Barrierefreiheit in Apps: Mehr als nur ein ‚Nice to have‘
Der Gesetzgeber hat im Rahmen der BITV eine Rechtsgrundlage geschaffen, nach der auch Menschen mit Handicaps, etwa Sehbehinderungen, IT-Lösungen wie Apps nutzen können sollen. Das ist natürlich gerade im Zusammenhang mit Banking-Apps, die sich in Zukunft immer mehr zum Dreh- und Angelpunkt der Geschäftsbeziehung zur Bank entwickeln werden, relevant. Doch wie sieht die Umsetzung in der Praxis aus? Wo liegen die größten Stolpersteine bei der Entwicklung von barrierefreien Apps?
Adesso mobile solutions, der Mobile-Business-Experte des IT-Dienstleisters Adesso, hat gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut eye square eine Studie zur Barrierefreiheit von Apps veröffentlicht. Unter dem Titel „Mobil mit Barrieren – Apps auf dem Prüfstand“ wird hier erläutert, worauf es bei der Entwicklung von Apps ankommt und wie Unternehmen es schaffen, die Vorgaben des Behindertengleichstellungsgesetzes und der BITV, der Barrierefreien Informationstechnik-Verordnung, umzusetzen.Dazu hat Adesso Mobile Solutions gemeinsam mit dem auf User Experience (UX) spezialisierten Marktforschungsinstitut Eye Square eine Untersuchung mit Sehbehinderten und Blinden durchgeführt. Voraussetzung für deren Nutzung bildet bei den gängigen Smartphones ein Screenreader, eine Software, die Texte und Bedienelemente der App per Sprachassistent vorliest. Neben der Sprachausgabe kann via Diktierfunktion auch die Spracheingabe genutzt werden
Barrierefreiheit: Schwierigkeiten und Mängel in der Umsetzung
Die Erkenntnisse der Studie machen deutlich, woran es bei aktuellen Apps vor allem hapert und was bei der Anwendungsentwicklung zu berücksichtigen ist. Die UX-/UI-Spezialisten und Entwickler von Adesso haben dafür eine Checkliste entwickelt, die sie interessierten Unternehmen zur Verfügung stellen. Zu den am häufigsten festgestellten Mängeln zählen:
- Sprachausgabe versagt: Alle Bedienfelder der App sollten auf Sprachausgabe eingestellt, also entsprechend hinterlegt sein – einschließlich Bilder und Grafiken.
- Sprachausgabe wird unterbrochen: Werbung und Pop-ups können die Sprachausgabe unterbrechen oder stören.
- Spracheingabe wird nicht erkannt: Die Qualität der verwendeten Spracherkennungssoftware ist nicht ausreichend. Dies ist aber vor allem ein Hindernis seitens des Mobilbetriebssystems.
- „Captchas“: Verzerrte Zahlen- und Buchstabenkombinationen sind für Sehbehinderte naturgemäß nicht lösbar, da die Sprachausgabe hier nicht funktioniert. Auch die Audio-Variante ist hier oftmals ein Hindernis.
- Vergrößerung führt zu Verwirrung: Bei starker Vergrößerung verrutschen Elemente der Seite, laufen ineinander und bewirken Orientierungslosigkeit.
- Updates: Bei manchen Apps arbeiten Funktionen nach einem Update nicht mehr oder befinden sich an anderer Position. Dies erschwert oder verhindert die App-Nutzung.
Anwenderorientiert: Gängige Grundregeln der UX einhalten
Bei der Entwicklung von barrierefreien Apps sollten Unternehmen, aber auch die Entwickler selbst, vor allem die Zielgruppe im Hinterkopf haben. Hilfreich ist dabei der direkte Austausch mit den Zielgruppen sowie ein unmittelbares Nachjustieren in der Entwicklungsphase. Alle Inhalte sollten auch per Spracheingabe durchsuchbar und recherchierbar sein. Gängige User-Experience-Richtlinien sind aber schon die Grundlage für eine anwenderorientierte Gestaltung. Dabei sollten gerade solche Apps nicht mit Inhalten und Funktionen überladen werden. Wichtig ist die Konzentration auf die Kernfunktionen, um Verständnis und Bedienbarkeit zu unterstützen. Besondere Herausforderungen im Banking-Umfeld sind hier die Zwei-Faktor-Authentifizierung und die Umsetzung von zeitgemäßen TAN-Verfahren.
Projektleiterin der Studie ist UX-/UI-Designerin Theresa Jordan von Adesso Mobile Solutions. Sie bringt über ein Jahrzehnt Erfahrung im User-Experience-Bereich mit und hat zahlreiche öffentliche Institutionen beim Design von barrierefreien Webseiten und Apps beraten.
Barrierefreiheit kommt letztlich allen Nutzern digitaler Angebote zugute. Jeder kann mal in die Situation geraten, dass er sein Smartphone oder die Tastatur nicht bedienen kann, zum Beispiel bei einem Armbruch. Die Kommunikation via Sprachausgabe ist dann das Mittel der Wahl.”
Theresa Jordan von Adesso Mobile Solutions
Die Studie „Mobil mit Barrieren – Apps auf dem Prüfstand“ ist kostenfrei und ohne Anmeldung auf der Webseite von adesso mobile solutions erhältlich. tw
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https://itfm.link/83453
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