Was ist Innovation? Eine Kreditkarte hochkant statt quer bedruckt – eher nicht!
Wenn der Druck auf einer Bankkarte hochkant statt quer angebracht ist, ist das bereits eine Innovation? Scheint so. Zumindest ist das Bankhaus August Lenz erneut für die erste Hochkant-Finanzkarte ausgezeichnet worden – für das Drehen einer Druckvorlage. Dabei beweist die hier vorliegende Karte wenig Konsequenz und sagt einiges über die Innovationskultur im Marketing aus.
Seit Anfang des Jahres bietet das Bankhaus August Lenz (Website) als erste deutsche Privatbank seinen Kunden sämtliche Bankkarten (Kreditkarten und eine Debit-Karte) im innovativen Hochformat-Design an. Das berichtet das Bankhaus in einer Pressemitteilung.Im Zuge der 16. International Business Awards erhielt die Privatbank jetzt den Bronze Stevie bei der internationalen Auszeichnung in der Kategorie „Marketing-Kampagne des Jahres – Finanz-Karten“. Bereits im Mai hatte das Bankhaus die deutsche Ausgabe des Stevie in derselben Kategorie in Gold erhalten.
Es ist das eine, wenn eine (immerhin 250-köpfige, internationale Jury aus 250 Fachleuten und Führungskräften) ein Bankhaus für das Drehen einer Druckvorlage auszeichnet. Das andere ist: Wenn eine hochkant gedrehte Geldkarte heute schon eine Bank-Innovation ist, dann sieht es um die Innovationsfähigkeit der Banken offenbar finster aus.
Davon abgesehen lässt die Formulierung der ersten deutschen Privatbank aufhorchen. Eine kurze Recherche zeigt: So neu ist die Idee wahrlich nicht. Sie wurde mindestens schon einmal bei der britischen Starling-Bank im vergangenen Jahr verwendet. Gar nicht einfach dürfte es indes gewesen sein, alle Regeln der Kreditkartenanbieter, die in einem Styleguide zusammengefasst sind, umzusetzen – sie betreffen unter anderem die Lage und Beschaffenheit des Chips, des Kartenlogos und des Magnetstreifens. Und wer schon einmal herausgefunden hat, dass man eine Karte beim Bezahlen in unterschiedlichen (Spoiler: drei von vier sind falsch!) Richtungen in ein Gerät stecken kann, wird von derartigen Verwirrspielen mit abweichendem Kartendesign auch nicht mehr viel halten.
Personalisierungen auf der Rückseite – und dann doch noch quer
Auf der Vorderseite der Karte finden das Logo der Bank, das Master Card oder Maestro Logo, der EMV-Chip sowie das NFC-Zeichen Platz. Personalisierungen befinden sich gänzlich auf der Rückseite – dort dann aber wieder inkonsequenterweise im Querformat. Dies bietet den Vorteil, dass diese persönlichen Informationen bei Transaktionen nur schwer von Dritten gesehen werden können.
Aber mal abgesehen davon, hält man die Kreditkarte an ein Lesegerät, lässt sich auch eine herkömmliche Karte in diesem Fall – Achtung: Innovation und Lifehack! – einfach umdrehen, so dass sie auch dann nur schwer von Dritten gesehen werden kann.
Die Stevie-Awards gehören zu den begehrtesten Auszeichnungen der Welt und der dazugehörige International Business Award ist das einzige weltweite Auszeichnungsprogramm, das Unternehmensleistungen unter jedem Blickwinkel berücksichtigt. Mit dem International Business Award haben wir nun die Bestätigung, dass wir unserem Ruf als Innovationstreiber der Branche auch auf internationaler Ebene gerecht werden können.“
Jochen Werne, Direktor Marketing & Business Development beim Bankhaus August Lenz
Auch die Kundenresonanz zur neuen Bankkarte falle durchweg positiv aus, lässt uns die Pressemitteilung wissen. „Die Akzeptanz für diese innovative Veränderung ist bei unserer Kundschaft groß. Unsere Kunden schätzen das Design und die auf Sicherheit fokussierte Usability“, erklärt Werne.
In der Tat ist Hochkant ein Trend – bei Smartphone-Darstellung und in digitaler Form. Sich als Bank aber mit einer analogen Kreditkarte zu brüsten, lässt dagegen ebenso tief blicken wie ein Kunde, der auf die „edle Ausstattung“ seiner Girocard stolz ist. Gerade die Kunden einer alt eingesessenen Privatbank dürften auf andere Werte setzen. Auf Zuverlässigkeit, Einfachheit oder vielleicht auch auf guten Service und preiswerte Gebührenstrukturen. Darüber gilt es, Kunden zu gewinnen und zu halten. tw
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