Deutsche lehnen Social Scoring durch Banken – noch – mehrheitlich ab
Beim Social Scoring wird die Kreditwürdigkeit eines Kunden auf Basis von Social-Media-Aktivitäten ermittelt. Die Mehrheit der Deutschen sieht darin eine Gefahr für die eigene Bonität, ergab eine PwC-Umfrage. Das kann sich aber ändern. Gerade Jüngere stehen der Methode offener gegenüber.
Die Deutschen stehen einer neuartigen Methoden zur Bonitätsbewertung, dem „Social Scoring“, mehrheitlich skeptisch gegenüber. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 1.000 Bundesbürgern zwischen 18 und 70 Jahren.Beim Social Scoring wird die Kreditwürdigkeit eines Kunden nicht allein anhand von Einkommenssituation und Schufa-Eintrag ermittelt, sondern auf Basis von Informationen, die der Antragsteller über sich selbst in den sozialen Medien hinterlässt. Bis zu 1.000 Einzelparameter des Online-Verhaltens werden dafür analysiert. In Deutschland wird Social Scoring allerdings noch nicht eingesetzt.
Kunden fürchten Fehlinterpretationen
56% der Befragten sehen in der neuen Methode eher eine Risiko für ihre eigene Bonität, lediglich 11% erwarten daraus einen leichteren Zugang zu Krediten. Besonders groß ist die Sorge der Kunden, Finanzdienstleister könnten aus den Informationen im Internet falsche Schlüsse über sie ziehen (71%). Viele können auch nicht nachvollziehen, was die Banken mit Daten aus sozialen Medien überhaupt anfangen können (56%). Nur 23% würden lieber einem Social Scoring zustimmen als eine Schufa-Auskunft vorzulegen – trotz Zusicherung, dass die Daten vertraulich und sachgemäß behandelt würden.
„Banken und andere Finanzdienstleister sollten das Für und Wider eines Social Scoring sehr gut abwägen, ehe sie über die Einführung einer solchen Ratingmethode nachdenken. Denn jenseits der technologischen Fragen hängt der Erfolg neuer Verfahren ganz entscheidend davon ab, ob die Kunden das überhaupt mitmachen.“
Andreas Hufenstuhl, Experte für Data & Analytics im Bereich Financial Services bei PwC Deutschland
Bewertung von Social Scoring im Fluss?
Die PwC-Umfrage liefert aber auch Hinweise, dass die Akzeptanz unter den Kunden mit der Zeit steigen könnte. So meinen zum Beispiel schon jetzt 38% der 18- bis 25-Jährigen, sie würden die nicht-sichtbaren Daten ihrer Social-Media-Profile für eine Bank zugänglich machen, wenn sie dadurch womöglich einen günstigeren Kredit erhalten. Sofern der Kunde detaillierten Einfluss nehmen kann, welche Daten die Bank sieht und welche nicht, steigt die mögliche Zustimmung in der jüngsten Altersgruppe sogar auf 61%.
Zudem zeigt sich eine größere Akzeptanz im Vergleich von Finanzdienstleistern gegenüber anderen Anbietern. Über alle Altersgruppen hinweg würden 22% Daten eher einer Bank oder einer Versicherung zugänglich machen als einem Online-Händler wie Zalando (20%) oder einem Technologie-Unternehmen wie Apple (16%).
Ein weiterer Einflussfaktor ist die Bekanntheit der Methode. Nur 31% hatten vor der Befragung schon einmal vom Social Scoring gehört, für 58% war es völlig neu. Laut PwC-Analyst Hufenstuhl steigt aber die Akzeptanz mit zunehmender Bekanntheit. Das gelte voraussichtlich auch für die Bonitätsbewertung auf Basis von Social-Media-Daten – deshalb sollten die Banken das Thema im Auge behalten.
„Social Scoring mag noch kein Top-Thema für die Banken sein – könnte aber eins werden.“
Andreas Hufenstuhl, Experte für Data & Analytics im Bereich Financial Services bei PwC Deutschland hj
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