Low-Code-Plattformen: Warum die Zukunft im Versicherungswesen den Robotern gehört
Dank neuer Technologien wie Machine Learning und Spracherkennung werden Prozessautomatisierungslösungen (RPA) immer effizienter und leistungsfähiger. Viele Unternehmen scheitern allerdings an der effektiven Implementierung. Low-Code-Plattformen bieten hierbei eine Umgebung, mit der schnell, einfach und kostengünstig Anwendungen erstellt werden können, um den größtmöglichen Nutzen aus RPA zu ziehen.
von Frederik Goergen, County Manager DACH, Mendix
In den vergangenen Jahren ging es in der Versicherungswirtschaft vor allem darum, Prozesse zu verschlanken und möglichst effizient zu gestalten – für Kunden genauso wie für Mitarbeiter. Dabei haben sich besonders die sogenannten RPA-Lösungen hervorgetan. Doch standen die Versicherer gerade am Anfang häufig vor der Herausforderung, dass der Drang zur Automatisierung besonders im Bereich der Kundeninteraktion alles nur viel komplizierter gestaltete. Dabei wurde das Wichtigste, der Kunde, vernachlässigt.Dabei bringen neue Technologien wie maschinelles Lernen oder Spracherkennung in der Prozessautomatisierung einen klaren Mehrwert und sorgen dafür, dass beispielsweise Bots deutlich „natürlicher“ kommunizieren können. Unternehmen können durch den Einsatz entsprechender Technologien ihre Kundenbeziehungen massiv verbessern und sich so vom Wettbewerb absetzen.
Vertrauenswürdige Technologien
Dass immer mehr Geschäftsführer diese Vorteile erkennen, zeigt eine aktuelle Studie der Analysten von PwC (Insurance trends 2019, PwC (https://www.pwc.com/gx/en/ceo-survey/2019/Theme-assets/reports/pwc-2019-ceo-survey-insurance-report.pdf). Demnach erklärten über 80 Prozent der befragten Versicherungs-CEOs, dass KI bereits Teil ihres Geschäftsmodells sei oder es innerhalb der kommenden drei Jahre sein würde.
Gleichzeitig nimmt der Grad der Beunruhigung bezüglich der Auswirkungen neuer Technologien massiv ab. Während 2018 noch rund die Hälfte der befragten Versicherer angaben, dass die Geschwindigkeit des technologischen Wandels ihnen Sorgen bereite, war es 2019 nur noch jeder Dritte, der so dachte.
Dabei steigt auch die Verfügbarkeit entsprechender Lösungen dank Anbietern wie beispielsweise Amazon Web Services, Microsoft Azure oder IBM Watson. RPA ist so nur einen Mausklick entfernt.
Kein RPA ohne Low-Code
Die Reise zur vollständigen Automatisierung startet idealerweise immer mit einem sogenannten „Proof-of-Concept“-Projekt, um der Chefetage zu zeigen, dass ein schneller Return-on-Investment erzielt werden kann. Diese Art von Projekt kann je nach Größe und Komplexität bereits innerhalb von zwei Wochen im Testbetrieb starten. Dafür notwendig sind jedoch die entsprechenden Software-Anwendungen, in die für eine optimale Kundenerfahrung die RPA- und KI-Technologien implementiert werden.
Die richtige Software hierfür muss eine schnelle Entwicklung bei gleichzeitig geringen Kosten unterstützen.
Low-Code-Plattformen, die durch ihre modellbasierte Entwicklungsumgebung eine weitere Abstraktionsebene bieten und es Unternehmen erlauben, schnell und unkompliziert RPA- und KI-Technologien in maßgeschneiderte Web- und Mobile-Anwendungen zu integrieren, sind deshalb besonders gut geeignet.”
Warum Low-Code?
Bis 2024 werden laut der Analysten von Gartner mehr als 65 Prozent aller App-Entwicklungen über Low-Code und No-Code ablaufen. Low-Code-Plattformen sind also längst aus der Nische der Spezialangebote heraus und haben sich als Mainstream-Service im aPaaS-Markt (Application Platform as a Service) etabliert. Diese Entwicklung wird vor allem dadurch getrieben, dass ein Großteil der entwickelten Anwendungen nicht die unterschiedlichen Erwartungen erfüllt – vor allem aufgrund der bei den klassischen Methoden sehr langen Entwicklungszyklen. Wenn eine App rund zwei Jahre benötigt, bis sie einsatzbereit ist, hat sich oft nicht nur das geplante Anwendungsfeld verändert, auch die Bedürfnisse der Nutzer haben sich den neuen Gegebenheiten angepasst. Sollen dann noch Technologien wie RPA oder KI integriert werden, sinkt die Agilität in der Entwicklung erneut.
Dank Low-Code können jedoch Mitarbeiter mit und ohne Programmierkenntnisse parallel an Anwendungen arbeiten – in einem Bruchteil der sonst benötigten Zeit und dank Drag & Drop und modellgetriebener Logik deutlich einfacher als bislang. Entsprechende Plattformen bieten visuelle Benutzeroberflächen, mit deren Hilfe selbst die sogenannten „Citizen Developer“, also Mitarbeiter komplett ohne Entwicklungserfahrung, mit nur wenigen Mausklicks schnell ansprechende Apps bauen können. Gleichzeitig werden bestehende IT-Abteilungen entlastet, da sie innerhalb der Entwicklungsumgebung deutlich effizienter und schneller arbeiten können. Außerdem können sich dank integrierter Feedback-Tools die Fachabteilungen und Entwickler bereits ab Beginn eines Projektes miteinander genauestens abstimmen, um die Anforderungen zu definieren.Dabei erlauben Low-Code-Plattformen grundsätzlich die Erstellung aller Arten von Unternehmensanwendungen, egal ob Apps zur Steigerung der Produktivität, Anwendungen im Kundenservice inklusive Chatbot-Integration oder komplette Apps, um Legacy-Software im Unternehmen abzulösen.”
MDA hat ausgedient
Moderne Low-Code-Plattformen (wie beispielsweise Mendix) haben wesentliche Elemente aus der modellgetriebenen Architektur (model-driven architecture, kurz: MDA) übernommen, beispielsweise eine UML-basierte Definition der Domänenmodelle. Dabei erweitern sie jedoch den Standard um weitere Modelle, damit sie den gesamten Umfang der möglichen Anwendungen visuell gestalten können. Dies umfasst beispielsweise Prozesslogiken nach dem BPMN-Standard oder Benutzeroberflächen auf HTML5- beziehungsweise CSS-Basis. Dadurch, dass sämtliche Modelle innerhalb der Low-Code-Plattform in Runtime interpretiert werden, muss auch kein Code mehr generiert werden. So wird die Bereitstellung vollständig automatisiert und es lassen sich eine Vielzahl von Anwendungen ohne Schwierigkeiten entwickeln.
Haben Entwickler dennoch Bedarf, die Modelle um Code zu erweitern, können sie dies durch integrierte IDEs ganz einfach machen. Versionierung und Verpackung der Code-Erweiterungen wird dabei vollautomatisch durch die Plattform erledigt.
Low-Code ist die Zukunft der Anwendungsentwicklung
Low-Code-Plattformen fördern eine kostengünstige und gleichzeitig qualitativ hochwertige und schnelle App-Entwicklung. Auch wenn RPA und KI gerade im Versicherungs- und Finanzumfeld längst keine völlig neuen Technologien mehr sind, ist es wichtig, dass Unternehmen sich ins Bewusstsein rufen, dass sie mehr können, als nur Routineprozesse zu automatisieren. Low-Code hilft dabei, solche Technologien effizient und vor allem gewinnbringend zu implementieren – und die Leistungsfähigkeit kognitiver Technologien vollumfänglich zu nutzen.Frederik Goergen, Mendix
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