Klarna und Alipay realisieren Rechnungskauf-Lösung für Aliexpress
Der chinesische Online-Konzern Alibaba will den europäischen Markt erobern. Das hat das E-Commerce-Unternehmen bereits in den letzten Jahren mehrfach deutlich gemacht und damit nicht nur westlichen Online-Händlern wie Ebay, der Otto-Gruppe und Amazon den Kampf angesagt. Jetzt macht Aliexpress, der weltweit größte Online-Marktplatz, den nächsten Schritt und integriert den schwedischen Zahlungsanbieter Klarna für den Rechnungskauf in Alipay. Das dürfte einigen etablierten Unternehmen gar nicht gefallen.
Die Alibaba-Gruppe will den Westen erobern – mit auf westliche Kunden zugeschnittenen Varianten ihrer Handelsplattform Aliexpress, mit dazu passenden Webshops und Microsites und einer umfassenden Logistik, die ein schier riesiges Lagerzentrum in der Nähe eines belgischen Flughafens umfasst und nicht zuletzt mit einer passenden Payment-Lösung.Alipay, Klarna und Adyen haben heute eine Partnerschaft angekündigt, um den Käufern von Aliexpress, dem globalen Online-Marktplatz für den Einzelhandel unter der Alibaba-Gruppe, die Nutzung des Klarna-Rechnungskaufs zu ermöglichen. Das ist der Start einer Partnerschaft (zunächst in Deutschland, den Niederlanden, Österreich und Finnland) mit dem Ziel, im Laufe des Jahres auf weitere Märkte auszuweiten.
Wir freuen uns, mit einer weltweit führenden E-Commerce-Plattform wie Aliexpress zusammenzuarbeiten und den Käufern gemeinsam mit Adyen eine größere Auswahl bei der Bezahlung zu bieten. Wir bei Klarna arbeiten unermüdlich daran, den Kunden das beste Einkaufserlebnis zu bieten und unterstützen die Händler dabei, ihr Wachstumspotenzial auszuschöpfen, die Zufriedenheit und Bindung ihrer Kunden zu steigern.“
Michael Rouse, Chief Commercial Officer Klarna,
Man wolle dem Marktplatz helfen, die Kundenbindung nachhaltig zu stärken, den durchschnittlichen Bestellwert pro Kunde zu erhöhen und die Abbruchraten zu senken.
Ab sofort können Käufer bei Aliexpress beim Checkout den Klarna-Rechnungskauf wählen und ihre Waren nach der Lieferung bezahlen. So können sie die Produkte zunächst zu Hause in Augenschein nehmen und schließlich nur das bezahlen, was sie auch wirklich behalten wollen. Nachdem der Kunde den Klarna-Rechnungskauf das erste Mal genutzt hat, benötigt er für zukünftige Bestellungen nur einen Klick, um sie zu bezahlen. Dieser reibungslose Ansatz zielt darauf, dem Kunden die größtmögliche Kontrolle, Flexibilität und Transparenz über seine Einkäufe zu geben.
Payment-Markt im Umbruch: Frischer Wind aus Fernost
Dass Klarna in den letzten Monaten ordentlich Gas gegeben hat und den etablierten Mitbewerbern das Leben schwer macht, ist auffällig. Da sind zum einen die etablierten Banken, die in der Vergangenheit Rechnungskauf für Händler abgewickelt haben, aber auch Unternehmen wie Wirecard, die sich mit dem Angebot des Rechnungskaufs ebenfalls eine Umsatzsteigerung für die Händler auf die Fahnen geschrieben haben. Doch gerade Klarna zeigt dank zahlreicher Zukäufe und Übernehmen (u.a. der Sofort-Gruppe), dass man insbesondere Wirecard in Zukunft noch Marktanteile abjagen will. Mit Produkten wie einer speziellen Kreditkarte wildert Klarna nicht nur in den angestammten Revieren der Mitbewerber, sondern baut auch seine Geschäftsfelder weiter aus. Die Idee dahinter ist, zu einem umfassenden Zahlungsanbieter für Online und Offline für jüngere Zielgruppen zu werden, die mit der etablierten Hausbank nicht mehr so viel anfangen können wie ihre Eltern.
Alipay wiederum ist seinerseits auf dem besten Weg, die gesamte Payment-Welt in Europa auf den Kopf zu stellen. Gestartet als virtuelle Geldbörse versteht sich das Unternehmen inzwischen als Lifestyle-Marke und ist insbesondere im chinesischen Raum eine feste Größe, eine echte Lovebrand der ausgabefreudigen Kundschaft. Doch auch in Deutschland ist Alipay aktiv – für Luxusmarken wie Burberry oder Gucci ebenso wie für die Drogerie Rossmann (die ein intensives China-Geschäft pflegt) oder für Galeria Kaufhof. Einerseits spricht man so die Zielgruppe der in Europa lebenden oder reisenden Chinesen an, andererseits entsteht so aber auch eine Handelsmöglichkeit für chinesische Händler, die ihrerseits nach Europa streben. Und dann ist da noch Adyen als dritter Partner als Unternehmen, das die hierfür nötige End-to-End-Infrastruktur realisiert, die direkt mit Visa, Mastercard und den weltweit bevorzugten Zahlungsmethoden weltweit verbunden ist.
Die Payment-Welt bleibt spannend – und durch Alibaba und JD.com dürfte es auch im heute schon unübersichtlichen Payment-Bereich zu Veränderungen, neuen Koalitionen und auch zu Konsolidierungen kommen. Kalt lassen kann diese Entwicklung aber auch die Banken und Kreditkartenunternehmen nicht. Denn ihre Konten und Karten werden in Zukunft nicht zwingend im Mittelpunkt stehen, wenn Kunden mit On- und Offline-Händlern handeln. tw
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