Cloud bald out? Darum geht’s ohne On-Premises doch nicht.
von Thomas Huth, Capefox
Warum selbst große Finanzhäuser weiterhin auf lokale IT-Infrastrukturen setzen sollten, welche Möglichkeit es gibt, Kosten zu senken und Unabhängigkeit zu wahren, und was das mit dem “Erschöpfungsgrundsatz” zu tun hat, erfahren Sie in diesem Artikel. Ein tiefer Blick in die IT-Strategien von Banken zeigt eins ganz sicher:
Cloud ist nicht die einzige Option. On-Premises-Lösungen und Hybrid-Modelle scheinen auf den ersten Blick veraltet. Doch: Besonders in einer Branche, die höchsten Sicherheits- und Compliance-Anforderungen unterliegt, erweisen sie sich als erstaunlich relevant.”
Wolke Sieben? Nicht für alle
Eine der führenden Cloud-Lösungen in der Bankenwelt: MS 365. Sie ermöglicht Unternehmen mehr Effizienz und eine bessere Zusammenarbeit. Dokumente können in Echtzeit geteilt und Projekte gemeinsam verwaltet werden. Zusätzlich verspricht der Cloud-Dienst eine optimierte Skalierbarkeit und eine gesteigerte Kostenoptimierung. Durch die flexible IT-Infrastruktur, die an die sich ändernden Bedürfnisse des Unternehmens angepasst werden kann, können Kosten besser geplant und optimiert werden. Doch: Eine aktuelle Bitkom-Studie zeigt auch, dass einige Unternehmen die Migration in die Cloud scheuen. Wenngleich die Vorteile der Cloud aus Sicht der Softwareanbieter überwiegen, so sieht dies für Unternehmen anders aus.
Insbesondere Banken unterliegen strengen Vorschriften, wie den Vorgaben der BaFin oder internationalen Standards wie dem Banking Secrecy Act. Die geltenden Compliance-Vorschriften erschweren den vollständigen Umstieg auf Cloud-Lösungen. Von zentraler Bedeutung ist dabei, dass die Datensouveränität stets gewahrt bleibt. Auch wenn MS 365 fortschrittliche Sicherheitsfeatures wie Datenverschlüsselung, Multi-Faktor-Authentifizierung und Zero-Trust-Sicherheit bietet, so stellt der Einsatz von Cloud-Diensten dennoch einen deutlich größeren Angriffsvektor dar als die Nutzung von On-Premises-Lösungen.
Ein weiteres Risiko besteht in der Kontrolle und Abhängigkeit von Anbietern. Bei einer ersten Betrachtung scheint es, als böten große Cloud-Anbieter wie Microsoft attraktive Abo-Modelle. Eine detaillierte Analyse zeigt jedoch:
Ihre Preisstruktur ist in vielen Fällen nicht nur willkürlich und intransparent, sie führt auch langfristig zu deutlich höheren Kosten als bei Inhouse-Lösungen.”
Doppelt hält besser: Hybrid im Fokus
In einigen IT-Abteilungen ist statt einer Cloud-Euphorie inzwischen sogar eine Tendenz zum Cloud-Exit erkennbar. Eine sinnvolle Alternative können Hybrid-Lösungen bieten – eine Kombination aus On-Premises und Cloud.
Hybrid-Lösungen ermöglichen es Unternehmen, sensible oder kritische Daten auf ihren eigenen Servern zu halten, während sie andere Prozesse in die Cloud verlagern.”
Sie sind eine Antwort auf die Herausforderungen eines sich schnell wandelnden technologischen Umfelds und bieten Iinen die Möglichkeit, regulatorische, sicherheitstechnische und betriebswirtschaftliche Anforderungen optimal zu erfüllen – sprich: Best of both worlds.
On-Premises plus Second-Hand ist “First Class”
Neben Hybrid-Lösungen verzeichnet “Second-Hand”-Software auch eine wachsende Bedeutung. Wie der Name es schon vermuten lässt, handelt es sich hierbei um Softwarelizenzen, die bereits von einem anderen Unternehmen gekauft und anschließend weiterveräußert werden. Dies ist insbesondere für Banken, die große Lizenzpools betreiben, sehr relevant.
Gebrauchte Lizenzen bieten die gleiche Qualität wie neue Lizenzen, sind hingegen deutlich günstiger: Unternehmen können so erhebliche Kosteneinsparungen von 30 % bis 50 % realisieren.”
Oftmals ist die aktuellste Softwareversion für Unternehmen gar nicht erforderlich, sodass sich sogar ein Einsparpotenzial von bis zu 65 % bis 75 % realisieren lässt.
Ein weiterer Vorteil gebrauchter Softwarelizenzen: Die Vermeidung von Vendor-Lock-In. Banken können sich von Abhängigkeiten befreien und flexibel auf Markt- und Preisänderungen reagieren.”
Möglich ist dieser Handel mit Lizenzen durch eine Entscheidung des EuGH aus dem Jahr 2012. Dieser erlaubte erstmals den Handel mit gebrauchter Software. Grundlage dafür: Der sogenannte “Erschöpfungsgrundsatz”. Nach dessen Basis erschöpft sich das alleinige Verbreitungsrecht des Herstellers mit dem erstmaligen Vertrieb einer Lizenz durch ihn oder mit seiner Zustimmung. Große Softwarehersteller wie beispielsweise Microsoft sehen dies natürlich nicht so gerne – mit ihrer Cloud-Lösung MS 365 machen sie mehr Umsatz und behalten die Kontrolle über ihre Kunden.
Sichere Daten, flexible IT: Warum hybride Modelle gewinnen
Banken sollten sich insbesondere im Hinblick auf ihre langfristige IT-Strategie die Frage stellen, wie sie sich bezüglich ihrer Kostenstruktur und regulatorischen Anforderungen aufstellen wollen. Diese Frage kann pauschal nicht beantwortet werden und ist immer individuell zu analysieren. Die Vorteile der Cloud haben ihren Preis – und das nicht nur im monetären Sinne.
Abhängigkeiten, Sicherheitsrisiken und Compliance-Auflagen sprechen nicht gerade für eine Zukunft in der reinen Cloud, insbesondere nicht für MS 365.”
Unabhängig von den individuellen Bedürfnissen der jeweiligen Banken steht jedoch fest: Hybrid-Lösungen und relizenzierte Software stellen eine wertvolle Möglichkeit dar, die auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen wird.“Thomas
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