Grundlegende digitale Reform der Bankausbildung: Digitaler, transparenter, kunden- und praxisorientierter
Die Digitalisierung kommt in Schwung. Nun auch bei der Ausbildungsordnung. Die Einführungsphase des neuen Berufsbildes für Bankkaufleute ist abgeschlossen. In bundesweit sechs Informationsveranstaltungen für das gesamte Kreditgewerbe haben sich insgesamt rund 1.200 Ausbilderinnen und Ausbilder, Lehrkräfte an Berufsschulen und Fachleute aus Kammern, Verbänden und Behörden über die Details der neuen Bankausbildung informiert.
Mitte Februar wurde die neue Ausbildungsordnung im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und tritt bereits für den neuen Ausbildungsjahrgang zum 1. August 2020 in Kraft. 2018 haben 22.600 Auszubildende den Beruf gewählt. Die neue Ausbildungsordnung (neue Version von 2020) ersetzt die aus dem Jahr 1998.Die neue Ausbildungsordnung werde nach wie vor die klassischen bankfachlichen Kompetenzen (Vermögensbildung, Vorsorge, Kreditgeschäft oder Bau- und Unternehmensfinanzierung) vermitteln – neu aber ist, dass sie jetzt auch kommunikative Fähigkeiten wie die Beratungskompetenz in den Mittelpunkt rücken soll. Auch neue digitale Aspekte und Fähigkeiten werden integriert und es werde stärker als bisher Wert darauf gelegt, dass vollständige Arbeitsprozesse – etwa der Verlauf eines Beratungsgesprächs – erlernt werden.
Damit wird die Bankausbildung insgesamt digitaler, transparenter, kunden- und praxisorientierter. Zudem wurde die Abschlussprüfung – wie in vielen Berufen heute üblich – auf zwei Termine gestreckt: nach der Hälfte der Ausbildung und zum Abschluss. Die mündliche Abschlussprüfung umfasst nun auch ein Kundenberatungsgespräch inklusive Einsatz digitaler Medien.
Die neue Ausbildungsordnung ist ein echter Quantensprung. Wir bieten weiterhin eine generalistische Ausbildung, die für den Einsatz in allen Bereichen von Banken und Sparkassen qualifiziert. Zugleich eröffnen wir einen neuen und modernen Einstieg in attraktive Entwicklungswege in den verschiedenen Bankengruppen.”
Ulf Grimmke, Leiter Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik beim AGV Banken
Für Dr. Stephan Weingarz, Abteilungsleiter Personalmanagement beim Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), spiegelt die neue Bankausbildung den Wandel im Kreditgewerbe wider:
Triebfeder für die neue Ausbildungsordnung waren die grundlegenden Umbrüche in der Bankenbranche. Die fortschreitende Digitalisierung verändert die Anforderungen an die Beschäftigten und schafft neben der klassischen Tätigkeit in der Bankfiliale eine Vielzahl neuer Tätigkeitsfelder für alle Vertriebswege im Bankgeschäft.”
Mit der neuen Ausbildungsordnung sind wir auf der Höhe der Zeit. Kommunikative Fähigkeiten, vernetztes Denken, der professionelle Umgang mit digitalen Arbeitsmitteln und projektorientiertes Arbeiten rücken stärker in den Fokus der Ausbildung. Zugleich stärken wir die Beratungskompetenz.”
Sabine Koch, Abteilungsdirektorin Personalmanagement DSGV
Das neue Berufsbild ist innerhalb von nur eineinhalb Jahren und im Konsens der Sozialpartner im Bankgewerbe entwickelt worden. Diese hatten sich Ende August 2018 gemeinsam mit dem Bundeswirtschaftsministerium zunächst auf Eckpunkte verständigt. Im Oktober 2018 startete das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) offiziell das Neuordnungsverfahren. Innerhalb von nur sechs Monaten erarbeitete ein Sachverständigengremium bis zur Jahresmitte 2019 ein vollständig neues Berufsbild, das anschließend das formale Erlassverfahren durchlief. An der inhaltlichen Entwicklung beteiligt waren auf Unternehmensseite die drei zuständigen Verbände des Kreditgewerbes (AGV Banken, BVR und DSGV), Vertreter der Ausbildungspraxis aus Mitgliedsunternehmen und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Auf Arbeitnehmerseite waren, koordiniert durch die Gewerkschaft ver.di, Vertreter aller Bankengruppen eingebunden.
Die Bildungsakademien in allen Säulen der Kreditwirtschaft bieten Schulungen zur Umsetzung der neuen Ausbildungsordnung an. Zudem erarbeitet das BIBB derzeit unter Federführung der Sachverständigen des Neuordnungsverfahrens eine Umsetzungshilfe zur neuen Ausbildungsordnung (BIBB-Reihe “Ausbildung gestalten”), in der die einzelnen Berufsbildpositionen und ihre Inhalte für die Praxis erläutert werden. Diese Publikation wird voraussichtlich Mitte des Jahres veröffentlicht. Auch der neue Prüfungskatalog für die IHK-Abschlussprüfung wird derzeit von der Aufgabenstelle für kaufmännische Abschlussprüfungen (AKA) überarbeitet und Mitte des Jahres zur Verfügung stehen.
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