Studien & Kommentar: Wie Banken das Potenzial von FinTechs besser nutzen können – Teil 1
Wir schreiben das Jahr 2019; es ist die Zeit, in der in der deutschen Wirtschaft die Digitalisierung und Automatisierung weit um sich greifen und junge Technologieunternehmen (FinTechs) sich zu einer echten Konkurrenz für traditionelle Banken manifestiert haben. Traditionelle Bankhäuser streben indes vermehrt danach, die technologischen Innovationen der markt-konkurrierenden FinTechs in die eigenen Geschäftsvorhaben und (internen) Anpassungsprozesse (im Zuge der Digitalisierung) einzubeziehen; sich also die Innovationen u. technologischen Fortschritte der jungen Wettbewerber für die eigenen Zwecke zu Nutze zu machen. Die Studienzusammenfassung.
von Eric Funke, Finanzjournalist
Einer im Jahr 2017 veröffentlichten Ernst & Young-Analyse zufolge, sind besonders die innovativen FinTech-Anwendungen im Zahlungsverkehr für Banken hoch interessant. Weiter entlang schweift der Blick der Banken aber selbstverständlich auf die komplette eigene Wertschöpfungskette.Wo gibt es etwas zu verbessern? Wo können innovative Lösungen uns als Bankhaus, Einspar- oder Optimierungspotenzial bei den eigenen internen Strukturen und Abläufen verschaffen?
Das praktische Realisierungsspektrum reicht dabei von der Hinzunahme innovativ-entwickelter künstlicher Intelligenz zur Verbesserung eigener Abläufe im Kundenservice bis hin zum Einsatz von FinTech-Lösungen, zur besseren Überwachung und Überprüfung eigener Mitarbeiter. Herausforderung bleibt dabei aber sicher, erst einmal die für das eigene Bankhaus geeigneten FinTechs samt ihren Lösungen zu identifizieren sowie eine erfolgreiche Implementierung im eigenen Bankhaus zu realisieren.
Von den innovativen Lösungen der FinTechs selber zu profitieren, ist derzeit ein wichtiger strategischer Ansatz für Banken.
Es stellen sich zwei wichtige Kernfragen:
1. Wie kann das Potenzial der individuellen FinTech-Innovationen vollständig für eigene Zwecke genutzt werden?
2. Wie kann, im Vorfeld, eine Kollaboration mit einem FinTech überhaupt erst erfolgreich gelingen?
Ernst & Young veröffentlichte im Jahr 2017 ein überaus interessantes Papier dazu. In einer Headline hieß es derweil gar „Partner or perish“ – Sinnbildlich übersetzt mit „Verpartnern (mit den FinTechs) oder Untergehen. Ein drastisches Bild, welches in der Analyse gemalt wird.
Was Bankhäuser bereits vor dem Ansetzen einer Optimierungsrealisierung behäbig macht, ist erst einmal ihre schiere Größe.
Etablierte, weitgreifende Strukturen in einigen Details gezielt zu verändern, um neue, innovative Lösungen zu implementieren, stellt sich in der Praxis meist als wahrlich schwer heraus.
Im obig genannten Ernst & Young-Paper wurden u. a. Vorschläge eruiert, auf welche Weise Banken das Potenzial von FinTech-Lösungen möglicherweise doch noch für ihre eigenen Zwecke voll ausschöpfen können bzw. welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit dies gelingen mag. Die Vorschläge erstrecken sich dabei 4-stufig.
Im Folgenden werden die Vorschläge einmal kurz und übersichtlich zusammengefasst sowie interpretiert:
1. Die Definierung u. Etablierung eines gezielten FinTech-Frameworks:
Meistens zielen innovative Bankoptimierungen auf eine Besserung der strukturellen Kostensituation ab, bei gleichzeitig vorhandenen kurzen Kompensationszyklen. Bankintern besteht dabei sicherlich ein Konflikt, großflächige Investments zu tätigen, wenn gleichzeitig, so wie in der heutigen Zeit, die wirtschaftlichen Verhältnisse für die Banken nicht mehr so stabil und zukunftssicher sind.
Es muss bankintern (strukturell) erst einmal eine innovations-affine Umgebung geschaffen werden; Investments müssen dafür getätigt werden, es stellt sich intern die Frage: wie soll das bezahlt werden? Richtlinien müssen eruiert werden, um der Umsetzung der eigenen FinTech-Strategie den richtigen (Handlungs-)Rahmen zu geben. Das Framework sollte aufwarten mit vorher definierten Erfolgsfaktoren, den zuständigen Verantwortlichen und einem gesetzten Entscheidungsrahmen.
Eine bankinterne Kulturoptimierung ist zudem angesagt, in der Idee und Innovation einen wichtigen Stellenwert beigemessen wird; im Rahmenwerk dessen können beispielsweise „Hackathons“ etabliert werden, welche die innovative Ideengenerierung fördern. Wie bei jeder Projektumsetzung, wird ebenso bei der Realisierung u. Etablierung des bankinternen FinTech-Frameworks, interne u. externe Akzeptanz von allen relevanten Beteiligten benötigt u. vorausgesetzt.
2. Neue Ideen mit den Geschäftsnotwendigkeiten über ein innovatives Betriebsmodell miteinander verknüpfen:
– Dezentral: Vor allem im Einsatz bei kleinen und regionalen Bankhäusern.
– Hybrid: Wird vom Ernst & Young-Paper in diesem Fall als das geeignetste Vorgehen erachtet. Es vereint ein Innovationsteam samt Führung und verringert gleichzeitig aber die Entfernung zwischen Innovatoren und Geschäftseinheiten.
3. Die eigene FinTech-Strategie auf den Prüfstand stellen: welche Vor- und Nachteile bringt der aktuelle „Kurs“ mit sich?
4. Anpassungsmaßnahmen bzgl. eigener Talente sowie den architektonischen Wandel bewältigen
Die Veränderung der Unternehmensarchitektur ist ein langfristiger Prozess, der von den Mitarbeitern langfristige Hingabe erfordert und von der gesamten strategischen Vision abweichen kann. Darüber hinaus sollten Banken möglicherweise ihre Akquisitionsstrategien zur Gewinnung von neuen Talenten anpassen. Zukünftige Mitarbeiter werden neuen Anforderungen ausgesetzt und es werden andere Fähigkeiten als bisher im Bankwesen gefragt sein.Eric Funke, Finanzjournalist
Literaturverzeichnis:
I Dai Bedford, J. B. a. K. M.: How banks can unleash the potential of FinTech, s.I.: EY. 2018
IIBates, R: Banking on the Future: An Exploration of Fintech and Consumer Interest, s.I.: s.n. Juli 2017
III EY: Unleash the Potential of FinTech in Banking, S.I.: s.n. 2017.
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