PSD2: Digitale Unicorns treten die Türen der Banken ein; mehr Angst vor Amazon & Google als vor FinTechs
Für den Bankensektor in der EU genügt es nicht, einfach digital zu werden. Die Untersuchung von Cognizant „The New Banking Genome: Building the Resilient Bank of tomorrow“ (Das neue Bankengenom: die resiliente Bank von morgen aufbauen) hat ergeben, dass infolge der PSD2 und Open Banking neue Marktteilnehmer leichter ins Spiel kommen. Allen voran die Technologie-Giganten.
Die aktuelle Studie ergab, dass Banken und Versicherer die Technologie-Riesen wie Amazon, Google und Facebook als große Bedrohung betrachten, wobei mehr als ein Viertel (28 Prozent) prognostiziert, dass diese digitalen Giganten in den nächsten drei Jahren zu den wichtigsten Wettbewerbern der Banken heranwachsen werden. Ein Grund: die PSD2.Andererseits sind über die Hälfte (55 Prozent) der digitalen Herausforderer-Banken (N26, Solarisbank, Revolut & Co.) und drei Fünftel (61 Prozent) der FinTechs zuversichtlicher geworden, dass sie mit bestehenden Banken konkurrieren können.
Besorgniserregend sei, dass sich andererseits die etablierten Banken dessen nicht bewusst zu sein scheinen, da nur ein Drittel (36 Prozent) die Bedrohungen durch das neue Marktszenario wahrnimmt. Die Studie beruht auf der Befragung von über 300 Führungskräften im europäischen Bankwesen.
Mehrheit der Banken wollen Legacy-Serviceangebote beibehalten
Während die Mehrheit der etablierten Banken glaubt, bei den derzeitigen Serviceangeboten gegenüber FinTechs und Herausforderer-Banken die Oberhand behalten zu können, befürchten 45 Prozent, dass sie aufgrund des Anstiegs der Peer-to-Peer-Kredite den strategischen Vorteil bei unbesicherten Konsumentenkrediten verlieren könnten.
Eine weitere ernsthafte Bedrohung sind FinTechs, die auf Blockchain-Basis arbeiten und etablierte Unternehmen an zahlreichen Stellen der Wertschöpfungskette des Bankensektors angreifen können. FinTechs sind dabei, im Bereich Blockchain zu siegen, denn 34 Prozent von ihnen arbeiten bereits mit dieser Technologie, gegenüber nur 17 Prozent der etablierten Banken. Die Studie macht deutlich, dass es für alle Akteure in der Branche äußerst kurzsichtig wäre zu glauben, dass Blockchain nicht in der Lage sein wird, die Mittlerstellung von Banken innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre zu untergraben.
Dennoch stimmt die Mehrheit der befragten Banker (77 Prozent) darin überein, dass der Zugriff der herkömmlichen Banken auf die Verbraucherdaten noch immer einen Vorteil gegenüber FinTechs und Herausforderern darstelle.
PSD2 erzwingt neue Regeln für das Bankwesen
Die Studie skizziert auch fünf Schritte, mit denen Cognizant etablierte Unternehmen zu einer „resilienten Bank“ wandeln möchte:
1. Stellen Sie die Kunden in den Mittelpunkt der Geschäftsmodelle: Gestalten Sie Daten und Prozesse rund um den Kunden neu. Das beginnt mit der Vereinfachung von Legacy-Systemen und mit Automatisierung. Gefolgt von priorisierten Investitionen in das digitale Erlebnis und die Datenanalyse.
2. Machen Sie sich das Marktplatz-Modell zu eigen: Open Banking steckt noch in den Kinderschuhen, hat aber ein großes Innovationspotenzial. Erkunden Sie die Möglichkeiten, FinTech-Dienstleistungen im Wege des White-Labeling zu nutzen, und fassen Sie Partnerschaften oder sogar die Schaffung von FinTech-Inkubatoren/-Acceleratoren ins Auge.
3. Nutzen Sie die bevorstehenden regulatorischen Umwälzungen als Katalysator für Veränderungen: PSD2 hat das Potenzial, die technologischen, kulturellen und kundenorientierten Mängel der etablierten Unternehmen aufzudecken. Aber diese regulatorische Veränderung sollte als Katalysator für Optimierungs-, Innovations- und Transformationsinitiativen angesehen werden.
4. Machen Sie Kultur zum Wachstumsmedium in Ihrer Petrischale: Innovationskultur muss von oben kommen und auf ein zentrales strategisches Ziel ausgerichtet sein. Kommunizieren Sie das häufig und fördern Sie das Feedback der Mitarbeiter zu strategischen Initiativen.
5. Vergessen Sie keinesfalls die Blockchain: Die Auswirkungen der Blockchain auf fast jede Stufe der Wertschöpfungskette des Bankwesens werden tiefgreifend sein. Identifizieren Sie potenzielle Risiken, stoßen Sie Pilotprojekte an und bauen Sie diese Projekte dann aus, um resilient zu bleiben.
Die Zeiten eines traditionellen Bankwesens, in denen die Eintrittsbarrieren astronomisch hoch waren, neigen sich dem Ende zu, und es ist ein drastischer Mentalitätswechsel des etablierten Sektors der Branche erforderlich, wenn er den Umbruch überstehen will. Europäische Banken müssen immer resilienter werden: Sie müssen ihre Betriebs- und Geschäftsmodelle für das aufkommende Wettbewerbsumfeld neu definieren, neue Technologien in schnelleren Rhythmen implementieren und ihre Reaktionsfähigkeit auf geopolitische Veränderungen drastisch erhöhen. Das Modell der ‚resilienten Bank‘ könnte den FinTechs Paroli bieten und etablierten Unternehmen helfen, die Geschäftstätigkeit anzupassen und umzubauen, um wettbewerbsfähig zu bleiben – unabhängig davon, welche Steine ihnen die neuen Marktteilnehmer in den Weg legen.“
Euan Davis, European Lead des Center for the Future of Work
Die PSD2/Banken-Studie kann hier (am Seitenende) angefordert werden. Ein Download-Link wird dann per E-Mail zugeschickt.aj
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