Finance Cloud: “Für viele ist der kulturelle Wandel am schwersten” – Peter Buchmann (FI-TS) im Interview
Der IT-Dienstleister FI-TS will Banken und Versicherungen beim Weg in die Cloud unterstützen. Dafür wurde mit der FI-TS Finance Cloud eine eigene Lösung geschaffen. Wir haben Peter Buchmann, den zuständigen Produktmanager bei FI-TS, befragt.
Herr Buchmann, lange Zeit hielt sich der Finanzsektor beim Einsatz der Cloud sehr zurück und behielt große Teile der IT lieber inhouse oder in eigenen Rechenzentren. Warum ist das so?
Das Thema Cloud beschäftigt den Finanzsektor ja schon viele Jahre. Am Anfang war die Skepsis sehr groß, weil es Zweifel gab, ob die Sicherheit der kritischen Daten und damit die Erfüllung der regulatorischen Vorgaben in der Cloud zu gewährleisten ist. Dazu kamen bei vielen Finanzdienstleistern gewachsene Prozess- und Systemlandschaften. Das macht eine Migration in die Cloud auch heute nicht trivial.In der letzten Zeit hat aber dennoch ein Umdenken stattgefunden, weil klargeworden ist, dass Cloud und Regulatorik miteinander vereinbar sind und das sich der Aufwand für die notwendige Modernisierung der Software am Ende für die Finanzdienstleister lohnt.”
Spielt die Cloud denn bei der Modernisierung der Software eine große Rolle?
Die Cloud wird dafür auf jeden Fall immer wichtiger. Ein systemrelevanter Kunde von uns hat ein strategisches Programm zur Modernisierung seiner Software aufgesetzt, mit dem er seine Kernanwendungen zukunftsfähig und agil gestalten möchte. Ein wichtiger Aspekt in dem Projekt ist es, diese in Microservices umzuwandeln und sich so den Weg in die Cloud zu eröffnen.
Seit kurzem bieten Sie die FI-TS Finance Cloud Native an. Was ist das?
Die FI-TS Finance Cloud Native ist eine mehrmandantenfähige Cloud-Plattform auf Basis von Bare-Metal-Servern, die State-of-the-Art-Technologien wie Kubernetes und Docker nutzt. Durch Separierung der Server-Hardware erfolgt eine sichere Trennung von Mandanten und Umgebungen. Nach dem Prinzip des skalierungsfähigen Cloud-Pricings für CPU und RAM wurden bei der Lösung nur modernste Technologien mit optimaler Performance eingesetzt. Im Mittelpunkt unserer FI-TS Finance Cloud Native steht ein standardisiertes Tool für das automatisierte Integrieren und Deployen von Applikationen – unsere CI/CD-Pipeline. Die FI-TS Finance Cloud erfüllt alle regulatorischen Vorgaben und bietet Banken und Versicherungen so ein festes Fundament für ihre digitale Transformation.
Warum dieser Schritt?
Die Digitalisierung stellt Banken und Versicherungen vor neue Herausforderungen. Wo früher der klassische IT-Betrieb nach dem Prinzip „Plan-Build-Run“ funktionierte, geht es heute um das Management agiler Cloud-Architekturen. Die Bandbreite an Technologien im IT-Betrieb ist groß. Von Mainframe bis zu Angeboten von Hyperscalern reicht die Bandbreite bei unseren Kunden. Genau hier sehen wir unseren Ansatzpunkt. Indem wir IT-Services unserer Kunden konsequent Richtung Cloud ausbauen, helfen wir ihnen dabei die flexiblen, sicheren und hochverfügbaren Cloud-Lösungen für die flexible Gestaltung ihrer digitalen Geschäftsprozesse zu nutzen.
Wen wollen Sie damit ansprechen?
Wir sprechen mit unserer FI-TS Finance Cloud alle Banken und Versicherungen an, die die Effizienz, Flexibilität und Skalierbarkeit der Cloud-Technologie für sich nutzen wollen. Das schließt insbesondere auch die systemrelevanten Häuser ein, von denen einige zu unseren Kunden zählen. Natürlich gibt es in den Häusern große Unterschiede. Während einige Banken und Versicherungen noch an klassischen, Mainframe-zentrierten Architekturen festhalten, sind andere schon mit Nachdruck dabei, ihre Software auf Microservices umzustellen. Um unsere Kunden so zu unterstützen, wie sie es aktuell benötigen, gibt es drei verschiedene Modelle der FI-TS Finance Cloud, mit insgesamt über 360 verschiedenen Produktvarianten. Damit steht allen Kunden der Weg in die moderne IT-Welt offen, auch wenn sie sich heute noch nicht auf diesen Weg gemacht haben. Wichtig dabei ist aber, dass sie sich auf unsere Standards einlassen, wenn sie die Digitalisierung in ihrem Hause vorantreiben.
Wie garantieren Sie die Datensicherheit?
Unsere Prozesse und Verfahren zur Einhaltung regulatorischer Anforderungen und damit auch der Datensicherheit und des Datenschutzes sind prüfungsbewährt und werden in unseren Cloud-Angeboten konsequent berücksichtigt. Unsere Rechenzentren stehen in Deutschland und unterliegen natürlich auch deutschen Standards. Diese gehören gerade im Hinblick auf die Datensicherheit zu den strengsten der Welt. Wir unterstützen aber auch ganz praktisch beim Thema Datensicherheit. Durch die Standardisierung und Automatisierung der Prozesse sind weniger manuelle Zugriffe nötig. Dadurch wird die Sicherheit ebenfalls erhöht.
Für Banken und Versicherungen spielen regulatorische Vorgaben (BAIT/VAIT) eine große Rolle. Wie stehts mit der Konformität Ihrer Lösung?
Seit 25 Jahren bilden unsere Leistungen alle regulatorischen Anforderungen ab, die an Banken und Versicherungen gestellt werden. Von dieser großen Erfahrung können unsere Kunden durch die FI-TS Finance Cloud profitieren. Sie erfüllt alle Vorgaben, die an Banken und Versicherungen gestellt werden. Wir stehen unseren Kunden beratend zur Seite, wenn es darum geht, auf dem Weg in die Cloud die eigenen Prozesse konform zu den aufsichtlichen Vorschriften zu gestalten.
Was sind für Ihre Kunden die größten Stolpersteine auf dem Weg in die Cloud?
Für viele ist der kulturelle Wandel am schwersten.”
Die erforderliche Automation setzt an vielen Stellen voraus, dass eingespielte Prozesse aufgebrochen und verändert werden. Nicht selten stoßen unsere Kunden hier auf interne Widerstände. Für die Prozessbeteiligten fühlt sich die Veränderung oft disruptiv an und sie suchen nach Wegen, möglichst wenig zu ändern. Das geht dann aber wieder zu Lasten der Automation und bremst den gesamten Weg in die Cloud. Hier brauchen sie ein gutes Changemanagement.
Haben Sie ein Beispiel dafür, wo die Automation einen Prozess verändert?
Ein gutes Beispiel dafür ist das Bestellwesen. Stellen Sie sich vor, Sie benötigen eine neue Testumgebung. Früher hätten Sie dafür ein Formular ausgefüllt oder eine Mail geschrieben. Ihr Vorgesetzter hätte ihren Antrag freigegeben und der Auftrag wäre erteilt worden. Je nach Komplexität hätte die IT für Ihre neue Testumgebung ein paar Tage oder Wochen gebraucht und sie Ihnen dann zur Verfügung gestellt. Heute prüfen Sie Ihre Anforderung, geben diese entsprechend ein, bestellen die gewünschte Testumgebung, gehen einen Kaffee trinken, und wenn Sie zurückkommen, ist die neue Testumgebung vollautomatisch konfiguriert und einsatzbereit. Das heißt, ohne irgendeine weitere Abstimmung oder Freigabe wird die Bestellung zeitnah erfüllt.
Wie sehen Sie Ihre Rolle beim digitalen Transformationsprozess der Banken und Versicherungen?
Wir sehen uns als Trend-Scout und Trend-Enabler. Die wichtigen Trends frühzeitig zu erkennen und umzusetzen, ist für Banken und Versicherungen eine große Herausforderung. Hier kommen wir ins Spiel. Zuerst prüfen wir neu aufkommende Trends, stellen entsprechende Prognosen, entwickeln dann passende Nutzen-Cases und helfen am Ende bei der technischen und operativen Umsetzung. Dabei bieten wir nicht nur kompetente Beratung, sondern auch die vollständige Palette digitaler Innovationen. Wir wollen so gestaltender Partner im digitalen Transformationsprozess unserer Kunden sein.
Haben Sie keine Angst, den Anschluss an technisch hochagile FinTechs zu verpassen? Wie bekommen Sie schnelle technische Innovationen für Ihre Kunden hin?
Tempo ist zwar ein wichtiger Faktor, aber nicht der einzige. Wir prüfen aktuelle Trends genau und schauen, in welchen Ideen und Technologien für unsere Kunden das größte Potential steckt und wie sich dieses regulationskonform nutzen lässt.
Sicher sind die FinTechs an der einen oder anderen Stelle schneller in der Umsetzung. Das kann man aber auch für sich nutzen. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Cloud-Strategie unseren Kunden ermöglicht, auf dem Finanzmarkt mit FinTechs zusammenzuarbeiten.”
Herr Buchmann, vielen herzlichen Dank für das Interview.aj
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