Digital Banking 2019: Warum der FinTech-Sektor weiter wachsen wird – das ist gut so!
2019 gehört dem Digital Banking: Das rasante Wachstum der FinTechs und das Wachstum der Online-Banking- und Self-Service-Angebote der klassischen Banken hat zur Folge, dass immer mehr stationäre Bankfilialen schließen – diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Was spricht für die positive Zukunft der Digitalbanken, und wie können traditionelle Geldinstitute mit ihnen koexistieren?
von Julian Riedlbauer, GP Bullhound
In 2019 verlagert sich das Thema Banking und Payment mehr und mehr ins Internet. Digitale Bezahldienste treiben diese Entwicklung maßgeblich voran: Anbieter wie Paypal oder Venno haben von 2017 auf 2018 eine Steigerung der Anzahl der Transaktionen um satte 24 Prozent von 6,1 auf 7,6 Milliarden Transaktionen erzielt – ein Trend, der voraussichtlich so schnell nicht abreißen wird.Allein in den USA leben laut einer Untersuchung des Pew Research Centers aus dem Jahr 2018 heute 71 Millionen Millennials. Eine Studie der Citibank aus dem Jahr 2018 hat herausgefunden, dass gerade diese Bevölkerungsgruppe mit Vorliebe ihr Smartphone zur Hand nimmt, um ihre Bankgeschäfte online zu erledigen. Und weil diese laut dem Pew Research Center kurz davor steht, die weitaus konservativer orientierten Babyboomer als stärksten Populationsanteil abzulösen, ist der potenzielle Markt für digitale Lösungen sehr groß.
Die enorme Investitionsbereitschaft von VC-, Corporate Venture- und auf FinTech spezialisierten Risikokapitalgebern verstärkt diese digitale Zugkraft zusätzlich.
Die hohen Investitionen ermöglichen außerdem, dass die neuen Online- und Mobile-First-Anbieter viel Geld in die Softwareentwicklung und Produktausweitung investieren und mehr Geld für Kundenakquisition ausgeben können.
Kunden lehnen Öffnungszeiten und Papierkram ab
Für etablierte Banken stellt sich also die immer essenzieller werdende Frage, mit welchen technischen Angeboten sie sich dem Gewinnen der Marktanteile der FinTechs widersetzen und ihren Platz auf dem Markt verteidigen können. Gerade junge Kunden lehnen eingeschränkte Öffnungszeiten und stapelweise Papierkram mittlerweile oft vehement ab. Sie haben den Anspruch, zwischendurch via App ihren Kontostatus zu checken, Geld anlegen zu können oder Überweisungen zu tätigen.
Challenger-Banken wie N26, Revolut oder Monese antworten auf diese Bedürfnisse. Sie sind den traditionellen Banken bezüglich der User Experience und technischen Umsetzung teilweise um Jahre voraus – und bieten nicht nur bequemes Banking per App, sondern oft auch niedrigere Kosten bei internationalen Geldtransfers oder sogar Investment-Möglichkeiten in Kryptowährungen.”
Vielen FinTechs ist es gelungen, klare Marktlücken zu besetzen, die der herkömmliche Bankensektor bisher übersehen oder auch bewusst ignoriert hat, um sich nicht selber zu kannibalisieren. Das amerikanische Unternehmen Brex beispielsweise hat in nur zwei Jahren Unicorn-Status – also eine Unternehmensbewertung von über einer Milliarde Dollar – erreicht. Es vertreibt Kreditkarten für Start-ups und benötigt dabei weder eine persönliche Sicherheitsleistung durch den Geschäftseigentümer noch benutzt es ein Altsystem von Drittanbietern. Die Zugangsschwellen zu einem übersichtlichen Ausgaben-Tracking für Firmen werden somit niedriger und nebenbei ist auch noch der Kreditrahmen weitaus höher als bei vielen anderen Anbietern. Ein anderes Beispiel ist ID Finance, das seine Kreditleistungen vornehmlich in Regionen wie zum Beispiel Schwellenländern anbietet, in denen der Zugang zu Finanzierungen ansonsten stark begrenzt ist. Diese Unternehmen haben Marktnischen und technologische Innovationen im Finanzsektor für sich beansprucht, von denen aus sie mit voller Kraft in den Markt drängen.
Kooperationen zwischen Banken und FinTechs
Während die einen FinTechs also ganz klar auf Angriff setzen, sind andere jedoch durchaus gewillt, enger mit den Traditionsbanken zusammenzurücken – und hier verbergen sich für dessen Vertreter Chancen, sich ihr eigenes Stück vom Digital-Banking-Kuchen zu sichern.
Eine Integration technologischer Einzelkomponenten, wie FinTechs sie oft offerieren, ist für Banken heute weitaus vorstellbarer als noch vor einigen Jahren.”
Zu diesem Schluss kam die PwC-Studie “FinTech-Kooperationsradar” im Oktober 2018: Seit 2017 hätten sich die Kooperationen zwischen Banken und FinTechs bereits verdoppelt. Die Zusammenarbeit reicht dabei durch das ganze Spektrum finanzieller Teildienstleistungen: Banken kooperieren mit Vorliebe mit Investment-FinTechs, Finance-Start-ups, Online-ID-Anbietern, Payment-FinTechs oder API-basierten FinTechs.
Somit besteht eben auch die Option für eine friedliche Koexistenz von FinTtechs und dem Bankensektor. Herkömmliche Banken können durch moderne Tech-Integrationen agiler und kundenfreundlicher werden, während FinTechs so an die Kundenbasis und die Ressourcen der Traditionsplayer andocken können. Im Endeffekt haben Letztere einen großen Pluspunkt auf ihrer Seite: Während junge Unternehmen ihren potenziellen und bestehenden Kunden gegenüber erst langsam Vertrauen aufbauen müssen, werden etablierte Institutionen oft als verlässlich wahrgenommen – zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Studie des BDB aus dem Jahr 2018. Eine gravierende Rolle spielt in diesem Zusammenhang das Beratungsnetzwerk etablierter Geldinstitute. Allerdings schließen gerade jüngere Zielgruppen in Deutschland an Beratungsleistungen geknüpfte finanzielle Transaktionen oder Investments auch zunehmend online ab, wie eine Studie von Yougov aus dem Jahr 2018 feststellt.
Digital Banking: Von der Filiale ins Netz
Daraus resultiert die Aufgabenstellung, die im Jahr 2019 für FinTechs und den traditionellen Bankensektor gleichermaßen gilt: Das dichte Geflecht aus Beratungsleistung und Finanzierungsangeboten, das herkömmliche Banken bisher offline abgebildet haben, muss nun mit gleicher oder besserer Qualität ins Netz übertragen werden. Gelingt dies, stehen dem digitalen Banken- und FinTech-Bereich rosige Zeiten bevor.aj
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