Apple Pay vs. paydirekt: Wer wird schneller marktrelevant? Computop CEO Ralf Gladis im Interview
Bei der Einführung von Paydirekt gehörte Computop zu den Dienstleistern der ersten Stunde. Ralf Gladis, einer der Gründer und Geschäftsführer, fordert auch deutsche Händler auf, in Apple Pay als einem wichtigen Omnichannel-Bezahlverfahren zu investieren. Den Spagat zwischen diesen beiden Polen fanden wir extrem interessant. Ralf Gladis (Founder & CEO at Computop) stellte sich den Fragen von Rudolf Linsenbarth.
Herr Gladis, Computop war mit paydirekt der erste PSP, der dieses Bezahlverfahren angeboten hat. Nun werben Sie bereits mit Apple Pay für das nächste. Glauben Sie, das hier der Erfolg schneller kommt als bei paydirekt?
Paydirekt ist erst mal ein gutes und interessanes Verfahren. Ja und wir waren der erste PSP, der dies angeboten hat. Paydirekt wird von vielen Händlern gewollt, sie sehen darin auch ein notwendiges Gegengewicht zum Marktführer PayPal. Vielleicht wäre man aber besser beraten gewesen, direkt mit einem Konzentratoren-Modell zu starten. Kein Händler hat Lust und Zeit für sieben getrennte Preisverhandlungen. Im Prinzip hat der eigentliche Start erst begonnen, nachdem das Konzentratorenmodell etabliert wurde. Seither nimmt die Anzahl der Händler auch deutlich schneller zu. Topaktuell hat Computop die Rakuten Online Plattform an Paydirekt angebunden.
Ein Kleinhändler mit einem Jahresumsatz zwischen 5000 € und 25000 € muss bei PayPal 1,7 % + 35 Cent Transaktionsgebühr bezahlen? Welche Konditionen erwarten ihn, wenn er paydirekt über Computop bezieht?
Die Preise für paydirekt sind bei verschiedenen Banken sehr unterschiedlich. Für die Händler ist es aber nicht zumutbar, mehrere Verträge mit unterschiedlichen Preisen zu verhandeln. Deshalb gibt es Konzentratoren wie Computop oder Concardis, die paydirekt in einem Vertrag und zu einem einheitlichen Preis anbieten, unabhängig von der Bank des Kunden. Die paydirekt-Konditionen für kleine und mittlere Händler liegen in der Regel unterhalb von 1,5 Prozent zzgl. Transaktionsgebühr.
Wenn man das mit den der Kostenanalyse verschiedener Zahlarten von ibi Research vergleicht, dann gehört paydirekt zu den besonders günstigen Zahlarten.”
Hat Computop eigentlich bei teureren Zahlverfahren auch eine höhere Marge?
Nein, Computop ist ja kein Zahlungsdienstleister. Im Sinne der neuen PSD2 sind wir als PSP ein Zahlungsauslösedienst. Wir enablen Zahlverfahren für unsere Kunden und schaffen die Voraussetzungen für eine technische Anbindung. Die Konditionen der angebunden Zahlungsdienstleister oder Acquirer verhandeln die Händler meist selber. Dass wir paydirekt auch mit bereits verhandelten Konditionen anbieten, ist eher die Ausnahme von der Regel.
Wo liegt dann der Vorteil, wenn ein Händler die Anbindung über Computop realisiert?
Wenn ein Händler nur ein oder zwei Zahlverfahren anbietet, ist das für ihn noch sehr überschaubar. Aber bei fünf bis acht Zahlverfahren, was zurzeit eher die Regel ist, wird das Ganze schon ziemlich komplex. Die müssen alle einzeln gepflegt werden. Bei uns hat der Händler nur eine Schnittstelle zu unserem Gateway. Um alles Dahinterliegende kümmern wir uns. Darüber hinaus bieten wir auch Dienstleistungen wie eine effiziente Betrugsprävention, verlängerte Zahlungsgarantien durch Liability Shift und ein Debitorenmanagement.
Wo liegen jetzt die Schwierigkeiten der Apple-Pay-Anbindung im Online-Geschäft?
In erster Linie benötigt der Händler einen Acquirer, der auch Apple Pay unterstützt.
Aus Händlersicht ist Apple Pay, insbesondere was die Konditionen betrifft, eine Kreditkartenzahlung.”
Es gilt aber genau wie am POS, dass Apple am Revenue der Banken beteiligt sein will. Das muss der Acquirer abbilden können.
Dann bedeutet das im Umkehrschluss, wenn ein Händler Apple Pay in Deutschland anbietet, deutsche Kunden das nicht nutzen können, da Apple Pay in Deutschland ja noch gar nicht gestartet ist. Macht das Sinn?
Apple geht systematisch einen Markt nach dem anderen an. Aber auch heute schon sieht der stationäre Händler Touristen aus Ländern wie China, USA, England oder Frankreich, die bei ihm mit Apple Pay zahlen. Das gilt umso mehr für das Internet. Dort muss der Kunde ja noch nicht einmal verreisen, um bei ihm einzukaufen. Als weltweit agierender Händler muss ich den Kunden Zahlungsverfahren anbieten, die im jeweiligen Land gängige Praxis sind.
Was ist denn der große Vorteil von Apple Pay für den Endkunden?
Der Handel investiert in Omnichannel-Strategien, und Apple Pay ist jetzt ein Omnichannel-Bezahlverfahren. Apple Pay funktioniert inzwischen auch im Safari-Browser auf iMacs und MacBooks. Dazu kommt: der Touch Sensor im neuen Mac Book Pro verhindert den Medienbruch – der Kunde kann also auch am Notebook den Kaufabschluss tätigen, ohne das iPhone in die Hand nehmen zu müssen.
Bei welchen Händlern kann der Kunde heute schon Apple Pay im Internet nutzen und das Verfahren testen?
Am physischen POS im Prinzip bei jedem Händler, der eine kontaklose Kreditkartenakzeptanz hat. Im Web für Online-Einkäufe dürfte den deutschen Kunden wahrscheinlich Expedia bekannt sein. Hier auf diesem Link sieht man, wie der Checkout abläuft.
Wie ist denn ihr Ausblick für das nächste Jahr im Payment?
Ich hoffe, dass der Druck auf Apple und unsere Banken so groß wird, dass sich beide Seiten in der zweiten Jahreshälfte 2017 auf die Einführung in Deutschland einigen können. Erwarten Sie beim sensiblen Thema Bezahlen keine Revolutionen. Die Konsumenten verändern ihr Bezahlverhalten mit Bedacht und Vorsicht. Deshalb sind die meisten Vorhersagen zu Mobile Payment völlig übertrieben. Dass es sich auf Dauer trotzdem durchsetzen wird, steht für mich außer Frage.
Herr Gladis – vielen herzlichen DankRudolf Linsenbarth
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