpunkten gegenüber der letzten Untersuchung im Jahr 2017. Besonders deutlich wird dieser Anstieg aber im Vergleich mit anderen Branchen: Vor zwei Jahren waren die Institute auf den hinteren Plätzen, aktuell stehen sie im vorderen Mittelfeld in Sachen Digitalisierung. Dies sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von Bitkom Research unter 953 Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitern in Deutschland im Auftrag von Tata Consultancy Services (TCS).Auch der Einsatz neuer Technologien hat bemerkenswert zugenommen: So nutzen 82 Prozent der Unternehmen Cloud Computing – die Technologie ist inzwischen Standard. Bereits 47 Prozent der befragten Institute setzt Big Data Analytics ein.
Versicherungen haben enorme Datenbestände, aus denen mittels Datenanalyse Erkenntnisse abgeleitet werden können. Der Durchbruch von Big Data Analytics steht noch bevor.“
Lars Matzen, Versicherungsexperte bei TCS
Das belegen auch die geplanten Investitionen: Sechs von zehn Instituten (61 Prozent) wollen mehr in Software zur Datenanalyse investieren – eine deutliche Steigerung im Vergleich zu 2017 (34 Prozent).
Verschmähte KI-Technologie bei Versicherungen
Allerdings nutzen erst acht Prozent der Versicherungen und Banken Künstliche Intelligenz, um Aufgaben zu automatisieren. Vorreiter sind die Institute hingegen bei Blockchain – zwölf Prozent nutzen die Technologie. Vor zwei Jahren waren es erst zwei Prozent. Zum Vergleich: Branchenübergreifend nutzen lediglich fünf Prozent der Unternehmen Blockchain. Trotz der enormen Aufmerksamkeit ist Blockchain aber immer noch ein Exot unter den digitalen Technologien.
Bei der Beurteilung des eigenen digitalen Reifegrads gibt sich die Branche bemerkenswert selbstbewusst: Auf einer Skala von 1 bis 10 liegt die Selbsteinschätzung bei 5,9 – der zweithöchste Wert aller untersuchten Branchen (Durchschnitt: 5,5). Vor allem bei Finanzen und Verwaltung (6,1) sowie Kundenservice (5,8) geben sich die Institute gute Noten.
Das sind genau die Bereiche, bei denen die Versicherer eine hohe Interaktion haben und gleichzeitig effizient und innovativ arbeiten müssen. Das kann nur mit digitalisierten Prozessen funktionieren. Setzten Versicherungen neue Technologien konsequent ein und nutzen verstärkt die vorliegenden Daten, können sie digitale Vorreiter werden.“
Lars Matzen, Versicherungsexperte bei TCS
Zudem würden Mitarbeiter von administrativen Prozessen befreit, erhielten dank Datenanalysen relevante Informationen und könnten sich somit auf Kernaufgaben konzentrieren: den Kunden und seine Bedürfnisse.
Stellen für Data Scientists mehr als verdreifacht
Mit dem Einsatz der neuen Technologie steigt auch der Bedarf an entsprechenden Experten. Bereits 17 Prozent der Versicherungen und Banken haben Stellen für Data Scientists geschaffen. Das sind mehr als dreimal so viele wie 2017 (fünf Prozent). Und der Bedarf hält weiter an: 14 Prozent wollen Datenanalysten einstellen. Aber auch für alle anderen Mitarbeiter werden neue Fähigkeiten wichtig: Gefragt nach den benötigten Fachkompetenzen für die digitale Transformation nennen neun von zehn Befragten (89 Prozent) Datenanalyse und -interpretation – keine Kompetenz wird häufiger genannt.
Im Rahmen der Untersuchung wurden 953 Unternehmen mit 100 oder mehr Mitarbeitern befragt, darunter 97 Banken und Versicherungen. Die Interviews wurden mit Führungskräften durchgeführt, die in ihrem Unternehmen für das Thema Digitalisierung verantwortlich sind. Dazu zählen Geschäftsführer und Vorstandsmitglieder ebenso wie Entscheider aus den Bereichen Digitale Technologien, Informationstechnik, Operatives Geschäft und Finanzwesen. Die Umfrage ist repräsentativ für die deutsche Gesamtwirtschaft ab 100 Mitarbeitern. Nach 2016, 2017 und 2018 ist dies die vierte gemeinsame Studie von TCS und Bitkom Research.
Weitere Ergebnisse der Trendstudie „Don’t Panic – Gelassen zur Digitalisierung“, etwa zum Stellenwert der Digitalisierung in den Unternehmen oder zum Einsatz von Schlüsseltechnologien, sind online verfügbar.tw
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