Apple Pay kommt 2017 – Top, die Wette gilt!
André Bajorat, Gründer von Figo und Payment-Experte, legte sich vor einem Jahr fest: „Apple Pay“ kommt 2016 nach Deutschland. Darauf würde er seinen “Allerwertesten” verwetten. Ich fand damals ein gewagter Einsatz, hielt es aber für wahrscheinlich, dass er diese Wette gewinnen würde. Nun, wie wir wissen, ist es nicht so gekommen. Wie stehen die Chancen für 2017?
von Rudolf Linsenbarth
Ich denke, die Chancen stehen so gut wie nie! Da bin ich mir sogar so sicher, dass ich ebenfalls darauf wette. Allerdings mein Einsatz wird kein Körperteil sein. Zur Wette komme ich am Ende dieses Artikels. Zunächst einmal will ich ganz nüchtern betrachten, warum und welche Banken denn wohl mitmachen werden.Die Infrastruktur steht … fast
Da wäre zum Ersten die kontaktlose Karten-Akzeptanz. Hier haben wir im Bereich des täglichen Bedarfs nahezu eine Flächendeckung. Die wenigen Ausnahmen wie dm Drogeriemärkte und Jet Tankstellen haben die Terminal-Infrastruktur bereits stehen. Die Aktivierung dürfte nur eine Frage von wenigen Wochen sein. Wer noch einige Hausaufgaben machen muss ist AMEX. Dort werden z.B. bei ALDI und REWE zwar die Karten des US-Kreditkartenunternehmens akzeptiert, aber nicht in der kontaktlosen Variante, obwohl bei beiden Händlern kontaktlose Karten von Mastercard und VISA bereits funktionieren.
Ein Apple-Pay-Nutzer braucht also nicht wie vor zwei Jahren eine extra Funktion, um die Anwendungsmöglichkeiten für sein Mobile-Payment-Verfahren zu finden.”
Der Mitbewerb schläft nicht
Wenn Apple jetzt nicht startet, besteht die Möglichkeit, dass man dauerhaft Marktanteile an andere Wettbewerber verliert. Apple besitzt zwar die exklusive Kontrolle über die NFC-Schnittstelle, aber Payback hat erfolgreich bewiesen, dass es auch noch andere Möglichkeiten gibt, ein Zahlsystem auf dem iPhone zu etablieren. Dazu kommt, mit dem Start von Apple Pay für Online-Einkäufe muss Apple sich in Deutschland positionieren. Der Markt für Online-Zahlungen ist sehr viel stärker umkämpft und wartet nicht auf die Spätstarter, wie Paydirekt gerade feststellen darf.
Wann geht es los und wer ist wohl dabei?
Über die Banken in Deutschland, die vom Start an dabei sind, wurde schon viel spekuliert. Die üblichen Verdächtigen waren bisher immer die gleichen. Für N26 als „Smartphone Bank“ ist es Teil von deren DNA, hier mitzumachen. Eine Verweigerung würden die Kunden nicht verzeihen und hart sanktionieren. Zudem hat N26 sich nach Erhalt der Banklizenz wieder eng an Mastercard gebunden und bestimmt bei Auswahl der Karten-Plattform eine Apple-Pay-Integration bereits berücksichtigt.
IngDiBa, DKB, Comdirect und N26
Von dort aus geht der logische Schritt weiter zu den drei großen Online Banken IngDiBa, DKB und Comdirect. N26 ist im Prinzip ein Angriff auf ein Kundensegment, das sie bisher fest im Blick hatten. Die drei Banken können es sich nicht leisten, das Startup einfach davonziehen zu lassen.
Comdirect hat die Bereitschaft auch schon auf Twitter bekundet und sagt, man warte im Prinzip nur auf Apple.”
Für alle drei Banken stellt sich nur die Frage, ob sie technisch fertig sind, wenn es los geht. Auch hier gilt, durch den Wettbewerb der drei Institute untereinander ist ein Alleingang von nur einer Bank unwahrscheinlich.
… und dann sind da noch: WireCard, Barclaycard, Santander & AMEX
Die nächsten Banken, die wahrscheinlich von Anfang dabei sein werden, sind diejenigen, die auch schon in anderen Ländern Apple Pay anbieten. Da wäre zum einen Wirecard, für Menschen mit Wohnsitz in Deutschland übrigens bis heute die einzige Möglichkeit, Apple Pay einmal auszuprobieren.
Als nächstes kommt Barclaycard, die Engländer haben bereits erlebt, wie bitter eine Verweigerung von Apple Pay ist. Ich denke, die britische Bank hat sich mit den Bedingungen von Apple abgefunden und wird ein First Mover sein.”
Santander hat Apple Pay jetzt in Großbritannien und in Spanien am Start. Auf dem Heimatmarkt waren sie sogar die erste Bank, die Apple Pay mit Mastercard angeboten hat. Das einzige, was Santander hier ausbremsen könnte, wären Umstände wie ein anderes Autorisierungssystem für Deutschland, welches noch nicht auf Apple-Pay-Tokenisation vorbereitet ist.
American Express hat in mehreren Ländern für Apple schon als Eisbrecher gedient. Das heißt, wenn in einem neuen Launch-Land wie Kannada, Australien oder Spanien die Banken partout nicht wollten, ist man mit AMEX solo gestartet. In Deutschland wird das nicht notwendig sein. Nichtsdestotrotz gehört AMEX sehr wahrscheinlich zu den Start-Partnern. Sobald AMEX die Autorisierungssysteme für Online-PIN ertüchtigt hat, werden wohl alle kooperierenden Händler die kontaktlose Schnittstelle freischalten. Diese Umstellung soll noch im ersten Halbjahr 2017 erfolgen.
Mehr als ein Gerücht: Sehr wahrscheinlich wird auch die Deutsche Bank dabei sein
Ganz neu auf meiner Liste der heißen Apple-Pay-Banken ist seit einigen Tagen die Deutsche Bank. Dort hat man sich auf Mastercard zubewegt, wie die neue Debit Mastercard zeigt. Gerüchteweise basiert die für das Frühjahr erwartete Mobile Payment App auf einer von Mastercard gelieferten Tokenisation-Lösung. Wenn dem so ist, kann die Deutsche Bank technischen Vollzug melden. Die anderen beiden großen Privatbanken Commerzbank und Hypovereinsbank haben sich bisher bedeckt gehalten. Hier sehe ich nur eine 50% Chance, dass sie direkt zum Start Produkte für Apple Pay im Portfolio haben. Allerdings den Marketing Partner der Commerzbank, Lufthansa Miles & More, mit seiner Kreditkarte (Herausgeber DKB Bank) sehe ich für den Start ebenfalls als gesetzt an. Bei der Postbank ist das Bild etwas diffuser. Dort will man schon seit fast zwei Jahren eine Android Mobile-Payment-Lösung auf den Markt bringen.
Die Targobank gehörte im kontaktlosen Bezahlen bisher ebenfalls zu den Pionieren. Bereits vor 4 Jahren hatte man den ersten Sticker am Markt. Apple Pay war bisher nicht Teil der Mobile-Payment-Strategie des französischen Mutterkonzerns Credit Mutuel. Hier hat möglicherweise ein Umdenken stattgefunden. Wenn Straßburg im ersten Quartal die Weichen für Frankreich neu stellt, wird die Targobank auf jeden Fall mitziehen. Die Santander Bank ist der direkte Wettbewerber in der Absatzfinanzierung. Den Spaniern würde man wohl nur ungern das Feld überlassen.
Was machen die Sparkassen und Genossenschaftsbanken?
Am interessantesten ist vielleicht die Frage, wie stellen sich denn die Sparkassen und Genossenschaftsbanken zum Thema Apple Pay auf? Beide Bankengruppen haben sich gerade dazu entschlossen, die girocard zu modernisieren. Dass man 2017 die girocard mit Apple Pay integriert, ist meiner Meinung nach ausgeschlossen. Die dafür notwendigen Vorarbeiten liegen bei über einem Jahr. Werden beide Banken also der Kreditkarte mehr Aufmerksamkeit widmen? Möglicherweise. Am ehesten sehe ich dabei yomo, das neue Angebot einiger Sparkassen.
Wann genau kommt Apple Pay?
Die nächste Frage, wann genau kommt denn Apple Pay in 2017. Bisher hätte ich auf das zweite Halbjahr getippt. Mit dem Einstieg der Deutschen Bank wäre vielleicht auch schon Ende Q2 möglich. Eher aber bestimmt nicht.
Ich bin mir sicher: Die Wette – 100 Liter Freibier!
So, nun zu meiner Wette: Sollte der Apple-Pay-Launch für Deutschland bis November 2017 nicht erfolgt sein, schmeiße ich 100 Liter Freibier. Zu verkosten am 17.11.2017 um 17:00 in Düsseldorf (in einer Cash-Only-Bierstube!). Da ich meine Wette aber nicht verlieren werde, gibt es vielleicht einen Sponsor, der sich so über die Einführung von Apple Pay freut und das dann gerne übernimmt? Darüber hinausgehende Mengen kann dann jeder mit iPhone bezahlen ;-)Rudolf Linsenbarth
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/41981
Schreiben Sie einen Kommentar