Anno Lederer: “Banking and even banks are necessary in the future” – Banking von Level 0 bis 5
Die Finanzindustrie befindet sich im Wandel … und das seit Jahrzehnten. Es begann lange bevor der Begriff „Digitalisierung“ in aller Munde war und seitdem die gesamte Welt zu elektrisieren scheint. Aber: Veränderung im Banking ist eine Konstante – genauso wie Banken und das Banking in Zukunft notwendig sind.
von Anno Lederer
In einem Artikel in „Der Bank Blog“ vom 01. April 2019 werden vor diesem Hintergrund mögliche Auswirkungen des autonomen Fahrens auf das Banking beschrieben.Der mit der flächendeckenden Einführung des autonomen Fahrens und der Ausweitung des Carsharing-Trends einhergehende Absatzrückgang bei Pkw wird sich stark negativ auf das Geschäft mit Kfz-Finanzierungen auswirken. Der zu erwartende Mengeneffekt wird dabei maximal anteilig durch einen positiven Preiseffekt kompensiert werden können. Besonders hart wird sich diese Entwicklung im Privatkundensegment niederschlagen, da der Besitz eines eigenen Autos im autonomen Zeitalter mutmaßlich eher die Ausnahme als die Regel darstellen wird. Auf diese Entwicklungen sollten sich weitsichtige Institute rechtzeitig einstellen. Der bevorstehende Umbruch in der Automobilbranche wird nur mit umfangreichen Investitionen in neue Technologien und die erforderliche Infrastruktur zu stemmen sein. Hier bieten sich erhebliche Ertragschancen für Kreditinstitute, die sich in diesem Kontext unter anderem mit eigenen Kompetenzzentren rund um die Mobilität der Zukunft einen Wettbewerbsvorteil verschaffen können.“ (Quelle: Der Bank Blog vom 01. April 2019)
Mit diesen oder vergleichbaren technologischen Veränderungen über alle Lebensbereiche hinweg sind sowohl Chancen als auch Risiken für die gesamte Finanzwelt verbunden. Sie beeinflussen in nicht unerheblichem Maße aktuelle und zukünftige Geschäftsmodelle von Banken.
Werden durch neue Entwicklungen neue Grenzen notwendig?
Mir ist beim Lesen dieses Artikels allerdings ein völlig anderer Gedanke gekommen. Es wird so viel über Digitalisierung im Finanzsektor gesprochen und geschrieben, aber kaum irgendwo ist definiert, wo man heute steht, welche Entwicklungsstufen denkbar und erstrebenswert sind und wo man eigentlich hin will oder wo möglicherweise auch Grenzen notwendig und wünschenswert sein könnten.
Befinden wir uns auf dem Weg vom automatisierten zum digitalen oder sogar autonomen Banking im Sinne einer evolutionären oder am Ende disruptiven Veränderung oder geht es nur um eine weitere Automatisierung bzw. Verlagerung einzelner Prozessschritte auf den Kunden, während die Disruption der traditionellen Geschäftsmodelle ausbleibt?
Auf dem Weg zum selbstfahrenden Automobil haben sich Experten auf die Festlegung von fünf Leveln verständigt. Damit ist für alle Marktteilnehmer vom Automobilhersteller über Zulieferer bis zum Käufer bzw. Nutzer ungefähr nachvollziehbar, was wann zu erwarten bzw. möglich sein wird.
Die Definition der fünf Stufen ist in dem o.g. Artikel „Autonomes Fahren als Herausforderungen für Finanzinstitute“ sehr verständlich beschrieben.
0 Dabei bildet die Stufe 0 „Fahrer lenkt und fährt ohne jegliche Assistenzsysteme“ den Ausgangspunkt.1 In der Stufe 1 „assistiertes Fahren“ unterstützen Fahrassistenzsystemen in bestimmten Fahraufgaben den Fahrzeuglenker. Die Steuerung verbleibt beim Fahrer.
2 In der Stufe 2 „teilautomatisiertes Fahren“ übernehmen Systeme Teilaufgaben, die Verantwortung bleibt beim Fahrer.
3 In der Stufe 3 „hochautomatisiertes Fahren“ kann sich der Fahrer vorübergehend vom Verkehrsgeschehen abwenden.
4 In der Stufe 4 „vollautomatisiertes Fahren“ fährt das Fahrzeug überwiegend selbstständig, der Fahrer muss jedoch fahrtüchtig sein.
5 In der Stufe 5 „autonomes Fahren“ übernimmt das Fahrzeug alle Fahrfunktionen, die Fahrzeuginsassen werden zu Passagieren.
Während Fahrzeuge in Level 4 ohne menschlichen Eingriff allerdings nur unter klar definierten Rahmenbedingungen fahren, müssten Level 5 – Fahrzeuge immer und überall komplett ohne menschliches Eingreifen fahren können. Dies ist nach heutigem Kenntnisstand kaum vorstellbar und möglicherweise auch nicht erstrebenswert.” (Quelle: Der Bank Blog vom 1. April 2019)
Eine vergleichbar eingängige Beschreibung für die Entwicklung der Bankentechnologie ist so nicht zu finden.
Entwicklungsstufen im Banking
Dass Vergleiche hinken, liegt in der Natur der Sache, dennoch könnte eine Einteilung in verschiedene Entwicklungsstufen im Banking Sinn machen. Bankprodukte und -dienstleistungen haben sich über die Jahre massiv verändert, ähnlich wie die Autos als Produkte der Automobilindustrie.
Der Kern der jeweiligen Geschäftsmodelle ist dabei aber weitgehend erhalten geblieben. Die Automobilindustrie baut weiter Autos, die Bank bietet weiter Bankprodukte an (Konto, Kredit, Anlage, Zahlungsverkehr, etc.), und zwar solche, die der Kunde in einer i. d. R. sehr festen Beziehung zu einem oder auch mehreren Instituten in unterschiedlichem Ausmaß in Anspruch nimmt.
Dabei wird der Kunde je nach der Qualität der Kunde-/Bankbeziehung bzw. nach Einkommens- und Vermögensverhältnissen von der Bank nach diversen Kriterien klassifiziert und in unterschiedlichem Ausmaß umworben, akquiriert, unterstützt, beraten und/oder betreut.
Vor dem Hintergrund der voranschreitenden Digitalisierung werden sogar die Produktportfolien anderer Markteilnehmer miteinbezogen, integriert oder wenn aus geschäftspolitischer Sicht erforderlich und unumgänglich auch kopiert. Mitunter verschwimmen dabei die Grenzen zwischen klassischen Finanzinstituten, Versandhändlern, Technologieunternehmen und/oder anderen Playern.
Google, Amazon, Apple, Facebook aber auch kleinere FinTechs oder StartUps machen hier in unterschiedlichster Form auf sich aufmerksam und drängen über den Erwerb von Banklizenzen sogar in die klassischen Domänen der Finanzwelt ein.
Vergleichen wir die Finanzwelt mit der Automobilindustrie
Ich betone noch mal, dass Vergleiche hinken. Zieht man eine Analogie zwischen Automobilproduzent und Finanzinstitut und betrachtet man dann die unterschiedlichen Level der technologischen Veränderungen, könnte man über die letzten 60 Jahre eine Entwicklung skizzieren, bei der die Bank dem Kunden immer mehr Assistenzssyteme zum „Fahren“ geboten hat oder bietet. Ein autonom funktionierendes Produkt – analog zum selbstfahrenden Automobil – steht derzeit aber wohl nicht im Fokus. Wichtig war und ist bei allen Veränderungen der Geschäftsmodelle, dass man als erste Adresse in Finanzfragen immer an der Seite des Kunden bleibt.
Ohne allzu intensiv auf die vergangenen bzw. gegenwärtigen technologischen Entwicklungen im Banking einzugehen, kann man festhalten, dass mit Beginn der 60er Jahre eine Automatisierung vorangeschritten ist, die sowohl die Prozesse in der Bank, das Zusammenspiel mit anderen Finanzdienstleistern und die direkte Einbeziehung des Kunden in die gesamte Prozesskette massiv beeinflusst und verändert haben. Online-Verarbeitung, Kundenselbstbedienung am Geldautomat oder Kontoauszugsdrucker bzw. Internetbanking und Finanzapps sind wichtige und markante Meilensteine auf diesem Weg.
Er trieb federführend die Entwicklung innovativer Lösungen für Kreditinstitute voran und hat gemeinsam mit seinem Team eine Vielzahl von IT-Produkten für Banken erfolgreich zum Einsatz gebracht. Auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand ist er weiterhin aufmerksamer Beobachter aktueller Entwicklungen in der Bankenlandschaft und verfolgt intensiv Veröffentlichungen und Diskussionen rund um das Thema Digitalisierung in der gesamten Finanzbranche.
0 Banking in Stufe 0
In der Stufe 0 zeitlich etwa bis zur Einführung der Lohn- und Gehaltskonten hat der Kunde seine Geldgeschäfte häufig nur in geringem Ausmaß automatisiert von der Bank abwickeln lassen..
1 Mit Einführung der Lohn- und Gehaltskonten und dem damit verbundenen automatisierten überwiegend bargeldlosen Zahlungsverkehr wurden immer mehr Funktionen direkt durch die Bank vorgenommen. In Analogie zu den oben beschriebenen Leveln könnte man hier Level 1 definieren.Mit Einführung der Online-Verarbeitung und der Installation der ersten SB-Systeme wurden einzelne Prozessschritte nicht mehr von der Bank sondern vom Kunden selbst übernommen. Geldabhebungen und Kontoauszüge wurden über SB-Systeme ermöglicht. An ersten SB-Terminals in der SB-Zone konnten Überweisungen, und Kontostandsabfragen über Bildschirmtext später über das Internet vorgenommen werden.
2 Teilautomatisiertes Banking gemäß Level 2 …
… bedeutete in diesem Sinne, dass vor allem weniger anspruchsvolle Funktionen auch vom Kunden selbst erledigt werden konnten. Das System „Bank“ hat den Kunden vermehrt in die Prozesskette einbezogen und dabei die Verantwortung auf ihn übertragen bzw. bei ihm belassen. Dies geschah unter Service-, vor allem aber auch unter Rationalsierungsaspekten.
3 Spätestens mit der verstärkten Verbreitung des Internet und der Smartphones bahnte sich das internetbasierte Banking am heimischen PC oder über Apps auf dem Smartphone seinen Weg. Orderabfragen, Käufe und Verkäufe im Wertpapiergeschäft kamen als weitere dem Kunden zur Verfügung gestellte Funktionen hinzu. Hochautomatisiertes Banking – analog Level 3 – stellte dem Kunden vermehrt Systeme zur Verfügung, die auch das qualifiziertere Geschäft betreffen.4 Es kommt: Banking-Level 4
Gemäß obigem Level 4 sind ansatzweise bereits Systeme vorhanden, die dem Kunden auch äußerst anspruchsvolle qualifizierte Geschäfte ohne Unterstützung der Bank ermöglichen. Expertensyteme, KI-basierte Kauf- bzw. Verkaufsempfehlungen, digitale Vermögensverwaltung über sogenannte Robo-Advice-System sind vereinzelt im Einsatz, stecken in der Verbreitung hin zum Kunden allerdings noch in den Kinderschuhen.
5 USP und Zukunft: Das vollautomatisierte Banking in Level 5
Wenn wir jetzt der obigen Leveleinteilung weiter folgen, müsste im nächsten Schritt – Level 5 – die Bank dem Kunden ein System zur Verfügung stellen, welches ihm in weitgehender Autonomie ermöglicht, relevante Finanzgeschäfte ohne direkten Eingriff der Bank – allerdings, und das ist wichtig – immer in Verbindung mit der Bank „zu fahren“.
Und damit könnten die Banken sich ein USP verschaffen, welches innovativ und existenzsichernd zugleich wäre.”
Die Automobilindustrie stellt dem Kunden verstärkt assistenzgestützte bzw. irgendwann auch mal autonom fahrende Autos zur Verfügung, gibt sich selbst damit eine komplett neue Zielsetzung und verändert ihr Geschäftsmodell, ohne sich selbst dabei obsolet zu machen.
Ähnlich könnten Banken ihr Geschäftsmodell für die Zukunft verändern und sich vom automatisierten oder digitalisierten zum „autonomisierten Banking“ bewegen. Ein Banking, was „bankbasiert“ bleibt, aber ausgehend von den mit dem Kunden vereinbarten kurz-, mittel- oder auch langfristig vereinbarten Zielsetzungen autonom durch die einzelnen Phasen im Rahmen der Bank-/Kunde-Beziehungen steuert und lifetime-adäquat Produkte oder Produktportfolien in die Umsetzung bringt, die den Kunden an das Ziel bringen, welches er am Anfang einer entstehenden Entscheidung für ein Finanzinstitut definiert hat.
KI-basierte Systeme sind in einigen Branchen bereits Realität, in der Finanzwelt, findet man sie wenn überhaupt in Produktnischen – z.B. in der Vermögens- und Anlageberatung.
Vor ca. 8 Jahren hatte ich (in meiner Funktion als Vorstandsvorsitzender der GAD) Gelegenheit auf der CeBIT in Hannover ein fast einstündiges Gespräch mit dem damaligen CEO der IBM, Sam Palmisano zu führen. Im Vordergrund standen dabei eigentlich Wünsche und/oder Forderungen, die man als IT-Dienstleister an den Hersteller IBM hat. Unser Gespräch drehte sich aber in der zweiten Hälfte vor allem über die möglichen ersten Einsatzgebiete des auf dieser CeBIT erstmals vorgestellten Watson-Computersystems.
Bei Wikipedia heißt es zu Watson:
Watson ist ein Computerprogramm aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz. Es wurde von IBM entwickelt, um Antworten auf Fragen zu geben, die in digitaler Form in natürlicher Sprache eingegeben werden. Das nach Thomas J. Watson, einem der ersten Präsidenten von IBM, benannte Programm wurde als Teil des DeepQA-Forschungsprojektes entwickelt.[1]
Zur Demonstration seiner Leistungsfähigkeit konkurrierte das Programm in drei vom 14. bis 16. Februar 2011 ausgestrahlten Folgen der Quizsendung Jeopardy! mit zwei menschlichen Gegnern, die in der Show zuvor Rekordsummen gewonnen hatten. Die Partie, für die ein Preisgeld von einer Million Dollar ausgelobt war, wurde in den Medien daher mit dem Duell des Schachweltmeisters Garri Kasparow gegen den Computer Deep Blue verglichen.[2] Das System gewann das Spiel mit einem Endstand von $77.147 gegenüber den $24.000 bzw. $21.600 seiner menschlichen Konkurrenten.[3][4] Im Januar 2017 ersetzte eine japanische Versicherung mehr als 30 Mitarbeiter durch die Watson-Plattform.[5] Die KI soll Namen und Daten der Versicherten sowie deren medizinische Vorgeschichte prüfen und Verletzungen bewerten.”
Wer Jeopardy kennt weiß, dass hier nicht wie in einem üblichen Quiz Fragen beantwortet werden müssen, sondern zu verschiedenen Antworten (Aufgaben) die richtige Frage gefunden werden soll.” (Quelle: Wikipedia)
Ich habe mir damals nach den sehr beeindruckenden Schilderungen des IBM-CEO vorzustellen versucht, wie ein solches KI-System im Banking eingesetzt werden kann – und zwar über bereits im Einsatz befindliche sogenannte Expertensysteme hinausgehend.
Vielleicht könnte folgende bankbezogene Aufgabenstellung an ein auf der Watson-Technologie basierendes System übertragen und in ein innovatives Bankprodukt überführt werden – Gedankenexperiment:
Nach erfolgreichem Abschluss einer Berufsausbildung unterschreibt ein 21-jähriger junger Werbekaufmann aus Köln einen Vertrag bei einer Agentur in München. Seine bestehende Kontoverbindung verlagert er von der XY-Bank in Köln auf die XY-Bank in München – idealerweise auf ein Institut der identischen Bankenorganisation.
Er führt ein Gespräch mit seinem Berater und definiert seine kurz-, mittel- und langfristigen Bedürfnisse bzw. Zielsetzungen. Alles was automatisiert, digitalisiert oder wie auch immer tituliert an Services der Bank zur Verfügung steht und für ihn gemäß Beratung sinnvoll erscheint, wird verabredet und mit mehr oder weniger konventionellen Produkten unterlegt.
Die langfristige Ausrichtung aber – er möchte heiraten, eine Familie mit mindestens zwei Kindern haben, ein Haus bauen, den Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen und die Familie für alle Eventualitäten abgesichert wissen, mit Anfang 60 aufhören zu arbeiten und dann ohne größere Einkommenseinbußen sein Leben genießen, soll über ein anderes Bankprodukt gesteuert werden.
Seine Bank verfügt über ein System, welches auf dem aktuellsten Stand der KI-Technologie (Künstliche Intelligenz) entstanden ist und ständig weiter entwickelt wird. Der Berater gibt alle relevanten Daten und Wünsche des Kunden in dieses System ein und legt einen Vertrag an, der für den Kunden über die nächsten Jahre oder auch Jahrzehnte einen individuellen und dynamischen Finanzplan beschreibt.
Das System definiert im Rahmen eines vereinbarten ebenfalls dynamisierten finanziellen Rahmens solche Produkte, die die angestrebten Ziele erreichbar machen, und bringt diese in vertraglich zu vereinbarende Konstrukte ein. Kunde und Bankberater würden es dann weitgehend dem autonom arbeitenden System überlassen, über die gesamte vereinbarte Laufzeit die jeweils passenden Bankprodukte zu generieren.
Um den Bankkunden analog o.g. Level 5 nicht zum „Passagier ohne Eingriffsmöglichkeit“ werden zu lassen, werden Korridore festgelegt. Nur außerhalb dieser Korridore würde der Berater dem Kunden zu einer Anpassung bzw. Korrektur raten. Die Bank ist trotz aller Autonomie immer an der Seite des Kunden und bleibt seine erste Ansprechadresse.
So oder so ähnlich könnte „autonomisiertes Banking“ aussehen. Ob es das schon gibt, ob es in den Schubladen von Finanzinstituten auf erste Einsätze wartet, „who knows…“.
Was ich allerdings weiß – und ich beziehe mich sehr gern auf eigene Erlebnisse und Erfahrungen – Beratung und Betreuung von Banken kann sehr unterschiedlich ausfallen, besonders dann, wenn sie gewissermaßen die verschiedenen Lebensphasen begleiten soll. Und sie ist insbesondere im Mengengeschäft sehr aufwendig. Dass aus dem Mengenkunden “Berufsanfänger” mal ein vermögender Privater werden kann, wird dabei zu häufig verdrängt.
Wunsch und Wirklichkeit
Meine Erfahrungen betreffen drei mir nahestehende Personen bzw. Personenkreise. Meine erste Bankverbindung zum Beginn meines BWL-Studiums hatte ich bei einer Filiale einer großen deutschen Bank. Die Kontoanlage war auf Grundlage einer monatlichen Überweisung meiner Eltern vergleichsweise simpel, man war – und das ist mir bis heute in Erinnerung – großzügig bei der Festlegung eines Disporahmens – eine darüber hinausgehende Beratung respektive Betreuung gab es nicht.
Nach meinem Studium trat ich in die Dienste der genossenschaftlichen Organisation ein und wechselte dementsprechend auch meine Kontoverbindung zu einer Volksbank. Vor über 40 Jahren war das nicht ganz trivial – so etwas wie “Umzugsservice” ist mir zumindest nicht begegnet. es war also mit einigem manuellen Aufwand verbunden. Über die weiteren Erfahrungen lasse ich mich hier im Detail nicht aus, sie waren zumindest beratungsbezogen nach oben hin “ausbaufähig”.
Meine Kinder aus erster Ehe – heute 35 und 39 jeweils mit eigenen Kindern – haben über die verschiedenen Lebensphasen hinweg da zum Teil schon bessere Erfahrungen gemacht. Wenn man allerdings als besorgter Vater fragt, wie steht es denn beispielsweise mit Themen rund um die Altersvorsorge oder sonstigen Versicherungen, würde ich ebenfalls von “ausbaufähig” sprechen.
Ganz anders jetzt meine/unsere Erfahrungen bei unserer jetzigen Hauptbankverbindung bei einem ebenfalls genossenschaftlichen Institut im westlichen Münsterland. Ein exzellent aufgestellter Privatbankingbereich betreut uns hochqualifiziert und über alle Themenstellungen der privaten Finanzen hinweg. Sogar meine Kinder in zweiter Ehe – beide gerade Studienanfänger – sind einbezogen und lernen auf diesem Weg viel früher, was Banken alles leisten können und wollen.
Allerdings – und darüber bin ich mir sehr wohl im Klaren – diese Art von lebensphasenbegleitender Beratung und Betreuung ist sehr personalintensiv, aber mit der Aussicht auf eine langfrsitige Kunde-/Bankbeziehung im beiderseitigen Interesse trotzdem sinnvoll.”
Solch einen Ansatz zu flankieren, zu optimieren und möglicherweise auch personalkostenschonender zu machen, da wäre doch die Entwicklung und der Einsatz des oben beschriebenen KI-System zumindest eine Überlegung wert. Alles Wissen, alle Erfahrung und alle Daten und Informationen über den Kunden, die für eine lebensphasenbegleitende bankbezogene Beratung und Betreuung notwendig sind, könnten hier einfließen, abgerufen und bereitgestellt werden. Die Bank besitzt in der Regel das Vertrauen des Kunden und darf demzufolge mit all diesen Daten operieren.
Viele Vorteile ließen sich hier noch darlegen. Einer wäre mir besonders wichtig, wenn nämlich solche Systeme auch weitgehend autonom funktionieren, sind sie auch dann noch weiter nutzbar, wenn z.B. Berater wechseln oder auch sonstige relevante Veränderungen auf Bank- oder Kundenseite anstehen.
Ich könnte mir auf jeden Fall vorstellen, dass derartige oder ähnliche Überlegungen die aktuelle Diskussion um die ein oder andere Digitalisierungsoffensive von Banken beleben könnte und man die Frage, ob es in Zukunft noch Banken geben wird, eindeutig positiv beantworten kann.
Anno LedererUnd vor diesem Hintergrund würde ich die oft zitierte Aussage von Bill Gates „Banking is necessary, banks are not“ abwandeln in „Banking and even banks are necessary in the future.“
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