Brücken bauen im Zahlungsverkehr: Burkhard Balz beim Zahlungsverkehrssymposium
Zu den aktuellen Herausforderungen gehören laut Balz das Aufkommen neuer Geldformen, der Einsatz neuer Technologien, die zunehmende Bedeutung geopolitischer Entwicklungen und die steigenden Risiken durch Cyberangriffe. Auch die Anforderungen der Regulatorik wie die kürzlich eingeführte Instant-Payments-Verordnung spielen eine große Rolle. Diese Verordnung zielt darauf ab, Echtzeitüberweisungen zu fördern und deren Nutzung zu vereinheitlichen. „Wenn künftig erkennbar ist, welche Empfänger hinter einer IBAN stehen, sollten Betrügereien im Zahlungsverkehr leichter zu erkennen sein“, erklärte Balz.
Ein weiterer Schwerpunkt der Rede war die Rolle der Bundesbank und des Eurosystems bei der Bereitstellung moderner Infrastrukturen für den Interbanken-Zahlungsverkehr und die Verrechnung in Zentralbankgeld. Balz betonte die erfolgreiche Umsetzung des TARGET2/T2S-Konsolidierungsprojekts, das den Großbetragszahlungsverkehr auf eine modernisierte Grundlage stellte. Mehr als die Hälfte aller Transaktionen in T2 werde über die Bundesbank abgewickelt, was den Finanzplatz Deutschland stärke. Darüber hinaus sprach Balz über die Einführung des Eurosystem Collateral Management System (ECMS), das die Verwaltung notenbankfähiger Sicherheiten vereinheitlichen soll. Zwar musste der ursprünglich geplante Starttermin auf das erste Halbjahr 2025 verschoben werden, doch zeigte sich Balz optimistisch, dass das Projekt erfolgreich abgeschlossen werden kann: „Die Schwierigkeiten wachsen, je näher man dem Ziele kommt. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir ECMS dann erfolgreich in Betrieb nehmen werden.“
Digitale Transformation und die Rolle der DLT
Ein zentrales Thema der Rede war die Bedeutung des digitalen Zentralbankgeldes und der Distributed-Ledger-Technologie (DLT) für die Zukunft des Finanzmarktes. Balz betonte, dass bereits heute ein Bedarf besteht, DLT-Transaktionen in Zentralbankgeld abzuwickeln. Die Bundesbank beteiligt sich hier insbesondere mit ihrer „Trigger Solution“, die es ermöglicht, innovative DLT-Plattformen mit herkömmlichem Zahlungsverkehr zu verbinden. Dieses Projekt sei bei Marktteilnehmern auf große Zustimmung gestoßen und biete eine wichtige Brücke zwischen traditioneller und digitaler Infrastruktur:
Die Trigger Solution verbindet das ‚Heute‘ mit dem ‚Morgen‘. Anders als die anfangs erwähnte Frankfurter Mainbrücke verbindet diese Brücke nicht nur zwei Punkte, sondern sie verbindet das ‚Heute‘ mit dem ‚Morgen‘.“
Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank
Instant Payments und europäische Lösungen im Retail-Zahlungsverkehr
Im Bereich des Massenzahlungsverkehrs hob Balz die Fortschritte der europäischen Retail Payments Strategy hervor, die die Verbreitung von Instant Payments vorantreiben soll. Deutschland sei in diesem Bereich gut aufgestellt, da bereits 90 % der Banken auf Instant Payments vorbereitet seien. Allerdings gebe es Nachholbedarf in der praktischen Nutzung, die derzeit noch hinter dem europäischen Durchschnitt zurückbleibe. Balz zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass die neue Regulierung die Nutzung von Echtzeitüberweisungen in Deutschland deutlich erhöhen werde.
Zudem sprach Balz über die Notwendigkeit einer europäischen Lösung für Zahlungen am Point-of-Sale (POS). Derzeit dominieren nationale Lösungen wie die girocard in Deutschland, während europäische Alternativen fehlen. Balz betonte, dass die Fortschritte der European Payments Initiative (EPI), die im Juli 2024 ihren Marktstart mit P2P-Zahlungen feierte, eine wichtige Rolle spielen könnten:
Ich hoffe sehr, dass die deutsche Kreditwirtschaft die EPI-Einführung geschlossen und konsequent angeht. In der Vergangenheit sind bereits zu viele Versuche gescheitert.“
Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank
Der digitale Euro: Brücke zwischen analoger und digitaler Welt
Ein weiteres wichtiges Thema war der digitale Euro, der als Ergänzung zum Bargeld fungieren könnte und eine Brücke ins digitale Zeitalter schlägt. Balz erklärte, dass die Digitalisierung im Zahlungsverkehr weiter voranschreiten werde und ein digitaler Euro gerade für den deutschen Markt von großer Bedeutung wäre: „Der digitale Euro kann eine bequeme, die Privatsphäre garantierende und praktisch überall einsetzbare digitale Variante des heutigen Bargeldes bieten“, erklärte Balz.
Zugleich würde er die Souveränität im europäischen Zahlungsverkehr stärken, indem eine eigene Infrastruktur geschaffen wird, die ohne die Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern auskommt. Wichtig sei hierbei die enge Zusammenarbeit mit Banken und Zahlungsdienstleistern, um Synergien mit bestehenden privaten Bezahllösungen wie EPI zu nutzen. In seinem Fazit betonte Burkhard Balz, dass die Digitalisierung im Zahlungsverkehr eine enge Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Institutionen und privaten Marktteilnehmern erfordere. Nur durch einen gemeinsamen Austausch könne es gelingen, die Herausforderungen des digitalen Zeitalters zu bewältigen. „Diese Herausforderungen lassen sich am besten gemeinsam und im engen Austausch zwischen den Marktakteuren lösen. Genau dafür sind wir heute hier und deshalb freue ich mich sehr auf den weiteren Tag.“tw
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