Commerzbank prüft per KI-Tool des FinTechs Conpend Verträge auf Compliance und Transaktionen auf GWG
Die Commerzbank plant, rund 80 % von ausgewählten Compliance-Vorabprüfungen bei der Abwicklung von Handelsfinanzierungsgeschäften bis 2020 zu automatisieren. Das hört sich im ersten Moment kompliziert an – ist aber schnell erklärt: Das niederländische FinTech Conpend stellt eine KI-Lösung bereit, die Dokumente klassifiziert und Bereiche markiert, die zum Einen vertragsüblich bzw. unkritisch sind und andererseits Vertragspassagen markiert, die nicht eindeutig oder kritisch sind und genauer untersucht werden sollten. Das spart enorm Zeit und monotone Arbeit. Besonders aufwändig sei dabei das Training der KI.
Gut trainierte KI-Systeme (genauer ML) sind hervorragend im Erkennen von Mustern und Ähnlichkeiten. Das macht sich die Commerzbank in Zusammenarbeit mit dem FinTech Conpend (Website) zu nutze: Conpend setzt nach einer OCR ein maschinelles Lernverfahren ein, um Daten aus (Papier)-Dokumenten zu extrahieren, das Muster der Inhalte zu erkennen und Abweichungen festzustellen.Der Einstieg: Geldwäscheverdacht untersuchen
In einem ersten Schritt prüft die Commerzbank nun Transaktionen auf eventuelle Anti Money Laundering Verstöße. Die Software erkenne dabei mögliche nicht Compliance-konforme Transaktionen. Sie lernt dabei im Identifizierungsprozess und wird so fortlaufend besser. Mit den im ersten Schritt ausgelesenen papierhaften Daten können zukünftig auch Muster erkannt werden, die auf potenzielle Compliance-Risiken hindeuten. Darüber hinaus werde das System auch erkennen können, ob Daten regelmäßig auffällig sind und diese gesondert kennzeichnen. So helfe die Software den Mitarbeitern, in der Fülle der Daten die wichtigen Informationen zu erkennen.
Altsysteme per RPA, Neusysteme per API Technisch betrachtet wird die Anbindung über eine API an die für die Abwicklung von Handelsfinanzierungen bestehende Infrastruktur hergestellt. Genauer: An das Altsystem wird es über RPA angebunden, an das neue System bis 2020 dann via API. Anschließend erzeuge das Conpend-System ein Prüfungsprotokoll für die Bank.
Die neuen KI-Prozesse dienen der Effizienzsteigerung und Optimierung der Risikokontrollprozesse. Identifizierte Compliance-Risiken werden der Compliance-Einheit der Bank gemeldet und dort nach festgelegten Risikomanagement-, Kontroll- und Governance-Prozessen überwacht und geprüft.
Die Abwicklung von Handelsfinanzierungstransaktionen wird immer komplexer und risikoanfälliger, während manuelle Prozesse mit zunehmenden Regulierungs- und Markttendenzen kaum Schritt halten können. [..] Unser Ziel ist es, die Expertise unserer Handelsfinanzierungsspezialisten auf die entscheidenden und komplexen Teile des Geschäfts zu fokussieren und dabei künstliche Intelligenz zur Effizienzsteigerung und weiteren Optimierung von Risikokontrollen einzusetzen. Hierbei handelt es sich nicht nur um einen langfristigen Plan, sondern auch um etwas, das wir jetzt umsetzen, um durch deutlich geringere Abwicklungszeiten und damit einhergehende niedrigere Kosten positive Kundenerfahrungen zu schaffen.“
Enno-Burghard Weitzel, Leiter Produktmanagement Trade Services
Nächster Schritt: KI-Klassifizierung von Vertrags-Passagen
Besonders spannend sind die weiteren KI-Pläne der Commerzbank: Nach dem AML-Projekt soll die Conpend-Software Handelsverträge untersuchen und diese teils sehr langen Vertragsdokumenten in drei Kategorien einteilen: Grün – unkritische Passagen, die die KI als konform zu bisherigen Verträgen erkennt, Gelb – unklare Passagen (KI ist sich nicht sicher) und Rot – Passagen, in denen die KI kritische, ungewöhnliche oder regelwidrige Formulierungen gefunden hat. Nach der Voruntersuchung sollen dann Vertragsexperten das Dokument untersuchen – dabei aber alle gültigen Passagen überspringen. Das vereinfache und beschleunige die Vertragsuntersuchung erheblich, da Experten sich dann nicht mit üblichen und gewöhnlichen Passagen beschäftigen müssen. Schon deshalb würde sich vermutlich der Einsatz der Software zur Arbeitserleichterung rechnen. Bereits in rund zwei Jahren könnten dann 80 Prozent der ausgewählten Compliance-Vorabprüfungen bei Verträgen automatisiert abgearbeitet werden.aj
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