Facebook Pay kommt! Bezahlfunktionen unter Facebook, Whatsapp und Co. angekündigt
So einfach wie das Verschicken eines Fotos will Mark Zuckerberg das Bezahlen auf allen Plattformen des Unternehmens machen. Jetzt hat der Facebook-Chef den Zahlungsdienst Facebook Pay offiziell angekündigt, der in den kommenden Monaten weltweit ausgerollt werden soll – und insbesondere die Payment Services der Digitalkonzerne, aber auch Banken und Kreditkartenunternehmen in Zugzwang bringen wird.
Heute gab Facebook bekannt, dass das Unternehmen Facebook Pay als Dachmarke und Meta-Dienst für alle zum Unternehmen gehörenden Plattformen – von Facebook über Instagram bis hin zum Facebook Messenger und Whatsapp – etablieren will. Wie das Unternehmen in einem Blogbeitrag ankündigt, wird Facebook Pay zunächst in den USA auf Facebook und im dazugehörenden Messenger ausgerollt – die Rede ist von dieser Woche. Der Bezahldienst soll im ersten Schritt für Spendenaktionen, den Kauf von Veranstaltungstickets, für In-Game-Käufe sowie für P2P-Payment genutzt werden.
Nutzer sollen zudem bei ausgewählten Unternehmen und Händlern auf der Plattform einkaufen können – mittelfristig sicherlich ein spannendes Geschäftsfeld, gerade im Instagram-Kontext. Dabei arbeitet das Zuckerberg-Imperium sowohl mit den gängigen Kreditkartenanbietern als auch mit Paypal zusammen. In Zukunft, so erklärt Deborah Liu, Vice President Marketplace and Commerce, wolle man „Facebook Pay für mehr Nutzer bereitzustellen, für Instagram und Whatsapp“.
Facebook Pay ist (zunächst) unabhängig von Libra zu sehen
Dabei legt das Unternehmen aber Wert darauf zu betonen, dass Facebook Pay erst einmal nichts mit der geplanten Kryptowährung Libra zu tun hat, gegen die seitens zahlreicher Staaten, Zentralbanken und Aufsichtsbehörden Vorbehalte bestehen:
Facebook Pay basiert auf der bestehenden Finanzinfrastruktur und Partnerschaften und ist unabhängig von der Calibra-Wallet, die im Libra-Netzwerk laufen wird.“
Deborah Liu, Vice President Marketplace and Commerce, Facebook im offiziellen Blogpost
Natürlich spricht das Unternehmen auch über das Thema Sicherheit und betont, dass sämtliche geltenden Datenschutzrichtlinien gewahrt werden:
Wir haben Facebook Pay entwickelt, um Ihre Karten- und Bankkontonummern sicher zu speichern und zu verschlüsseln, Betrugsüberwachung auf unseren Systemen durchzuführen, um unbefugte Aktivitäten zu erkennen und Benachrichtigungen über Kontoaktivitäten bereitzustellen. Sie können auch eine PIN hinzufügen oder die Biometrie Ihres Geräts, wie z.B. die Erkennung von Berührungen oder Gesichtsausweisen, für eine zusätzliche Sicherheitsschicht beim Senden von Geld oder bei einer Zahlung verwenden. Facebook empfängt oder speichert die biometrischen Daten deines Geräts nicht.“
Deborah Liu, Vice President Marketplace and Commerce, Facebook im offiziellen Blogpost
Dass das heutige Announcement erst der Anfang einer groß angelegten Serie von Schritten zur Etablierung des Payment Services ist, steht außer Frage.
Facebook Pay ist Teil unserer laufenden Arbeit, um den Handel für die Menschen in unseren Apps komfortabler, zugänglicher und sicherer zu machen. Und dabei glauben wir, dass wir Unternehmen beim Wachstum unterstützen können und Menschen überall die Möglichkeit geben, Dinge online zu kaufen und zu verkaufen. Wir werden Facebook Pay weiter entwickeln und nach Möglichkeiten suchen, es für die Menschen in unseren Apps noch wertvoller zu machen.“
Deborah Liu, Vice President Marketplace and Commerce, Facebook im offiziellen Blogpost
London als Zentrum für die Facebook-Bezahlfunktionen
Die Messlatte liegt hoch – denn schon vor einigen Wochen hatte Mark Zuckerberg angekündigt, er wolle das Bezahlen innerhalb der Plattformen so einfach gestalten wie das Versenden eines Bildes – eine Idee, bei der er sich an den chinesischen Mitbewerbern, namentlich an Wechat, orientiert, der seinerseits die Fühler in Richtung Europa und Nordamerika ausstreckt. Der Handel auf den Plattformen könnte so neben dem hervorragend laufenden Werbegeschäft das zweite wichtige Standbein werden, ähnlich wie dies beim chinesischen Messenger-Dienst Wechat der Fall ist,
Bereits im Frühjahr hatte das Unternehmen für die Entwicklung der Payment-Applikationen Mitarbeiter in London gesucht. Rund hundert Mitarbeiter sollen sich dort um die Entwicklungsaufgaben der Payment-Services und die Themen Betrugsprävention und Schutz vor Spam und Phishing kümmern. Dass Zuckerberg gerade UK als Standort auswählt, verwundert angesichts des anstehenden Brexit einerseits schon, hat aber sicherlich auch mit dem hohen Stellenwert zu tun, den Whatsapp dort genießt.
Facebook Pay: Wer gewinnt, wer verliert?
Wer wird nun in den nächsten Tagen besonders unruhig schlafen? Die Banken und Sparkassen in den Industrieländern dürfte das alles ziemlich kalt lassen, da sie ein anders gelagertes Geschäftsmodell haben – und die Kreditkarten ausgebenden Unternehmen werden hierzulande, wo die Kreditkarte immer noch weniger Relevanz hat als etwa in den USA, sogar davon profitieren, wenn es (noch) mehr digitale Einsatzmöglichkeiten für Kreditkarten gibt. Ein weiterer Marktteilnehmer ergibt sich vor allem für die Digitalkonzerne wie Apple und Google, aber auch für Dienste wie Paypal, die beispielsweise beim Handel mit Onlinegütern, aber auch beim Eintrittskartenkauf häufig zum Zuge kamen. Letzten Endes also (wenn auch erwartbar) wiederum ein großer Marktteilnehmer mehr, der im digitalen Raum Zahlungen ausführt. tw
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