IT´ler sind jetzt gefragt: Warum Banken die Innovatoren in den eigenen Reihen mobilisieren müssen
Digitalisieren oder auf der Strecke bleiben. Das sind die Alternativen, mit denen sich Banken und Finanzdienstleister konfrontiert sehen. Das Tragische dabei ist, dass viele von ihnen sehr wohl über IT-Fachkräfte verfügen, mit denen sich eine digitale Transformation bewältigen ließe. Doch dieses Potenzial lässt ein Großteil der Unternehmen ungenutzt.
von Karsten Flott, SE Manager CER AppDynamics
Digitalisierung funktioniert nicht auf Knopfdruck. Diese schmerzliche Erfahrung machen derzeit viele Unternehmen im Finanzsektor. Das Argument, dass es ihnen an den erforderlichen IT-Fachkräften fehlt, ist nur bedingt gültig. Vielmehr müssen weitere Voraussetzungen erfüllt sein, damit innovative Ansätze erfolgreich umgesetzt werden können. Das ergab eine Studie, die im Auftrag von AppDynamics durchgeführt wurde. Im Rahmen der Analyse wurden 1.000 IT-Führungskräfte befragt, darunter CIOs und Mitglieder des IT-Managements in Deutschland, den USA, Großbritannien und Frankreich.Wichtig sind laut der Studie:
1. ein Umfeld, das offen für neue Technologien ist2. Tools, mit denen sich Geschäftsprozesse, Angebote und die Interaktion mit Kunden digitalisieren lassen
3. eine Unternehmenskultur, die es innovativen Mitarbeitern aus dem Technologiebereich (“Agents of Transformation”) ermöglicht, Digitalisierungsvorhaben zu starten und umzusetzen.
Dass speziell Banken und Finanzdienstleister auf diesen Gebieten Nachholbedarf haben, untermauert folgendes Resultat der Studie:
So sind nur 16 Prozent der befragten IT-Führungskräfte in diesem Sektor davon überzeugt, dass ihr Arbeitgeber mit dem technologischen Wandel Schritt halten kann. Damit liegt der Finanzbereich rund sechs Prozent unter dem Durchschnittswert aller Branchen. Und selbst dieser ist mit 22 Prozent nicht sonderlich hoch.”
Innovatoren sind gefragt – und notwendig
Um ihre Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen, müssen Banken daher Technologieplattformen aufbauen, mit denen sie auf geänderte Anforderungen des Markts und der Kunden eingehen können. Dass dies notwendig ist, zeigt das Beispiel Mobile Payment. In diesem Bereich sind mittlerweile mit Amazon, Apple und Google Konzerne aktiv, die aus völlig anderen Branchen stammen. Solche Unternehmen agieren schnell und aggressiv, wenn sie neue Geschäftschancen identifiziert haben, gleich in welchem Marktsegment sich diese ergeben.
Um solchen Mitbewerbern etwas entgegensetzen zu können, benötigen Banken IT-Fachleute, die in ihren Unternehmen eine Vorreiterrolle übernehmen, so genannte Agents of Transformation. Solche IT-Spezialisten verfügen über fundierte technische Kompetenzen und Führungsqualitäten. Ein weiteres Merkmal von Agents of Transformation ist der ausgeprägte Wille, das Unternehmen weiterzuentwickeln, in dem sie tätig sind. Dabei spielen neue Technologien eine Schlüsselrolle.
Die Studie von AppDynamics ergab, dass in Banken etwa 43 Prozent der Mitarbeiter im IT-Bereich zu dieser Gruppe von Innovatoren gehören müssen.”
Begeisterungsfähige IT-Fachleute sind vorhanden
Doch statt über den Mangel an Agents of Transformation zu klagen, sollten Banken und Finanzdienstleister einen Blick auf die vorhandenen Mitarbeiter im IT-Bereich werfen.”
Denn zwei Drittel der IT-Fachleute setzen sich intensiv mit den Veränderungen auseinander, die neue Technologien für ihre Branche mit sich bringen. Gar drei Viertel der IT-Experten im Bankensektor erwarten, dass diese Neuerungen ihnen die Möglichkeit bieten, ihre berufliche Qualifikation zu verbessern und ihre Karriere voranzutreiben.
An Motivation und Offenheit für digitale Prozesse und Technologien mangelt es somit auf Seiten der IT-Fachkräfte nicht.”
Doch statt über den Mangel an Agents of Transformation zu klagen, sollten Banken und Finanzdienstleister einen Blick auf die vorhandenen Mitarbeiter im IT-Bereich werfen.”
An Motivation und Offenheit für digitale Prozesse und Technologien mangelt es somit auf Seiten der IT-Fachkräfte nicht.”
Problematisch ist jedoch, dass Business-Entscheider offenkundig immer noch die Rolle der Informationstechnologie unterschätzen. So sind 47 Prozent der IT-Führungskräfte der Auffassung, dass ihre Arbeit nur unzureichend gewürdigt wird.
Fast die Hälfte der IT-Spezialisten will daher innerhalb der nächsten zwei Jahre den Arbeitgeber wechseln.”
Welche Hürden zu beseitigen sind
Es liegt auf der Hand, dass dieser Verlust an Know-how für eine Branche höchst kritisch ist, die durch die Digitalisierung unter Druck geraten ist. Um Agents of Transformation zu halten und ihnen Raum für die Umsetzung neuer Ideen zu geben, müssen Unternehmen eine Reihe von Hürden beseitigen.
Die erste ist kultureller Art, insbesondere die Fehleinschätzung bezüglich der Bedeutung von Innovationen. So bemängelt mehr als die Hälfte der Studienteilnehmer, dass ihr Unternehmen sie nicht dabei unterstützt, die zukunftsorientierten und kreativen Aspekte von Technologien in den Vordergrund zu stellen. An die 45 Prozent gaben an, dass ihr Unternehmen gegenüber Mitbewerbern einen Technologierückstand von fünf Jahren aufweist. Zum Vergleich: In der Industrie teilen nur 38 Prozent der IT-Fachleute diese Auffassung. Das heißt, Banken müssen ihre Unternehmenskultur neu justieren.
Der zweite Faktor ist die Zufriedenheit mit dem Tätigkeitsbereich.
Nur ein Fünftel der IT-Manager in der Finanzsparte kann laut der Studie von AppDynamics in der aktuellen Rolle sein volles Potenzial ausschöpfen.”
Mehr als 60 Prozent beklagten, dass sie zu viel Zeit dafür aufwenden müssen, um vorhandene “alte” IT-Umgebungen am Laufen zu halten. Daher bleibt zu wenig Zeit, um neue Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Potenziellen Agents of Transformation diese Freiräume zu verschaffen, zählt somit zu den wichtigsten Aufgaben. Ein Mittel ist, weitere IT-Fachkräfte einzustellen, ein anderes, die IT-Umgebung zu modernisieren und IT-Prozesse zu automatisieren.
In der Praxis dürfte vor allem Ersteres eine Herausforderung darstellen. Denn nach Angaben des Digitalverbandes Bitkom spitzt sich in Deutschland der Mangel an IT-Spezialisten zu. Ende 2018 waren bundesweit 82.000 Stellen in diesem Bereich unbesetzt, rund 49 Prozent mehr als im Vorjahr.
Im Schnitt dauert es fünf Monate, bis ein Unternehmen eine vakante Position besetzen kann. Umso wichtiger ist es, IT-Fachleuten ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten, in dem sie ihre Fähigkeiten zum Tragen bringen können.”
Weg mit veralteten Tools
Besonders schwer wiegt ein weiteres Defizit: der Mangel an Tools, mit denen sich Datenbestände in Erkenntnisse (“Insights”) umsetzen lassen und dies am besten in Echtzeit. Dies ist die Voraussetzung, um mit minimaler Verzögerung neue Markttrends aufzugreifen und geänderte Anforderungen von Kunden zu erfüllen. Doch 84 Prozent der CIOs und IT-Manager von Banken und Finanzdienstleistern haben nach eigener Einschätzung keinen Zugang zu solchen Werkzeugen. Vor diesem Hintergrund ist es nur wenig tröstlich, dass auch IT-Fachleute in anderen Branchen, etwa dem Handel und der Industrie, vor vergleichbaren Problemen stehen.
Noch problematischer ist, dass mehr als 40 Prozent der IT-Abteilungen von Banken keinen Zugang zu Daten haben, mit deren Hilfe sie innovative Geschäftsprozesse oder Services entwickeln können. Das ist fatal, weil Daten ein zentrales Element einer Digitalisierungsstrategie sind.”
Fazit: Innovatoren fördern – nicht blockieren
Die Untersuchung im Auftrag von AppDynamics belegt, dass Unternehmen aus dem Finanzsektor mehr tun müssen, um mit dem technologischen Fortschritt und der Digitalisierung Schritt zu halten. Eine Schlüsselrolle spielen insbesondere Lösungen, mit denen IT-Fachleute Daten in “Insights” transformieren. Diese Erkenntnisse wiederum können Fachabteilungen und Manager als Basis für Geschäftsentscheidungen heranziehen. Unternehmen wie beispielsweise die WWK Versicherungsgruppe schaffen es dadurch bereits heute, Fehler in Anwendungen zu finden, bevor sie negative Auswirkungen auf den Endkunden haben. Wichtig ist es, die hauseigenen Agents of Transformation zu identifizieren und ihnen die Mittel an die Hand zu geben, um agile Technologieplattformen aufzubauen. Das ist kostengünstiger und für die eigenen Mitarbeiter motivierender, als teure externe Berater ins Haus zu holen.
Die “Agents-of-Transformation”-Studie kann hier heruntergeladen werden.aj
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/82898
Schreiben Sie einen Kommentar