AKTUELL28. Oktober 2024

KPMG Cloud Monitor: Cloud-Services im Finanzsektor sind oft Mittel für Etablierung neuer Technologien

Angriffe auf die Cloud
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Die Nutzung von Cloud-Diensten hat im Finanzsektor zunehmend an Bedeutung gewonnen und wird immer mehr zum Kern technologischer Innovation. Wie die aktuelle KPMG-Studie „Cloud-Monitor 2024: Financial Services“ zeigt, treiben insbesondere große Finanzdienstleister die Cloud-Migration voran, um von den flexiblen und skalierbaren Lösungen zu profitieren, die sie für eine effizientere Automatisierung und Leistungssteigerung benötigen.

Während die Branche noch vor wenigen Jahren aufgrund von Datenschutz- und Compliance-Bedenken zögerte, setzen heute 86 Prozent der Finanzunternehmen mit über 5.000 Mitarbeitern auf Cloud-Lösungen, wobei 41 Prozent sogar ausschließlich Public-Cloud-Modelle verwenden – ein signifikanter Anstieg gegenüber den 21 Prozent im Jahr 2023. Dieser Wandel ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass Cloud-Anbieter ihre Sicherheitsstandards erheblich verbessert und die Lösungen auf branchenspezifische Anforderungen angepasst haben. Finanzdienstleister setzen Cloud-Services inzwischen erfolgreich ein, um etwa Echtzeit-Betrugsanalysen zu ermöglichen oder personalisierte Finanzprodukte zu entwickeln. Versicherungen nutzen die Cloud insbesondere zur Verwaltung großer Datenmengen wie Schadensmeldungen und Risikoanalysen.

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Während Banken beispielsweise Echtzeit-Betrugsanalysen durchführen und personalisierte Finanzprodukte entwickeln, nutzen Versicherungen cloudbasierte Services typischerweise zur Verwaltung großer Datenmengen aus Schadensmeldungen, Risikoanalysen und Kundendaten.“

Daniel Wagenknecht, Partner bei KPMG Financial Services

Ein essenzieller Erfolgsfaktor bei der Cloud-Transformation ist die strategische Planung. Die Implementierung sollte durchdacht und auf die spezifischen Erfordernisse der Branche abgestimmt sein. Optimalerweise erfolgt dies durch interdisziplinäre Teams, die etwa in einem Cloud Center of Excellence (CCoE) die individuellen Anforderungen und die technologische Reife analysieren. Die Studie zeigt, dass der Finanzsektor durch diesen methodischen Ansatz mittlerweile signifikante Fortschritte erzielt: 37 Prozent der Finanzdienstleister haben eine reine Cloud-Only-Strategie implementiert, was einer deutlichen Steigerung gegenüber dem Vorjahr (11 Prozent) entspricht. Damit liegt der Finanzsektor sogar über dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt von 23 Prozent.

Finanzinstitute sollten auf drei Elemente setzen

Zur Realisierung des vollen Cloud-Potenzials in der Zukunft bedarf es jedoch mehr als nur eines Strategieansatzes. Laut der Studie sollten Finanzinstitute weiterhin auf drei Hauptfaktoren setzen: Kostenkontrolle, Sicherheit und die effektive Nutzung von generativen KI-Technologien wie Large Language Models (LLMs). 66 Prozent der befragten Finanzdienstleister berichten von signifikanten Kosteneinsparungen, allerdings entfallen bei vielen weiterhin mindestens 50 Prozent der IT-Kosten auf die Cloud. Für eine kosteneffiziente Nutzung sind Modernisierungsmaßnahmen der IT-Infrastruktur, Automatisierungswerkzeuge und standardisierte Prozesse erforderlich, die sich durch detaillierte Kostenüberwachung und die Kontrolle von Schatten-IT auszeichnen.

Um in Zukunft das gesamte Potenzial der Technologie zu nutzen, sollten Unternehmen drei entscheidende Faktoren gewährleisten: Kostenkontrolle, (Daten-) Sicherheit und den erfolgreichen Einsatz von LLMs.“

Daniel Wagenknecht, Partner bei KPMG Financial Services

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Sicherheitsfragen bleiben eine zentrale Herausforderung. Um Cloud-Anwendungen maximal sicher zu gestalten, betont der Cloud-Monitor die Wichtigkeit einer modernen Netzwerksicherheitsarchitektur und der Implementierung einer Zero-Trust-Strategie. Laut KPMG haben Schwierigkeiten bei der Erfüllung von Sicherheitsanforderungen im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent zugenommen. Eine wachsende Bedeutung im Bereich der Cloud-Strategien nehmen „Sovereign Clouds“ ein – Lösungen, die die vollständige Kontrolle der Kundendaten unter der Jurisdiktion des jeweiligen Herkunftslandes gewährleisten sollen. Bereits 41 Prozent der Finanzdienstleister bewerten Sovereign Clouds als wichtig für ihre künftige Strategie, insbesondere im Hinblick auf die Nutzung generativer KI. Trotz der hohen Sicherheitsstandards dieser Cloud-Modelle hinken sie aktuell noch in Funktionalität und Skalierbarkeit hinter den etablierten Hyperscalern zurück.

LLM-Einsatz als Grundlage für schnelle Entscheidungen

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Ein weiteres zentrales Ergebnis der Studie ist die Relevanz von LLMs für präzise und schnelle Entscheidungsfindungen sowie die Effizienzsteigerung im operativen Bereich. Cloud-basierte LLMs, die über Plattformen wie OpenAI (GPT-4.x 45 Prozent, GPT-3.x 31 Prozent) und Google (Gemini 38 Prozent) genutzt werden, sind inzwischen auch bei Finanzdienstleistern im Einsatz. Regionale Alternativen wie Aleph Alpha (28 Prozent) haben ebenfalls an Bedeutung gewonnen. Die Wahl des LLM-Dienstes sollte sich dabei nach Performance, Anpassung an das Geschäftsmodell und den anfallenden Kosten richten.

Der Cloud-Monitor 2024 deutet auf einen strategischen Wandel hin, der sich in der stärkeren Cloud-Orientierung der Finanzbranche widerspiegelt. Auch wenn die Cloud-First-Strategie nach wie vor führend ist, nimmt Cloud-Only als zukunftsweisender Ansatz zu. Die größten Herausforderungen für eine nachhaltige Cloud-Nutzung liegen weiterhin in der Komplexität der Sicherheitsanforderungen und der effizienten Kostenkontrolle. Finanzdienstleister stehen vor der Aufgabe, Lösungen zu implementieren, die den höchsten Sicherheitsstandards entsprechen und gleichzeitig flexibel bleiben, um den zukünftigen technologischen Anforderungen – insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz – gerecht zu werden.

Der KPMG-Cloud-Monitor 2024 kann als kostenloser Download gegen Angabe der persönlichen Daten bezogen werden. tw

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