Design Thinking als Innovationsmethode für Banken und Versicherer – Strukturiert zur guten Idee
Innovationen sind in aller Munde und das Buzzword der digitalen Ära. Mehr Wachstum, höhere Erträge, Absetzung vom Wettbewerb – kaum ein Finanzinstitut bestreitet noch die Bedeutung von Neuerungen, steht aber gleichzeitig vor der Frage: Woher kommen die guten Ideen, die Basis für erfolgreiche Innovationen sind? Gerade für Banken, die ihre eigenen IT-Ressourcen angesichts immer stärkerer regulatorischer Vorgaben und des harten Wettbewerbs ausgeschöpft sehen, wird dies zur Herkulesaufgabe. Eine Lösung bietet der nutzerorientierte Ansatz des Design Thinking. In interdisziplinären Teams entstehen neue Lösungsansätze in Rekordzeit.
von Nehir Safak-Turhan, GFT Senior Business Consultant / Innovationsmanagerin
Keine Frage, der Druck, Innovationen hervorzubringen, ist für Finanzinstitute enorm. Wie kann es gelingen, vielversprechende Ideen in marktfähige, erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen zu transformieren? Und woher kommen diese guten Ideen? Um dies zu beantworten, lohnt sich ein genauer Blick auf die Frage, was erfolgreiche Innovationen eigentlich ausmacht. Sie sind bedürfnisorientiert, marktfähig und neuartig, d.h. sie liegen in der Schnittmenge von Wünschbarkeit, technologischer Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit.Die Wünschbarkeit stellt die Bedürfnisse des potenziellen Nutzers in den Vordergrund und sichert bei jeder Überlegung, dass das Nutzerversprechen sich stets an diesem Credo messen lässt – the customer first!”
Entsprechend heißt es, vom Ende her zu denken, also bei der Produktentwicklung die Kundenperspektive einzunehmen und auf den größtmöglichen Kundennutzen zu fokussieren. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, gehen immer mehr Finanzinstitute dazu über, die ehemals strikten Trennungen zwischen IT- und Fachbereich aufzulösen und in interdisziplinären Projektteams neue Lösungen für komplexe Probleme zu erarbeiten.
Der nutzerorientierte Ansatz – Design Thinking als Innovationsmethode
Hier kommt nun das Design Thinking zum Einsatz. Dabei handelt es sich um eine bewährte Arbeitsmethode, die ihre Ursprünge in der Stanfort University hat und in Deutschland insbesondere über das Hasso-Plattner-Institut verbreitet wurde.
Die Disziplin entspricht einer strukturierten Herangehensweise an Innovation, die durch multidisziplinäre Teams, flexible Arbeitsumgebungen und einen kreativen Prozess nutzerzentrierte Produkte, Services oder Erlebnisse schafft. Dabei stellt sie stets den Nutzer und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt der Innovationsarbeit.”
Mit der Methodik wird sichergestellt, dass zunächst ein umfassendes Verständnis über das zu lösende Problem geschaffen wird, bevor die eigentliche Innovationsarbeit beginnt und in der Entstehung eines neuen Produktes oder Services mündet. Dies bedeutet, die Kombination von Problemverständnis und Nutzerorientierung bildet die Grundlage für die Konkretisierung der Innovation. Störfaktoren und Probleme können als Impuls für die Entstehung von Innovationen herangezogen werden – wobei sie nicht zwingend ein Produkt bzw. eine Dienstleistung als Output haben müssen, sondern auch im Bereich der Prozessoptimierung und Organisationsentwicklung zum Einsatz kommen. Die Methodik befasst sich also im Grunde mit der Fragestellung, wie kreative Lösungen für komplexe Probleme aussehen können.
Sind Innovationen systematisch planbar?
Ich habe nie Wertvolles zufällig getan. Meine Erfindungen sind nie zufällig entstanden.”
Ich habe nie Wertvolles zufällig getan. Meine Erfindungen sind nie zufällig entstanden.”
Thomas Alva Edison, Erfinder und Unternehmer
In einem strukturierten Design-Thinking-Prozess werden in unterschiedlichen Phasen durch iteratives Vorgehen Probleme beobachtet, Erkenntnisse gewonnen und Ideen kreiert, die in einer Lösungsfindung münden. Diese Grundlagen werden in den späteren Phasen zur Entwicklung eines Prototyps herangezogen, um die Idee in ein konkretes und greifbares Ergebnis zu überführen. Dieses Ergebnis wiederum wird mit den Ansprüchen des Nutzers validiert und in Iterationsstufen verbessert und angepasst. Dieser agile Ansatz hat den Vorteil, dass durch zielgerichtetes und systematisches Vorgehen bereits in wenigen Tagen ein Prototyp vorliegt, der eine erste Konkretisierung der möglichen Innovation darstellt sowie durch weitere Iterationsstufen Optimierungen zulässt.
Das Ergebnis
Komplexität erfordert Reduktion und Handhabbarkeit durch Erkenntnis- und Informationsgewinnung, um handlungsfähig und kreativ zu sein. Das pragmatische Vorgehen durch Design Thinking erlaubt es, in relativ kurzer Zeit durch gezielte Problemanalyse, Nutzerorientierung und agiles Prototyping, Erfahrungen zu sammeln und Lösungen zu kreieren. Dabei werden durch systematisches Vorgehen und durch Heranziehung einer konkreten Methodik greifbare Ergebnisse erzielt, die den Prozess zu marktfähigen Innovationen mit agilem Vorgehen unterstützen.
Design Sprint Workshops:
agile Softwareentwicklung vor Ort
Wie ein Design Sprint live abläuft, haben Mitarbeiter der Landesbank Baden-Württemberg beim CODE_n new.New.Festival in Stuttgart erfahren. Statt wie üblicherweise über mehrere Tage galt es hier, Ergebnisse innerhalb eines Tages zu erzielen. Die Design Challenge bestand darin, Unternehmens- und Marktinformationen für den Bereich Treasury digital, agil und in Echtzeit so abzubilden, dass auf deren Basis Entscheidungen getroffen und Empfehlungen ausgesprochen werden können. Gemeinsam mit GFT Experten entwickelten die LBBW-Mitarbeiter innerhalb weniger Stunden ein Konzept für eine Softwarelösung, die im Anschluss daran von GFT vor Ort in einen Prototyp umgesetzt wurde.
Direkt am nächsten Morgen waren damit erste Ergebnisse des Design Sprint zu sehen.aj
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