Bundesbank-Studie mit drei Szenarien: So wird Bargeld in Zukunft genutzt
Die Europäische Union hat jetzt angekündigt, dass in Zukunft im Handel in Europa maximal Geldbeträge über 10.000 Euro in Form von Bargeld angenommen werden sollen. Was für die Befürworter von Bargeld wie eine Kampfansage klingt (und sie ihr so beliebtes „Nur Bares ist Wahres“ anstimmen lässt), hat angesichts milliardenschwerer Steuerhinterziehung durchaus seine Berechtigung. Die Bundesbank hat ihrerseits gerade eine Studie zur Zukunft des Bargelds vorgelegt, die deutlich macht, welche Entwicklungsperspektiven Münzen und Scheine in Zukunft haben könnten. Klar ist bereits heute: Das bargeldlose Zahlen wird in Zukunft aus vielerlei Gründen mehr Relevanz bekommen – und Deutschland dürfte hierbei einmal mehr kein Vorreiter sein.
In einer aktuellen Studie geht die Deutsche Bundesbank der Frage nach, wie Bargeld in Zukunft genutzt wird. Dabei skizziert die Studie drei verschiedene Szenarien für den Barzahlungsverkehr im Jahr 2037, die keine Prognosen, sondern mögliche Zukunftsszenarien sind.Wir wollten eine Vorstellung davon bekommen, in welches gesellschaftliche und wirtschaftliche Umfeld Bargeld künftig eingebettet sein wird, um daraus Handlungsoptionen ableiten zu können.”
Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank
Balz fügte hinzu, dass die Zukunftsszenarien dazu beitragen sollen, die richtigen Weichen zu stellen, damit Bargeld auch in Zukunft ein attraktives, allgemein verfügbares und akzeptiertes Zahlungsmittel und Wertaufbewahrungsmittel bleibt. Die Bundesbank habe den gesetzlichen Auftrag, dafür zu sorgen, dass in Deutschland jederzeit Euro-Bargeld in ausreichender Menge und in hoher Qualität zur Verfügung stehe.
Zwischen Hyperdigitalisierung und Bargeldrückbesinnung
Das Szenario „Die hyperdigitale Zahlungsverkehrswelt“ beschreibt eine hochdigitalisierte Welt, in der Bargeld aus dem Alltag der meisten Menschen nahezu verschwunden ist, es nur noch wenige Bankfilialen oder Geldautomaten gibt und auch das Abheben von Bargeld an der Ladenkasse nicht mehr möglich ist, da im Handel kaum noch mit Bargeld bezahlt werden kann. Eine teilweise Rückbesinnung auf das Bargeld und seine Vorteile beschreibt das Szenario „Die Zahlungswelt in der Bargeldrenaissance“. Die Bargeldnutzung sinkt hier zunächst, stabilisiert sich aber in den 2030er Jahren. Im Szenario „Die verschwindende hybride Zahlungswelt“ wird ein Umfeld beschrieben, in dem die Bargeldnutzung stark von den Lebensumständen der Menschen abhängt. Der Handel ist bestrebt, bargeldloses Bezahlen zu fördern. Der Bargeldzugang verschlechtert sich und die Verwendung von Bargeld nimmt ab.
In keinem der Zukunftsszenarien werde das Bargeld vollständig verschwinden, führte Burkhard Balz aus. Zugang und Akzeptanz von Bargeld seien aber in zwei von drei Zahlungswelten nicht vollständig gewährleistet. Damit wäre die Wahlfreiheit in der Praxis nicht mehr gegeben und die stabilisierende Funktion von Bargeld in Krisenzeiten in Gefahr.
Untersuchung der Akzeptanz von Bezahlverfahren
Die Studie wurde von Februar 2022 bis November 2023 im Auftrag der Bundesbank vom Dienstleistungsunternehmen VDI/VDE Innovation + Technik und dem Meinungsforschungsinstitut Sinus durchgeführt. Auf der Basis von Interviews mit Wissenschaftlern, Bargeldakteuren, Zentralbanken und Verbänden sowie einer umfassenden Literaturrecherche und einer repräsentativen Online-Befragung identifiziert die Studie eine Reihe von Schlüsselfaktoren, die Einfluss auf die künftige Entwicklung des Bargelds haben könnten. Zu den Schlüsselfaktoren zählen beispielsweise die generelle Akzeptanz von Bargeld, etwa im Handel oder im öffentlichen Verkehr, der Zugang zu Bargeld, etwa über Geldautomaten oder an der Kasse, die Anforderungen der Kundschaft an Zahlungsmittel oder die Verbreitung unterschiedlicher bargeldloser Zahlungsmittel.
Verbraucher werden weiterhin situativ die Wahl haben
Die Studie zeige, dass Bargeld nicht als Selbstverständlichkeit erhalten und in großem Umfang genutzt werde, sagte Bundesbank-Vorstand Balz.
Die repräsentative Umfrage hat ergeben, dass 93 Prozent der Kunden auch künftig die Wahl zwischen Bargeld und Nicht-Bargeld haben wollen. Alle am Bargeldkreislauf Beteiligten und die Politik sind gefordert, diesem Wunsch nach Wahlfreiheit im Zahlungsverkehr gerecht zu werden.”
Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank
Die Bundesbank wolle die Zusammenarbeit mit den Bargeldakteuren und den Dialog mit der Zivilgesellschaft intensivieren, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Um ihren gesetzlichen Auftrag auch in Zukunft zu erfüllen und das Bargeld als zentrales physisches Produkt zu sichern, werde die Bundesbank in ihr effizientes und zukunftssicheres Filialnetz investieren und die Bargeldforschung weiter vorantreiben. Die Studie findet sich auf der Internetseite der Bundesbank zum kostenlosen Download.tw
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