Bitwala 2.0: Das insolvente Start-up versucht ein Comeback
Totgesagte leben länger. Nach der Insolvenz von Nuri kommt Bitwala zurück. Dahinter steht eine neue Krypto-App, mit deren Hilfe Nutzer auch Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum kaufen und verwalten können. Dazu gibt’s bald eine Debitkarte und einige zusätzliche Features. Bitwala war 2014 gegründet worden und konnte bis zur Insolvenz des Nachfolgers Nuri zahlreiche Kunden für sich gewinnen. Jetzt also der Neustart – wer dahinter steckt und wie die Branche den Neustart aufnimmt, erfahren Sie bei uns.
Es war ein Linkedin-Posting, mit dem wohl nur wenige gerechnet haben dürften, auch wenn es im Vorfeld immer mal wieder Ideen und Gerüchte für einen Neustart des involventen Nuri (ehemaliges Bitwala) gegeben hatte:Es ist offiziell: Bitwala 2.0 ist zurück, Baby! Lade jetzt unsere neue App herunter. Verwalte deine digitalen Vermögenswerte nahtlos, führe mühelos Transaktionen durch und erkunde mühelos die Welt der Kryptowährungen.”
Linkedin-Posting zum Room77-Launch
Konkret bedeutet das, dass Bitwala, die Mobile-Wallet-App, die im vergangenen Jahr in die Insolvenz ging und damals mehr als 200.000 Nuri-Kunden hatte, wieder am Start ist. Der bankkonto-unabhängige Service wird von Striga Technology, einer Krypto- und Bankinfrastruktur für Europa, unterstützt. Im sogenannten „Self-Custody Verfahren“, bei dem Privatkunden ihre eigenen Wallet Keys selbstverwahren, können ausschließlich Bitcoin und Ethereum gegen Fiat-Währungen wie den Euro gekauft oder verkauft werden. Dazu ermöglichen Euro-Depotkonten die Ein- und Auszahlung von Euros durch SEPA-Überweisungen auf der Basis von virtuellen IBANs.
Wie viele der alten Kunden bereit sind, nach der durchaus unerfreulichen Pleite dem Dienst eine zweite Chance zu geben, wird sich wohl erst zeigen müssen. Offiziell soll es laut Anbieter noch mehr als 150.000 ehemalige Kunden der Nuri-Bank geben, die die Mobile-App noch installiert haben. Hinzu kommen könnten Neukunden.
Bitwala startet in 29 Ländern, aber ausgerechnet noch nicht in Deutschland. Hier gibt’s eine Sondersituation, da Kunden hier etwas länger warten müssen als in den anderen europäischen Ländern. Hier gibt es laut Anbieter besondere Verfahren für Ein- und Auszahlungsdienste. Der Launch für deutsche Kunden solle mit einer „konformen Lösung für Europas größte Volkswirtschaft“ im vierten Quartal kommen.
Vorgänger Nuri arbeitete mit der Berliner Neobank Solaris zusammen. Wer hier in Zukunft das Geschäft übernehmen wird, ist noch nicht bekannt, es wird aber entscheidend dafür sein, wie viel Vertrauen Bitwala gewinnen kann. Zuletzt hatte der Zusammenbruch des Kryptoprojekts Terra und nicht zuletzt die Pleite der US-Plattorm Celsius, an die Nuri Kunden im Rahmen eines Kontomodells vermittelt hatte, Nuri in den Abgrund gerissen.
Noch 170 Bitcoin und 2.600 Ether übrig
Seit Beginn dieses Jahres hat unser Kernteam sämtlichen Bank- und Kredit-Code aus den Nuri Mobile Apps entfernt. Wir haben uns neu positioniert und bieten Bitwala jetzt im Geist des Berliner Room77 an, dem Ort, an dem für uns alles begann: Freiheit der Transaktion.”
Dennis Daiber, CEO der Bitwala (und Cryptopunk 5465)
Er erklärt, man nehme Sicherheit nach wie vor sehr ernst und die neugestaltete Bitwala-App setze die technische Herangehensweise der Vergangenheit fort: „Kein Hack, keine Verwundbarkeit, Selbstverwahrung seit 2014.“, wie es Daiber formuliert.
Jan Goslicki, CXO und Mitbegründer der Bitwala erklärt, man wolle einen möglichst einfachen Service anbieten und es den Kunden einfach machen, Kryptowährungen in das Leben von Mobilnutzern zu integrieren.
Mehr als 170 Bitcoin (BTC) und 2.300 Ether (ETH) befinden sich immer noch in den selbstverwalteten Wallets, auf die unsere Kunden zugreifen können.”
Jan Goslicki, CXO und Mitbegründer der Bitwala (Cryptopunk 3579)
Neu gestaltet wurde die Benutzeroberfläche der App, um die Bitwala-App noch benutzerfreundlicher und für sowohl neue als auch erfahrene Nutzer zugänglicher zu machen. In den nächsten Monaten sollen weitere Verbesserungen der Bitwala Mobile App nach und nach in den Stores verfügbar sein. Eine Crypto-Visa-Debitkarte, eine der von den Kunden am meisten nachgefragten Funktionen, ist in Vorbereitung. Zudem steht die Anbindung von Bitcoin Lightning, dem effizienten Sofortzahlungs- und Abrechnungsservice auf der Basis von Bitcoin Layer 2, auf der Roadmap.
Etwas Besonderes ist die rechtliche Konstellation dieser Wiederauferstehung eines gescheiterten Start-ups. Daiber und Goslicki übernahmen zusammen mit dem in Großbritannien ansässigen Claret Capital und mehreren Business-Angel-Investoren das geistige Eigentum des Nuri-Banking-Geschäfts. Claret Capital Partners war einer der Gläubiger von Nuri und bringt nun die Markenrechte und die Technologie für Bitwala ein – der Venture-Debit-Anbieter soll dafür zehn Prozent der Anteile erhalten.
Derzeit ist eine Pre-Seed-Finanzierungsrunde für krypto-begeisterte Frühphaseninvestoren geöffnet. Eingesammelt haben soll das Unternehmen bereits 800.000 Euro Risikokapital, weitere 500.000 bis 1,5 Millionen Euro könnten folgen. Nick Smith, Portfolio Director bei Claret Capital Partners, erklärt: „Wir freuen uns, weiterhin mit Bitwala zusammenzuarbeiten. Dennis, Jan und das Bitwala-Team haben sowohl den Ehrgeiz als auch den Antrieb, Bitwala zu einer führenden Kryptowährungs-Wallet zu entwickeln.“
Auch wenn das Unternehmen betont, dass Bitwala vertrauenslose Transaktionen, die durch die beliebtesten permissionless Chains, Bitcoin und Ethereum, abgesichert sind, ermöglicht, stehen die Zeichen nicht sonderlich gut. Es gibt einfach zu viele Alternativen am Markt – und die Sicht auf das Krypto-Thema und die damit verbundenen Dienstleister hat sich bei vielen Kunden auch etwas verändert. Die Reaktionen auf das Linkedin-Posting lassen jedenfalls vermuten, dass es nicht nur bei den ehemaligen Kunden, sondern auch bei Neukunden nicht leicht werden dürfte, von dem Dienst zu überzeugen. tw
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