Commerzbank reduziert Filialnetz und setzt auf Omnikanalstrategie
Die Commerzbank hat ihr Filialnetz radikal ausgedünnt. Vorerst soll es nun bei 400 Standorten bleiben – auch wenn andere Kanäle wichtiger werden, denn: Die klassische Bankfiliale wird in den kommenden Jahren nach Einschätzung von Commerzbank-Privatkundenchef Thomas Schaufler weiter an Bedeutung verlieren.
In einigen Jahren haben Sie rein inhaltlich kaum noch einen Grund, in eine Filiale zu kommen. Ich glaube, dass dann alle Bankthemen über das Beratungscenter, über die Online-Kanäle machbar sein werden. Trotzdem wird es immer Kunden geben, die sagen: Ich komme gerne in die Filiale und ich möchte das auch gerne.”
Thomas Schaufler, Vorstand Commerzbank
Daher werde die Filiale “ein wichtiger Bestandteil” der “Omnikanalstrategie” bleiben, sagte Schaufler. Ziel müsse sein, Kundinnen und Kunden auf verschiedensten Kanälen mit gleicher Qualität mit Bankdienstleistungen zu versorgen.
Derzeit keine Pläne für weitere Filialschließungen
Die Commerzbank, die vor der Corona-Pandemie noch ein vergleichsweise dichtes Netz mit bundesweit etwa 1000 Standorten hatte, hat in den vergangenen Jahren ihr Filialnetz radikal auf 400 verkleinert. “Mit unseren rund 400 Filialen fühle ich mich momentan sehr wohl”, bekräftigte Schaufler, der das Privatkundengeschäft der Commerzbank seit Ende 2021 führt.
Uns war klar, dass uns Kunden verlassen würden, wenn wir 60 Prozent unserer 1000 Standorte schließen. Es waren aber deutlich weniger als erwartet. Es haben uns 2023 leider immer noch ein paar Kunden verlassen, aber dank Neukunden liegen wir plus minus null.”
Nach jüngsten Zahlen betreut die Commerzbank in ihrem Privatkundensegment, zu dem auch die Online-Marke Comdirect gehört, knapp elf Millionen Privat- und Unternehmerkunden.
Mehr Service durch längere Öffnungszeiten?
An den Öffnungszeiten der klassischen Filialen will Schaufler vorerst nichts ändern. “Ich sehe derzeit keinen Bedarf für erweiterte Öffnungszeiten in unseren Filialen”, sagte der Privatkundenchef. “Das Beratungscenter, das auch samstags erreichbar ist, füllt die Lücke zwischen physischem Vertrieb und reinem Online-Zugang sehr gut.” Im vergangenen Jahr hatte Schaufler sich grundsätzlich offen geäußert, bei entsprechender Nachfrage über eine Samstagsöffnung klassischer Filialen nachzudenken.
Insgesamt müsse die Commerzbank Kundinnen und Kunden “noch besser zeigen, wo wir ihnen Mehrwert bieten können”, sagte Schaufler. Er verwies unter anderem auf das Angebot einer Finanzanalyse, bei der die Bank auf Wunsch eines Kunden dessen Einnahmen und Ausgaben zum Beispiel dahingehend analysiert, ob Versicherungen gebündelt werden können oder Geld zum Sparen übrig ist.
Schaufler: Machen Wettlauf um höchsten Tagesgeldzins nicht mit
Den Wettlauf um das höchste Tagesgeldangebot, der nach der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Sommer 2022 wieder in Gang gekommen war, will Schaufler nicht mitmachen. “Wir haben nicht versucht, die Tagesgeldangebote zu überbieten, sondern Kunden aufzuzeigen, welche Chancen es gibt, die Inflation langfristig zu schlagen. Unser Ziel ist es, aus Sparern Anleger zu machen.” Die Strategie ist aus Schauflers Sicht aufgegangen: “Wir haben bei der Commerzbank in Summe mehr Privatkunden-Einlagen als am Anfang des Jahres.”. Aktuell bietet die Commerzbank 3,5% auf Tagesgeld und macht damit sehr wohl beim Wettlauf um das höchste Tagesgeldangebot mit: hier – und das sogar für unüblich hohe Beträge bis 10 Mio. € … dpa
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/165880
Schreiben Sie einen Kommentar