André Bajorat: ‘Wie Banking Banken neu definiert – Banking ist Alltag, Banken sind es nicht!’
Vorige Woche hielt André Bajorat, Geschäftsführer von figo, im Rahmen der Handelsblatt Tagung Privatkundengeschäft den Vortrag “Wie Banking Banken neu definiert – Banking ist Alltag, Banken sind es nicht!” zur Entwicklung des Banking. Unmittelbar nach den Größen der Industrie sprach er als erste Nicht-Bank. Hier nun die Kernthesen des Vortags mit spannenden Zusatzinformationen, die nicht im Vortrag enthalten sein konnten.
von André Bajorat, figo
Neun Thesen zum Banking der Zukunft
1. Die technische Evolution ist eine Geschichte der Demokratisierung von Exklusivem für die Masse! Dies kommt nun auch bei Banken an und führt dazu, dass immer mehr – bisher exklusive – Produkte bei der Masse ankommen. Angebote, die beispielsweise früher ausschließlich im Rahmen vom Wealth Management zur Verfügung standen, sind nun für alle Kunden zugänglich.
2. Viele Eintrittsbarrieren in ein komplexes Thema (Bank) sind verschwunden – Technik ist bezahlbar und Basistechnologien stehen bereit, die zudem von den Nutzern angenommen werden.
3. Die Tech-Welt und Rahmenbedingungen haben sich dramatisch verändert, Open-Source, Cloud und APIs machen vieles möglich und Kunden erwarten perfekte Lösungen mit überragender User-Experience.
4. Mit PSD2 erreicht ein unerwarteter Katalysator die Finanzwirtschaft.
5. Die Bank wird damit erstmals vom Banking entkoppelt.
6. Bank kennt keine nationalen Grenzen mehr.
7. Banking findet in einer PSD2-Welt nicht mehr zwingend bei der Bank statt.
8. Der Kunde entscheidet über den richtigen Ort und vor allem den passenden Kontext für die Nutzung seiner Finanzen. Die Bank kann dies nicht mehr “verhindern”.
9. Banking wird – wie es im Payment schon erfolgte – Teil eines Prozesses, verschwindet im Use-Case und wird auf diese Weise unsichtbar.
Worum geht es daher für die Bank der Zukunft ?
1. Das digitale finanzielle Zuhause für den Kunden zu werden.
2. Auch in der vernetzen, digitalen Welt werden Nutzer nach zentralen Orten suchen, die ihnen smart zur Seite stehen. Da es sich beim Banking um ein alltagsrelevantes Thema für jedermann handelt, hat Banking das Potenzial, auch von den großen Alltagsbegleitern der digitalen Plattform-Welt – den GAFAs – aufgenommen zu werden.
3. Dies nicht notwendigerweise als Bank, aber als Banking-Anbieter. Daher wird es für die Banken, die auch künftig Touchpoints zum Kunden haben wollen, darauf ankommen, mit der Qualität und den Gedanken dieser globalen Dienste mitzuhalten. Mittelmäßigkeit und halbgute Angebote werden Kunden nicht mehr lange akzeptieren. In einem sehr austauschbaren Produktumfeld wird die User-Experience, die Aggregationsfähigkeit und in Grenzen die Brand für den Kunden entscheidend sein.
4. Die Bank im richtigen Kontext für den Kunden “stattfinden zu lassen”.
5. Banking im “Silo” der Bank wird immer unwichtiger – so wie wir zu Beginn unsere Bankkarten nur bei unserer Hausbank nutzen konnten und diese nun weltweit einsetzen können, wird sich Banking von der Bank lösen.
6. Schlaue Banken werden dafür sorgen und dabei helfen, dass Banking ein Alltagsbegleiter in den für den Kunden relevanten Diensten sein wird. Ob beim Einkaufen, der Buchhaltung, der Identifizierung, beim Sparen oder in unzähligen anderen Use-Cases.
7. Die Bank “accessible” zu machen, um relevant zu bleiben.
8. Das oben bereits erwähnte Bankensilo wird keine Zukunft haben – vielmehr muss die Bank als Softwareunternehmen “accessible” – also anbindbar sowie vernetzbar sein. Dies ist neu für viele Banken und Banker und hat nicht nur technische Folgen – APIs bauen können fast alle – insbesondere erfordert es jedoch ein anderes Denken: ein Handeln auf Augenhöhe mit neuen Partnern und das Bewusstsein dafür zu haben, als Infrastrukturanbieter hilfreich für Partner sein zu müssen.
9. Aus der vertikalen Produktdenke in ein horizontales User-Erlebnis zu gelangen.
10. Die meisten Produkte und Dienste in Banken sind heute in vertikalen Säulen erdacht und werden auch so an Kunden gegeben. Ein einheitliches Erlebnis für den Kunden, der nicht vertikal, sondern horizontal über alle seine verschiedenen Produkte denkt, ist daher nicht wirklich vorhanden.
11. Ein Beispiel: In den meisten Banken sind beispielsweise das Online-Banking, die Webseite, das Girokonto, die Kreditkarte und die Mobile-App verschiedene Produkte, die oft in unterschiedlichen Einheiten verantwortet werden. Eine durchgängige User-Experience für den typischen Kunden, der alle diese Dienste und Produkte bei einer Bank nutzt, ist bisher die große Ausnahme.
André M. Bajorat
André M. Bajorat ist Unternehmer, Berater, Speaker, Business-Angel und Mentor im deutschen Startup- und FinTech-Umfeld aktiv. Aktuell ist er als CEO bei figo.io, Partner bei KI-Finance sowie im Advisoryboard von FinLeap und Cringle aktiv. Initiator der Abstimmung „FinTech des Jahres“ und des „Bankathons”. Twitter: @ambajorat
Was braucht es dafür auf Seiten der Bank – vor allem ein anderes Mindset
1. Software und Daten als echte Werte verstehen, die im Sinne der User genutzt werden
2. Die gern gehörten Ausreden “Das wollen unsere Kunden nicht.” oder “Das dürfen wir nicht.” müssen ein Ende haben. Der vorhandene Datenschatz gehört im Sinne des Kundennutzens und unter Einhaltung der Datensouveränität beim Kunden gehoben.
3. Neue Fähigkeiten, Offenheit, Flexibilität, Ideen, Speed
4. Wohl eine der größten Challenges besteht darin, neue Fähigkeiten und damit eine neue Offenheit in die etablierten Banken hineinzubekommen. Das kann auch dadurch gelingen, dass neue Lieferanten ausgesucht werden, welche diese Fähigkeiten mitbringen. Entscheidend ist aber, dass dieser Wandel von der Spitze vorgelebt wird und die Digitalisierung und die damit einhergehenden Veränderungen von “oben” nicht als Trend oder wieder verschwindender Schnupfen gesehen wird.
5. Die Künstler unserer Zeit: Developer, Developer, Developer, die Lösungen im Sinne der Nutzer schaffen. Diese Developer für sich zu gewinnen und an sich zu binden, ist eine weitere Challenge für Banken.
6. Kreativität für neue Geschäftsmodelle und eine Monetarisierung, die komplett anders sein wird, als es Banken heute gewohnt sind: z. B. Freemium oder der User als Teil des Produkts oder Open-Source und weitere, heute noch nicht bekannte Ideen.
7. Technische Offenheit (APIs), die andere Industrien seit Jahren schon leben, damit gute Lösungen im Sinne der Kunden auch von Dritten geschaffen werden können.
Fazit: Was passiert im Banking durch PSD2 – ein interessanter Vergleich
2. Auch in der vernetzen, digitalen Welt werden Nutzer nach zentralen Orten suchen, die ihnen smart zur Seite stehen. Da es sich beim Banking um ein alltagsrelevantes Thema für jedermann handelt, hat Banking das Potenzial, auch von den großen Alltagsbegleitern der digitalen Plattform-Welt – den GAFAs – aufgenommen zu werden.
3. Dies nicht notwendigerweise als Bank, aber als Banking-Anbieter. Daher wird es für die Banken, die auch künftig Touchpoints zum Kunden haben wollen, darauf ankommen, mit der Qualität und den Gedanken dieser globalen Dienste mitzuhalten. Mittelmäßigkeit und halbgute Angebote werden Kunden nicht mehr lange akzeptieren. In einem sehr austauschbaren Produktumfeld wird die User-Experience, die Aggregationsfähigkeit und in Grenzen die Brand für den Kunden entscheidend sein.
4. Die Bank im richtigen Kontext für den Kunden “stattfinden zu lassen”.
5. Banking im “Silo” der Bank wird immer unwichtiger – so wie wir zu Beginn unsere Bankkarten nur bei unserer Hausbank nutzen konnten und diese nun weltweit einsetzen können, wird sich Banking von der Bank lösen.
6. Schlaue Banken werden dafür sorgen und dabei helfen, dass Banking ein Alltagsbegleiter in den für den Kunden relevanten Diensten sein wird. Ob beim Einkaufen, der Buchhaltung, der Identifizierung, beim Sparen oder in unzähligen anderen Use-Cases.
7. Die Bank “accessible” zu machen, um relevant zu bleiben.
8. Das oben bereits erwähnte Bankensilo wird keine Zukunft haben – vielmehr muss die Bank als Softwareunternehmen “accessible” – also anbindbar sowie vernetzbar sein. Dies ist neu für viele Banken und Banker und hat nicht nur technische Folgen – APIs bauen können fast alle – insbesondere erfordert es jedoch ein anderes Denken: ein Handeln auf Augenhöhe mit neuen Partnern und das Bewusstsein dafür zu haben, als Infrastrukturanbieter hilfreich für Partner sein zu müssen.
9. Aus der vertikalen Produktdenke in ein horizontales User-Erlebnis zu gelangen.
10. Die meisten Produkte und Dienste in Banken sind heute in vertikalen Säulen erdacht und werden auch so an Kunden gegeben. Ein einheitliches Erlebnis für den Kunden, der nicht vertikal, sondern horizontal über alle seine verschiedenen Produkte denkt, ist daher nicht wirklich vorhanden.
11. Ein Beispiel: In den meisten Banken sind beispielsweise das Online-Banking, die Webseite, das Girokonto, die Kreditkarte und die Mobile-App verschiedene Produkte, die oft in unterschiedlichen Einheiten verantwortet werden. Eine durchgängige User-Experience für den typischen Kunden, der alle diese Dienste und Produkte bei einer Bank nutzt, ist bisher die große Ausnahme.
André M. Bajorat ist Unternehmer, Berater, Speaker, Business-Angel und Mentor im deutschen Startup- und FinTech-Umfeld aktiv. Aktuell ist er als CEO bei figo.io, Partner bei KI-Finance sowie im Advisoryboard von FinLeap und Cringle aktiv. Initiator der Abstimmung „FinTech des Jahres“ und des „Bankathons”. Twitter: @ambajorat
Was braucht es dafür auf Seiten der Bank – vor allem ein anderes Mindset
1. Software und Daten als echte Werte verstehen, die im Sinne der User genutzt werden
2. Die gern gehörten Ausreden “Das wollen unsere Kunden nicht.” oder “Das dürfen wir nicht.” müssen ein Ende haben. Der vorhandene Datenschatz gehört im Sinne des Kundennutzens und unter Einhaltung der Datensouveränität beim Kunden gehoben.
3. Neue Fähigkeiten, Offenheit, Flexibilität, Ideen, Speed
4. Wohl eine der größten Challenges besteht darin, neue Fähigkeiten und damit eine neue Offenheit in die etablierten Banken hineinzubekommen. Das kann auch dadurch gelingen, dass neue Lieferanten ausgesucht werden, welche diese Fähigkeiten mitbringen. Entscheidend ist aber, dass dieser Wandel von der Spitze vorgelebt wird und die Digitalisierung und die damit einhergehenden Veränderungen von “oben” nicht als Trend oder wieder verschwindender Schnupfen gesehen wird.
5. Die Künstler unserer Zeit: Developer, Developer, Developer, die Lösungen im Sinne der Nutzer schaffen. Diese Developer für sich zu gewinnen und an sich zu binden, ist eine weitere Challenge für Banken.
6. Kreativität für neue Geschäftsmodelle und eine Monetarisierung, die komplett anders sein wird, als es Banken heute gewohnt sind: z. B. Freemium oder der User als Teil des Produkts oder Open-Source und weitere, heute noch nicht bekannte Ideen.
7. Technische Offenheit (APIs), die andere Industrien seit Jahren schon leben, damit gute Lösungen im Sinne der Kunden auch von Dritten geschaffen werden können.
Fazit: Was passiert im Banking durch PSD2 – ein interessanter Vergleich
Einen sehr guten Vergleich zu den Entwicklungen rund um die PSD2 zog Paymentandbanking-Mitblogger Jochen Siegert (Traxpay):
Denn vor genau 20 Jahren wurde die weltweite Öffnung der Telefon- & Datennetze beschlossen. Erwartet wurden Preissenkungen & radikale technologische Innovationen.
Wie drastisch diese Innovationen und die Veränderungen für die etablierten Player geworden sind, hat sich sicher keiner vorstellen können.aj
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