ALLGEMEIN19. August 2024

Deutsche InsurTech-Start-ups: Mehr B2B, aber Einbruch bei Gründungen

Funtap / Bigstock

Das New Players Network (NPN), eine Initiative der Versicherungsforen Leipzig, hat eine neue Übersicht über 146 Start-ups im InsurTech-Bereich veröffentlicht, die vor allem aus dem deutschsprachigen Raum stammen. Die Analyse zeigt eine deutliche Abnahme der Neugründungen: Im Jahr 2023 wurden nur noch fünf neue InsurTech-Unternehmen registriert, während es 2018 noch 32 waren. Bemerkenswert auch: Immer weniger InsurTech-Unternehmen versuchen sich im Endkundensegment, während der B2B-Sektor weiter relevant für die schnellen Beiboote der Versicherer bleibt. 

Ein Vergleich der InsurTech-Übersichten der vergangenen Jahre zeigt einen deutlichen Einbruch bei den Neugründungen im betrachteten Zeitraum. Nach einem Höchstwert im Jahr 2018 mit 32 neu gegründeten InsurTechs und einem soliden Jahr 2021 mit 24 Gründungen ist die Zahl 2023 auf fünf Unternehmen eingebrochen. Insbesondere das Jahr 2023 war geprägt von Ernüchterung und finanziellen Engpässen. Auch die aktuellen Börsenbewegungen und die gesamte wirtschaftliche Lage wirken sich eher negativ auf den InsurTech-Markt aus. Für 2024 registrierte das New Players Network bislang noch keine einzige InsurTech-Neugründung.

NPN

Dennoch gehen die Experten des NPN davon aus, dass das Jahr 2024 eine Renaissance im InsurTech-Markt einleiten wird. „Wir glauben, dass sinkende Zinsen im US- und Euro-Raum Investitionen ankurbeln werden, wobei Investoren gezielt InsurTech-Unternehmen unterstützen, die realistische Profitabilitätsaussichten bieten“, prognostiziert Felix Sandt. Jedoch würden Investitionen nicht mehr nach dem „Gießkannen-Prinzip“ verteilt, sondern konzentriert und gezielt auf einige wenige Player. Es werden vor allem die InsurTechs profitieren, die mit einfachen, aber innovativen Lösungen bei Endkundinnen und -kunden punkten können.

Endkunde weniger relevant, B2B-Partnerschaften bleiben wichtig

Ein weiterer Trend, der sich in den Daten der InsurTech-Übersicht widerspiegelt, ist ein Wandel des Marktfokus der analysierten Start-ups.

Während zuvor der B2C-Markt entscheidender Treiber im InsurTech-Bereich war, erkennen wir einen zunehmenden Wandel hin zu B2B-Geschäftsmodellen. Und während wir früher viel über neue Gründungen und extreme Fluktuation im InsurTech-Markt berichtet haben, scheinen wir jetzt auf eine Konsolidierung zuzulaufen.”

Felix Sandt, Head of Network des New Players Network (NPN)

So haben sich viele Start-ups zu Beginn der ersten InsurTech-Welle stark auf das Direktkundengeschäft fokussiert. Nun nehmen aber vor allem jene InsurTechs an Fahrt auf, welche sich früh auf die Unterstützung von Maklern und Vermittlern konzentriert haben. Der „B2B-Markt ist nicht nur eine stabile Einnahmequelle, sondern erlaubt eine tiefere Integration in bestehende Vertriebsnetzwerke“, so Felix Sandt. Aktuelle Beispiele dafür sind das Cybersicherheits-Start-up Cyberion aus der Schweiz, das Berliner InsurTech SureIn mit Fokus auf Gewerbeversicherung für KMU und Vaarhaft aus Berlin, das eine Software entwickelt hat, die Bildmanipulation und Deepfakes erkennt.

InsurTech-Übersicht 2024 als digitale Datenbank

NPN

Zusätzlich zu einer Übersicht im PDF-Format mit den jüngsten Start-ups steht die InsurTech-Übersicht nun auch in Form einer digitalen Datenbank zur Verfügung. Beschreibungen und weitere Metriken ermöglichen die gezielte Suche in insgesamt 21 Clustern wie „Datenverarbeitung“ und „Predictive Analytics“.

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung sind 146 Unternehmen aus der DACH-Region in der Datenbank enthalten. Davon kommen 109 Unternehmen aus Deutschland, 29 Unternehmen aus der Schweiz und acht Unternehmen aus Österreich. Die Einteilung der Unternehmen erfolgt insbesondere nach ihrem Marktfokus (104 Zuordnungen zum B2B-Bereich, 44 zum B2C-Bereich und 40 zum B2B2C-Bereich; Mehrfachnennungen möglich) sowie in zwei Tiers: Tier 1 umfasst Start-ups, die Wertschöpfung in den Kernbereichen der Versicherungswirtschaft betreiben, während das Geschäftsmodell der Start-ups aus Tier 2 technologiebasiert ist und den Versicherungsprozess unterstützt. Alle teilnehmenden Unternehmen müssen jünger als sieben Jahre sein und aktive Anwendungsfälle in der Versicherungswirtschaft haben.

Die komplette InsurTech-Übersicht gibt es kostenlos und ohne Notwendigkeit zur Angabe persönlicher Daten.tw

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