BearingPoint: Versicherungen verpassen den Nutzen von Künstlicher Intelligenz
Die Versicherungsbranche könnte enorm von KI-basierenden Services profitieren. Doch bislang wird dieses Potenzial zur Effizienzsteigerung noch zu wenig genutzt, ergab eine Umfrage von BearingPoint unter 100 Experten in den Assekuranzen. Die Managementberatung gibt einen Ausblick auf Trends und Stolpersteine der weiteren Entwicklung.
[1]00 Experten aus 25 verschiedenen Versicherungsunternehmen wurden von der der Management- und Technologieberatung BearingPoint zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz befragt. Die Ergebnisse zeichnen ein aktuelles Bild vom Reifegrad der Branche in Bezug auf KI-gestützte Services. Das Fazit der Umfrage: Die Branche hinkt den technischen Möglichkeiten weitgehend hinterher – noch. Zwar zeichnet sich ab, dass KI stärker genutzt werden soll. Doch viele Projekte stehen noch am Anfang. Die Berater geben einen Ausblick, welche Trends sich für die nähere Zukunft abzeichnen – und worauf sich die IT-Fachabteilungen einstellen sollten.Mehrheit setzt noch nicht auf KI
Die Befragung zeigt die zunehmende operative Bedeutung von KI-Services. Auch der Nutzen von KI-gestützten Services ist unter den Versicherungsexperten unbestritten. Die Praxis zeichnet jedoch ein anderes Bild: Ganze 60 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, aktuell über kein KI-Einsatzgebiet zu verfügen. Das bedeutet im Umkehrschluss: die Durchdringung der Fachprozesse bei den Versicherungen steht noch weit am Anfang.
Erste Schritte in Richtung KI-Einsatz werden häufig zunächst unter Laborbedingungen erprobt. Dabei ist einer der wichtigsten Einflussfaktoren, wo im Unternehmen KI-Skills zu finden sind. Neben dem KI-Einsatz bei „Information Services“ (14 Prozent) spielen auch noch die Bereiche „Operational Services“ (10 Prozent) und „Sales & Services” sowie „Channels” (je 8 Prozent) eine Rolle.
Bei den Versicherungen besteht akuter Handlungsbedarf für den KI-Know-how-Aufbau in den Fachbereichen, aber auch in der IT-Organisation. Dies gilt insbesondere für die praktische Umsetzung und Nutzung von KI-gestützten Services in den Fachprozessen und der IT-Integration für die Anwendungslandschaft und die IT-Infrastruktur.“
Matthias Höhne, globaler Leiter Insurance bei BearingPoint
Die derzeit noch bestehenden Lücken tragen dazu bei, dass in vielen Fällen der Fachbereich die Potenziale zum Einsatz von KI-Services nicht erkennen kann. So geben 43 Prozent der Befragten unklare fachliche Abgrenzung oder Definition des Use Case als Herausforderung an.
Problemfall Datenverfügbarkeit
Der BearingPoint-Experte betont zudem, dass mit dem Einsatz von KI-Services die qualitativen und quantitativen Anforderungen zur Datenbereitstellung steigen. Ein besonders hohes Wachstumspotenzial erwartet Höhne im Bereich Operational Services, denn hier erschließt der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Prozess-Automatisierung ein großes Effizienz-Potenzial.
70 Prozent der Versicherungen setzen bisher ausschließlich eigene Daten für den Aufbau von KI-Services ein. Doch die bislang vorhandenen Daten sind qualitativ und quantitativ ungeeignet, geben 42 Prozent der Befragten an. BearingPoint empfiehlt daher zum einen, schon im Vorfeld des KI-Einsatzes die benötigten Datenbestände zu erheben und diese in hinreichender struktureller und inhaltlicher Qualität bereitzustellen. Wo die eigenen Daten nicht ausreichen, sollten externe Daten zugekauft werden, um Daten- beziehungsweise Informationslücken zu schließen und so die Entwicklung von KI-Services voranzutreiben.
Hohe Effizienzgewinne möglich
Ein Großteil der befragten Unternehmen, die Künstliche Intelligenz bereits produktiv einsetzen, bestätigt einen messbaren Nutzen. So geben 60 Prozent an, dass sich die Service-Effizienz durch KI zwischen 10 und 50 Prozent erhöht hat. Eine Erhöhung der Service-Effizienz von 50 bis zu 75 Prozent und sogar von mehr als 100 Prozent geben jeweils weitere 10 Prozent der befragten Versicherungen an.
Erhebliche Effizienz- und Performance-Potenziale für KI-unterstützte Geschäftsprozesse sieht BearingPoint insbesondere im Bereich Prozessautomatisierung. Das zeigten die vorliegenden Ergebnisse. Die Berater erwarten zudem, dass der Nutzerkreis, der aktuell sehr überschaubar sei, aufgrund der zunehmenden Durchdringung der Fachprozesse zügig wachsen werde. Dazu werden auch technische Weiterentwicklungen beitragen.
Der aktuell hohe Anteil an Eigenentwicklung wird mittelfristig durch einen signifikanten Anteil von ‚Kauf-/Miet‘-Services ergänzt werden müssen. Somit folgen auch KI-Services dem Trend zur Standardisierung und werden schon bald als Schlüsselkomponenten vollständig in automatisierten Verarbeitungen integriert sein.“
Thorsten Vogel, Partner im Bereich Insurance bei BearingPoint
Die Studie zeige aber auch den hohen Handlungsdruck auf die Versicherungsbranche. Die Assekuranzen müssten jetzt handeln und eine Strategie zur Beschaffung beziehungsweise zum Aufbau und zur produktiven Nutzung von Künstlicher Intelligenz erarbeiten, mahnte Vogel.
Die Details der Umfrage, darauf aufbauende Prognosen und Handlungsempfehlungen stellt BearingPoint in seinem kostenlosen Whitepaper „Integration von KI bei Versicherungen“ zur Verfügung. hj
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