Commerzbank: Per API zum “Open Banking” – Interview mit Sebastian Kauck, Cluster Lead
Die Commerzbank will per API (Application Programming Interface/ Programmierschnittstelle) ausgewählte Partner anbinden – und damit die Grundlage für „Open Banking“ schaffen. Wir haben Sebastian Kauck (2016 bis 2018 Geschäftsführer der Commerz Systems, seit Juli 2018 Cluster Lead Commerzbank) befragt.
Herr Kauck, haben Sie ein griffiges Beispiel, wo die Commerzbank schon heute auf eine API setzt?
Wohl jeder Kunde kennt unseren Filialfinder. Dieser verbindet – mittels API – die Geo-Daten von Google Maps mit unseren Daten und zeigt so dem Kunden die nächstgelegene Commerzbank-Filiale.Was bedeutet „Open Banking“ für die Commerzbank? Stellt das nicht Ihr Geschäftsmodell komplett auf den Kopf?
Um es mit Bill Gates zu sagen „Banking is necessary, banks are not.“
API Banking ist unsere Antwort auf ein verändertes Kundenverhalten.”
Erstens erreichen wir über die Vernetzung mit anderen Plattformen wie z. B. Online-Händlern bestehende und potenzielle Kunden besser als in der Bank allein. Zweitens können wir durch die Anbindung von Partnern unseren Kunden viel schneller und einfacher neue Produkte und Dienstleistungen anbieten als bisher. Und das macht unser Geschäftsmodell zukunftsfähig.
Was haben denn Ihre Firmenkunden von API Banking?
Firmenkunden erwarten von Banken eine schlanke, schnelle Abwicklung ihres Tagesgeschäfts. Mit der Corporate Payments API z. B. können sie Zahlungen direkt aus dem eigenen ERP-System an die Commerzbank übertragen. Das macht den Prozess effizienter und sicherer. Und die API kann für weitere „Use Cases“, auch mit mehreren Partnern in einem Ökosystem, wiederverwendet werden. Mehr dazu in Kürze.
Wieso kommen Sie erst jetzt damit raus? Andere Wettbewerber waren da deutlich früher?
Wir hatten uns vorgenommen, das Programm sauber aufzusetzen und dann zunächst innerhalb der Bank als zentrale Stelle zu etablieren. In einem Konzern unserer Größe ist die API-Technologie ja auch ein probates Mittel, um Kostensynergien zu heben. Mit der hier gewonnenen Erfahrung und einem stetig wachsenden API-Katalog gehen wir jetzt den nächsten Schritt. Wir haben schließlich bereits mehrere Partner erfolgreich angebunden und stehen in einem guten Austausch mit der Community.
Was verbirgt sich hinter Ihrem „API Hub“?
Der API Hub ist das Developer Portal der Commerzbank und damit sowohl Schaufenster in Sachen API als auch Kontaktpunkt für alle interessierten Kunden, Partner und Mitarbeiter. Es gibt eine bankinterne und eine externe Sicht. Und der Funktionsumfang wird in puncto „User Experience“ ständig verbessert und erweitert, so dass ein Nutzer unsere APIs interaktiv entdecken und ausprobieren kann.
Wo wollen Sie bei der Commerzbank mit APIs hin? Was kommt als nächstes?
Wir haben im letzten Jahr technisch und organisatorisch den Grundstein für eine hohe Lieferqualität und -geschwindigkeit gelegt, jetzt wollen wir skalieren.
Dabei konzentrieren wir uns primär auf wichtige Kernbankfelder und arbeiten aktuell u. a. an APIs für Ratenkredit und Debitkarten. Auf der Firmenkundenseite ist eine API für Avale geplant.”
Wann verdienen Sie mit APIs erstmals Geld? Oder ist das gar nicht vorgesehen?
Wir haben verschiedene direkte und indirekte Bezahlmodelle definiert und die Plattform lässt eine exakte Abrechnung von API Services zu. Die Entscheidung über eine Monetarisierung liegt letztendlich bei dem jeweiligen Business Owner, der auch das Budget verantwortet.
Und wie laufen die Vorbereitungen für PSD2?
Als API Cluster kümmern wir uns zwar vorwiegend um Open-Banking-Themen, arbeiten aber natürlich sehr eng mit dem PSD2-Projekt zusammen. Die Kollegen sind im Plan, so dass der 14.9. kommen kann.
Herr Kauck, vielen Dank für das Interview.aj
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