FINTECH2. Oktober 2024

Deutsche IBAN, Tagesgeld und mehr: So will Revolut den deutschen Markt aufmischen

Revolut

Seit etlichen Jahren ist die Digitalbank Revolut auch auf dem deutschen Markt präsent. Doch jetzt will das Unternehmen mehr Marktanteile erreichen – und bietet deswegen eine deutsche IBAN an. Das gilt zwar erst einmal nur für Neukunden, aber die Bestandskunden sollen in den nächsten Monaten folgen. Inzwischen hat die Bank nach eigenen Angaben in Deutschland zwei Millionen aktive Kontoverbindungen. Die deutsche Kontoverbindung soll das Wachstum hierzulande weiter beflügeln. Man wolle langfristig zu den führenden Online- und Direktbanken des Landes gehören. Eine Kampfansage ist das einerseits an N26 und Co., aber auch an Trade Republic und andere Billigbroker, denn darüber hinaus startet das Unternehmen im Herbst mit einem eigenen Tagesgeldangebot und kostenlosen ETF-Sparplänen in die App.

Die Digitalbank Revolut hat zwar als global agierendes FinTech mehr als 45 Millionen Kunden weltweit – in Deutschland sollen es aber noch deutlich mehr werden als die bisherigen zwei Millionen. Denn auch wenn sich die in den letzten zwölf Monaten mehr als verdoppelt haben, ist da noch reichlich Spielraum im Vergleich zu einerseits den Neobanken von N26 bis Vivid und andererseits den Low-Cost-Brokern wie Trade Republic und Scalable Capital.

Möglich werden soll das mit verschiedenen Maßnahmen, wie das Unternehmen heute erklärt. Neukunden bekommen etwa seit dieser Woche eine deutsche IBAN und auch die  Bestandskunden werden in den kommenden Monaten nach und nach auf eine deutsche Bankverbindung überführt. Wir wissen ja, dass die deutsche Kontoverbindung für viele ein zentrales Kriterium dafür ist, ein Konto als reguläres Haupt- und Alltagskonto zu nutzen. Das erklärte Ziel von Revolut ist es, bis in zwei Jahren fünf Millionen Privatkunden zu gewinnen und damit langfristig zu den marktführenden Online- und Direktbanken in Deutschland zu avancieren.

Die Zweigniederlassung der Revolut Bank UAB in Deutschland, die bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) registriert ist, verwaltet ab sofort sowohl die neu eröffneten Konten als auch die Konten, die auf die deutsche Zweigniederlassung übertragen wurden. Sie werden daher auch von der BaFin und der Bundesbank beaufsichtigt. Die Einlagen der Kunden sind nach wie vor durch den litauischen Einlagensicherungsfonds bis zu einer Höhe von 100.000 Euro abgesichert. Während Neukunden bereits im Rahmen des Onboarding-Prozesses eine deutsche IBAN erhalten, sollen Bestandskunden im Laufe des Jahres schrittweise von ihrer bisherigen Kontonummer mit litauischer IBAN (LT) auf eine Kontonummer mit deutscher IBAN (DE) umgestellt werden.

Durch die Registrierung der Zweigniederlassung der Revolut Bank UAB in Deutschland werden wir hierzulande zu einer vollwertigen Banking-Alternative. Dies erleichtert zum einen die täglichen Bankgeschäfte unserer Kunden erheblich. Zum anderen kommen wir damit unserem Ziel, Hausbank zu werden, einen großen Schritt näher.”

Christoph Kuban, General Manager und Head of Lending für Deutschland bei Revolut

Noch im Herbst: Revolut startet eigenes Tagesgeld und kostenlose ETF-Sparpläne

Revolut

Doch es gibt noch weitere Teile der „Produktoffensive“, wie es Revolut formuliert: Die Bank plant ab Herbst ein eigenes Tagesgeldangebot sowie kostenlose ETF-Sparpläne. Beides gilt als wichtig im Rahmen des hiesigen Bank- und Depotangebots und soll Kunden über die deutsche Kontoverbindung hinaus dazu bewegen, Revolut häufiger und vor allem als Erst- oder Hauptbankverbindung in Betracht zu ziehen. Das Tagesgeldangebot von Revolut wird in den nächsten Wochen für Kunden der deutschen Niederlassung (sowohl für Neukunden als auch für überführte Bestandskunden) verfügbar sein und sich hinsichtlich der Konditionen an dem jeweils gültigen Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) orientieren. Gerade im Vergleich zur Trade Republic muss man hier sicherlich oben mitspielen, um Kunden zu überzeugen Sowohl die Verzinsung als auch die Auszahlung der anfallenden Zinsen sollen auf Tagesbasis erfolgen. Zum Start des Angebots profitieren auch Kunden des kostenlosen Standard-Kontos von Revolut für einen begrenzten Zeitraum von den Top-Zinssätzen, die sonst nur Kunden des Ultra-Abonnements vorbehalten sind – eine Vorgehensweise, die man wohl von Scalable Capital abgechaut hat.

Darüber hinaus können Kunden von Revolut künftig ETF-Sparpläne für verschiedene Sparintervalle einrichten und bereits ab 1 Euro in zulässige ETFs von Anbietern wie Blackrock, Vanguard oder Amundi investieren. Auch wenn der Nutzer alle kostenlosen Trades innerhalb seines Abonnements ausgeschöpft hat, sind diese Ausführungen dann provisionsfrei. Eine Pause oder Kündigung des ETF-Sparplans ist jederzeit ohne zusätzliche Kosten möglich. Deutschland ist der mit Abstand größte ETF-Sparplanmarkt Kontinentaleuropas. Pro Monat werden hier 7,1 Millionen ETF-Sparpläne ausgeführt.

Fast jeder Zweite würde für Konditionen die Hausbank wechseln

Nur noch wenige Bankkonten in Deutschland sind bedingungslos kostenlos. Zudem erhöhen einige Institute ihre Gebühren oder geben die EZB-Zinsen nicht im besten Sinne an ihre Kunden weiter. Eine aktuelle Umfrage von Revolut und dem Marktforschungsinstitut Dynata zeigt jedoch, dass zusätzliche Anreize durchaus Einfluss darauf haben können, wie Kunden ihr Bankkonto hauptsächlich nutzen: 45 Prozent der Deutschen geben an, dass sie für bessere Konditionen, wie etwa geringere Servicegebühren oder besser verzinste Produktangebote, ihre Hauptbankverbindung wechseln würden. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen ist die Zustimmung mit 71 Prozent besonders hoch. Schließlich geben zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) an, dass sie als Bestandskunden ihrer aktuellen Bank keine Sonderkonditionen erhalten, obwohl sie ihre Bankverbindung dort als Gehaltskonto eingerichtet haben. Nicht einmal jeder vierte Deutsche (22 Prozent) profitiert in dieser Hinsicht von einer loyalen Kundenbeziehung zu seiner Bank.

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Wir sind in den letzten Jahren in Deutschland sehr stark gewachsen und haben unser Angebot von einem reinen Reise- und Multiwährungskonto zu einem leistungsstarken Bankangebot ausgebaut. Unser Tempo in Deutschland ist derzeit hoch. Gleichzeitig schöpfen wir aber erst zehn bis 15 Prozent unseres Potenzials aus. Hier sehen wir beste Chancen, hierzulande in den nächsten Jahren zu den führenden Online- und Direktbanken aufzuschließen.”

Wiktor Stopa, Head of Growth bei Revolut für Deutschland und Westeuropa

Auf dem deutschen Markt ist Revolut bereits seit 2017 aktiv. 2019 wurde eine Niederlassung in Berlin eröffnet und seit 2022 ist Revolut durch eine Vollbanklizenz aus Litauen in Deutschland und der Europäischen Union aktiv. Seit Jahresbeginn wird Revolut als systemrelevante Bank von der Europäischen Zentralbank (EZB) beaufsichtigt. Rund 250 Mitarbeiter in lokalen und zentralen Funktionen beschäftigt das britische Unternehmen derzeit in der Bundesrepublik. Weltweit sind es mehr als 10.000 Mitarbeiter. Bis Ende des Jahres sollen es 11.500 sein.

Das Unternehmen setzt verstärkt auf lokale Talente beim weiteren Ausbau des lokalen Angebots, das künftig auch Kreditkarten, Dispokredite oder Immobilienfinanzierungen umfassen soll. „Wir wollen in jedem Bereich die besten Talente vor Ort oder remote für uns gewinnen, um unser Angebot mit marktspezifischen Produkten, zum Beispiel im Kreditbereich, noch stärker an lokale Besonderheiten anpassen zu können. Berlin ist als wichtiger europäischer FinTech-Hub sehr beliebt und wir erhalten weiterhin zahlreiche Bewerbungen auf unsere offenen Stellen“, so Stopa abschließend.tw

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