Apple Pay: Funktion, Kosten und Voraussetzungen
Apple Pay ist in Europa angekommen und wird über kurz oder lang auch in Deutschland starten. Was kostet Apple Pay den Konsumenten oder den Händler? IT Finanzmagazin-Autor Maik Klotz hat sich Apples neues Bezahlverfahren im Detail angesehen und zeigt, was genau dahinter steckt.
von Maik Klotz
Apple liebt Legendenbildung
Als klar wurde, dass Apple mit Apple Pay ins Mobile Payment einsteigt und den Bezahldienst auch in Europa und Deutschland anbieten wird, kam es schnell zu Mutmaßungen darüber, wer für diesen Service zu bezahlen hat. Im Rahmen von Veranstaltungen auf der Eurocis in Düsseldorf sprachen einige Händler davon bei Apple Pay nicht mitmachen zu wollen, da es zu teuer sei. Zwischenzeitlich sollten sogar die Endkunden Gebühren bezahlen. Dabei ist es ganz einfach: Apple Pay kostet den Händler und Kunden nichts.Autor Maik KlotzMaik Klotz arbeitet als Head of Business Development im Bereich Mobile Loyalty und Payment. Er ist Berater, Sprecher und Autor zu den Themen Banking, Payment und Retail. Seit vielen Jahren berät er Unternehmen zu kundenzentrierten Innovationsmethoden und der Fokussierung auf den Nutzer. Maik ist Jahrgang 1975. Sie finden Maik Klotz auf XING oder Twitter.
Umsonst aber nicht kostenlos
Zumindest nicht im eigentlichen Sinne, denn Apple Pay ist für den Händler und seine Kunden eine ganz normale Kartentransaktion. Damit ein Händler eine solche Kartenzahlungen annehmen kann, braucht er einen Payment-Service-Provider und einen Kreditkartenakzeptanzvertrag. Letzteres nur dann, wenn Apple Pay in Deutschland, wie in den USA und UK auch, ausschließlich auf Kreditkarte setzt. Das kann, muss aber nicht sein. Technisch gesehen unterstützt Apple Pay sowohl Maestro als auch Vpay und somit auch theoretisch die girocard. Mit einem Kreditkartenakzeptanzvertrag ist ein Händler aber auf der sicheren Seite und es spricht nichts dagegen auch Kreditkarten als Zahlungsmittel zu unterstützen.
Zwar waren Gebühren für eine Kreditkartenzahlung in der Vergangenheit für Händler verglichen mit einer elektronischen Lastschrift sehr hoch, aber das ist jetzt Vergangenheit. Durch die europaweite Deckelung der Interchange Gebühren auf 0,3 Prozent, werden Kreditkartenzahlungen für den Händler knapp 1 Prozent günstiger und entsprechen damit einer elektronischen Lastschrift. Kurzum: eine Zahlung mit Apple Pay kostet den Händler nicht mehr als eine elektronische Lastschrift oder Kreditkartenzahlung. Das liegt vor allem darin begründet, dass Apple Pay nichts anderes ist als eine Kartenzahlung. So gesehen unterscheidet sich nur der Formfaktor. Bei Apple Pay ist es ein iPhone, bei einer herkömmlichen Kartenzahlung eine Plastikkarte.
Einzige Voraussetzung, die noch erfüllt sein muss: der Kartenterminal muss mit der Funktechnologie NFC (Near Field Communication) ausgestattet sein. Heute sind laut Bitkom schon 60.000 Terminals, also 8 Prozent aller Terminals, mit NFC ausgestattet. Bis 2018 soll NFC flächendeckend in Deutschland verfügbar sein, bis 2020 in Europa. Discounter wie Aldi, Lidl und Netto haben für dieses Jahr die Kreditkartenakzeptanz angekündigt, was einen weiteren Schritt in Richtung NFC Abdeckung bedeutet. Händler, die jetzt Kreditkartenzahlungen anbieten möchten, haben ohnehin keine Wahl mehr und werden seit dem 01. Januar 2015 von Mastercard verpflichtet NFC-Terminals einzusetzen, die kontaktlose Zahlungen entgegen nehmen können. Da eine Zahlung mit Apple Pay nichts anderes ist als ein andere Kartenzahlung auch, muss ein Händler auch nichts weiter unternehmen. Wer kontkatloses Bezahlen, z. B. mit einer Kreditkarte anbietet, ermöglicht auch eine Zahlung mit Apple Pay. Zusammendfassend kann man also sagen: Apple Pay kostet den Händler nichts extra. Für den Nutzer kostet die Zahlung mit Apple Pay das gleiche wie eine physische Kartenzahlung auch. Auch hier gibt es keine versteckten Gebühren. Das gilt für Android Pay von Google in Zukunft übrigens auch.
Als Händler braucht man:
einen Kreditkartenakzeptanzvertrag, um Kreditkartenzahlungen annehmen zu könnenein Kreditkartenterminal mit NFC-Funktion
Was benötigt ein Kunde um Apple Pay zu nutzen?
Stand heute eine Kreditkarte, ein iPhone 6 und einen iTunes Account. Im Prinzip kann man schon jetzt mit Apple Pay in Deutschland bezahlen. Dazu braucht man nur eine Kreditkarte aus den USA oder aus Großbritannien. Hat man eine, kann man problemlos bei einer der 60.000 Akzeptanzstellen mit seinem iPhone 6 oder der Apple Watch bezahlen. Die Schwierigkeit liegt nur darin eine solche Kreditkarte zu bekommen, denn in den USA ist eine amerikanische Sozialversicherungsnummer notwendig und in Großbritannien braucht man einen englischen Wohnsitz nebst Nachweis. Beides dürfte schwierig zu bekommen sein. Wenn Apple Pay dann in Deutschland startet, braucht man eine Kreditkarte einer Bank, die vom Start weg mit dabei ist. Sehr wahrscheinlich, dass Apple versucht die großen Banken wie Sparkasse, Postbank und Deutsche Bank von Anfang mit an Board zu holen. Gut möglich ist auch, dass Banken, die auch in UK aktiv sind, schnell mit einsteigen werden. Das wäre dann Barclays oder Santander. Alle anderen sind außen vor. Hat man also eine Kreditkarte bei einer eher exotischen Bank, kann das bedeuten, dass man diese in Passbook bzw. der Wallet nicht hinterlegen und Apple Pay damit nicht nutzen kann. Dabei spielt es keine Rolle, ob die physische Kreditkarte kontaktlos ist. Andererseits braucht man aber für Apple Pay auch keine kontaktlose Kreditkarte, wenn diese von einer Bank herausgegeben wurde, die im Apple Pay Partnernetzwerk dabei ist. Auch an dieser Stelle der Hinweis, dass Apple Pay auch Debitkarten bzw. Maestro und Vpay unterstützt und theoretisch dann auch die girocard. Welche Karten-Schemes unterstütz werden ist noch offen.
Als Nutzer braucht man für Apple Pay:
ein iPhone 6 oder eine Apple Watch und ein iTunes AccountKreditkarte oder girocard einer Bank, die im Apple Pay Netzwerk dabei ist
Wie funktioniert die Zahlung mit Apple Pay?
Wie eine Kartenzahlung auch. Der Kunde sagt dem Händler er möchte mit Karte zahlen. Dieser leitet dann den Bezahlvorgang an der Kasse ein und das Terminal wartet auf eine Kreditkarte, die entweder ins Terminal gesteckt wird oder “getappt“, also ans Terminal gehalten wird. Ob man nun eine physische Kreditkarte ans Terminal hält oder das iPhone bzw. die Apple Watch spielt für das Terminal keine Rolle. Das iPhone startet dann selbstständig Passbook bzw. ab iOS 9 die Wallet. Nach Auswahl der Karte, wenn mehr als eine hinterlegt ist, wird die Zahlung mit Touch-ID authentisiert. Technisch passiert im Hintergrund eine Menge mehr. Bei der Nutzung von Apple Pay wird eine Unique Device Account Number erzeugt, eine zufällig generierte 16-stellige Kopie der Kreditkartennummer, einer Art Token. Diese wird während des Bezahlvorgangs an das Terminal übermittelt. Das Terminal überträgt die Unique Device Account Number an das Bankennetzwerk. Nach Freigabe der Transaktion übermittelt das Terminal den zu zahlenden Betrag und die Händler-ID an das iPhone. Nach Authentifizierung mittels Touch ID wird unter anderem mit einem einmaligen Card Validation Code (CVV) die Bezahlung bestätigt und ausgeführt.
Das Geschäftsmodell von Apple Pay
Bei Apple gibt es die wenigsten Dinge kostenlos. So ist das auch bei Apple Pay. In diesem Fall holt sich Apple aber das Geld von den kreditkartenherausgebenden Banken. 0,15 Prozent verlangt Apple pro Transaktion. Bei Interchange Gebühren in Europa von 0,3 Prozent bleibt nach Abzug der 0,15 Prozent nicht mehr viel hängen, so dass es gut möglich ist, dass man in Europa andere Preise mit Apple verhandelt. So oder so, Apple holt sich das Geld von den Banken. In den USA hat Apple nun weitestgehend alle Banken am Board und auch in Großbritannien hat das funktioniert, selbst Barclays ist nach anfänglicher Zurückhaltung eingeknickt. Gut möglich, dass eine Art Domino-Effekt eintritt: Wenn Apple die ersten großen Banken an Board hat, ziehen die anderen auch mit. Ob sich die Banken das am Ende durch höhere Kreditkartengebühren wieder beim Kunden reinholen, kann nur vermutet werden. Schon heute kosten bei manchen Banken kontaktlose Kreditkarten mehr als eine “normale“ Karte. Gut möglich, dass man sich bei Apple Pay auch was einfallen lässt.aj
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