Paydirekt: Deutsche Bank und Commerzbank übernehmen Anteil der Poolbanken
Es ist eher eine Resteverwertung als ein echter Neustart: Die Deutsche Bank mit der Postbank sowie die Commerzbank mit Comdirect haben die frei werdenden Anteile an Paydirekt übernommen, die durch den Ausstieg der sogenannten Poolbanken zur Disposition standen. Auch wenn man betont, dass durch diese Verschlankung die Entscheidungsprozesse einfacher geworden seien, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Paydirekt zu einem (wenn auch wichtigen) Teil eines größeren Gesamtkonzepts wird.
Das offizielle Abstoßen der Anteile durch die Poolbanken ist nicht zwingend gleichbedeutend mit einem kompletten Ausstieg im Sinne des Angebots von Paydirekt (Website) an die jeweiligen Kunden des Instituts: ING, OLB, Degussa-, Targo- und HypoVereinsbank werden Paydirekt unverändert weiterhin anbieten, erklärt eine Sprecherin. Sie werden aber, so heißt das offiziell, „von ihrem bisherigen Investorenstatus in einen Teilnehmerstatus wechseln“. Sowohl für Kunden als auch für Händler werde sich im Vergleich zum aktuellen Stand somit nichts verändern. Zudem plant die MLP Banking, Paydirekt ihren Kunden anzubieten.Diejenigen, die Paydirekt noch nicht bereitstellen, namentlich die Institute Santander, Südwestbank, Flessabank, VW Bank und Consorsbank „werden zu gegebener Zeit über das Angebot von paydirekt entscheiden und ziehen sich aus dem Investorenkreis zurück“.
Die regional orientierte National Bank, Essen bietet Paydirekt mit Blick auf ihre strategische Ausrichtung im Bereich Vermögensanlage und Finanzierung nicht mehr an, da Payment-orientierte Zusatzangebote rund um das Girokonto nicht im Fokus der Kundenbeziehung des Instituts stehen – keine allzu große Überraschung.
ING, HVB, Targobank, OLB, …
Anfang 2019 führte der angekündigte Ausstieg der Poolbanken, genauer der ING, HVB, Targobank, OLB, Degussa Bank und National-Bank (die ihren Kunden Paydirekt angeboten haben) sowie der Santander, Südwestbank, Flessabank, MLP, Volkswagen Bank und Consorsbank (die Paydirekt nicht angeboten haben) dazu, dass der Fortbestand von Paydirekt zwar nicht direkt in Frage gestellt wurde, aber immerhin eine intensive Diskussion darüber losging, wer denn die nun frei werdenden Anteile übernehmen könnte.
Grundsätzlich verteilen sich (etwas vereinfacht) die Anteile der Paydirekt GmbH zu je einem Drittel auf Sparkassen (der Ausstieg einiger weniger Sparkassen ändert hieran übrigens nichts, weil die GIZS der Anteilseigner ist) und Genobanken sowie das letzte Drittel auf Deutsche Bank und Postbank, Commerzbank und Comdirect sowie die Paydirekt Beteiligungsgesellschaft privater Banken mbH (vereinfacht: Poolbanken). Nachdem die jetzt seit Januar 2020 raus sind, haben schlüssigerweise die Commerzbank und die Deutsche Bank ihre Anteile entsprechend erhöht. Damit halten Commerzbank- und Deutsche-Bank-Konzern je 16,67 Prozent der Anteile. Ob und in welchem Umfang hierfür Geld geflossen ist, wurde auch auf explizite Nachfrage durch IT-Finanzmagazin nicht kommuniziert.
Deutsche Bank und Commerzbank haben die Anteile der Poolbanken, die in einer Beteiligungsgesellschaft zusammengefasst waren, zu gleichen Teilen übernommen. Durch diese Anteilsübertragung wird die Gesellschafterstruktur vereinfacht. So können Entscheidungen künftig schneller, mit weniger Partnern getroffen werden.“
Statement von Paydirekt
Die vereinfachte Entscheidungsfindung ist indes ein schwacher Trost für eine Lösung, die vor wenigen Jahren als Lösung der gesamten deutschen Kreditwirtschaft an den Start gegangen war.
Paydirekt: Vielleicht bald Teil einer channel-übergreifenden Lösung
Wie es mit Paydirekt weitergeht, ist ohnehin schwer zu sagen: Denn mit sehr viel Vorschusslorbeeren 2015 gestartet, entwickelte sich der Bezahldienst der deutschen Banken, selbst wenn man es wohlwollend betrachtet, nicht so wie erhofft. Heute zählt Paydirekt gerade einmal 3,2 Millionen registrierte Nutzer – von denen viele den Dienst dank großzügiger Werbekostenzuschüsse an Online-Händler allenfalls sporadisch nutzen. Immerhin nutzen fast die Hälfte der laut EHI Top-20-Online-Händler in Deutschland Paydirekt und insgesamt sollen rund 10.000 Shops den Dienst unterstützen.
Paypal dagegen kommt auf gut 22 Millionen Nutzer in Deutschland und zählt zu den beliebtesten Bezahlverfahren der Deutschen, wenn es um bargeldloses Bezahlen geht (neben der immer noch beliebten Rechnung und der klassischen Lastschrift). Dank der Lastschrift sind die Banken also immerhin noch mit im Boot.
Das heißt allerdings nicht, dass die Banken die Hoffnungen aufgegeben haben, mit einem eigenen System ihren Anteil am digitalen, bargeldlosen, mobilen und sonstwie auf den E-Commerce-Boom ausgerichteten Bezahlen zu bekommen. X-Pay ist der Projektname einer Initiative der Deutschen Kreditwirtschaft, in die auch Paydirekt einfließen könnte. Das Projekt, das ziemlich sicher einen gemeinsamen (etablierten?) Markennamen haben wird, läuft zumindest offiziell auch unter dem Begriff #DK (Digitalen Kreditwirtschaft), könnte neben Paydirekt und dem ebenfalls nur mittelmäßig erfolgreichen Giropay auch Girocard-Funktionen sowie das Handy-Bezahlverfahren Kwitt enthalten.
Die Girocard als allgemein bekanntes und akzeptiertes Bezahlverfahren wäre dann wohl auch die am besten geeignete Lösung für die Brand, unter der sich alle Deutschen etwas vorstellen könnten. Ob es aber tatsächlich so kommt, ist ungewiss, auch wenn es das ziemlich übereinstimmend aus mehreren voneinander unabhängigen Quellen heißt – die freilich ähnlich übereinstimmend erklären, dass da vieles noch nicht in Stein gemeißelt sei.tw
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