Aus Banken im Umbruch wird der Bankengipfel – Zukunftsfähig durch Plattformen?
Wer einmal das Who ist Who der Deutschen Bankenszene geballt auf engstem Raum sehen will, kommt um den von Euroforum/Handelsblatt organisierten Bankengipfel (ehemals “Banken im Umbruch”/ Website) nicht herum. Zum 23. Mal traf man sich in Frankfurt zur zweitägigen Konferenz in großer Runde.
von Dirk Emminger
Die Zahlen rund um den neu benannten jährlichen Kongress mit über 4.500 Teilnehmer und 2.200 Unternehmen sind ähnlich beeindruckend wie die Sprecher die das Handelsblatt nach Frankfurt lockt. Den Anfang machte die Riege der Großbanken mit Christian Sewing dem CEO der Deutschen Bank und im Anschluss Martin Zielke, CEO der Commerzbank.Beide haben verstanden, dass Ihre Häuser nur über technologische Themen die Zukunft gestalten können. Ob die blaue oder die gelbe Bank – beide Manager sehen die Notwendigkeit sich in punkto Schnelligkeit und Kundenorientierung eher an Amazon, Apple und google zu messen.
Wir müssen anders arbeiten, einfach, schnell, relevant und kompetent“
Christian Sewing, Vorstands der Deutschen Bank
Das die vielfachen Chancen möglicher Plattform oder Open Banking Modelle nicht für jede Bank machbar ist, brauche Sewing gut auf den Punkt : „Längst nicht allen großen Geldhäusern wird der Sprung in die Plattformökonomie gelingen. Das wird viele überfordern. Der Konsolidierungsdruck in Europa wird noch erheblich zunehmen“ Ihm ist aber bewusst, das in den kommenden Jahren ein Umbruch in der Branche kommen wird, der „alles in den Schatten stellen“ wird.
Impulsvortrag – kein Kuschelkurs
Ein wenig härter wurde die Gangart nach einem sehr kritischen aber fundierten Impulsvortrag von Stuart Graham (Analyst/Partner von Autonomous Research LLP) in einer Podiumsdiskussion mit den Vertretern der Sparkassen und Volksbanken.
Für Ihn gilt der deutsche Bankenmarkt als hoffnungslos zersplittert. Große Institute wie Deutsche Bank und Commerzbank umgarnen dieselben Kunden wie Sparkassen, Volksbanken und Landesbanken. Zugleich setzen die niedrigen Zinsen den Banken zu – eine denkbar schlechte Ausgangslage, wenn der Angriff von Tech Konzernen droht.
Bankengipfel: Der Optimismus des Sparkassenpräsidenten
Helmut Schleweis: „Ich sage nicht, dass wir die digitalen Herausforderungen nicht ernst nehmen sollten, aber wir haben einen starken Bankenmarkt, und der ist gut für die Kunden.“ führte zu Raunen im Publikum und teils heftigeren Diskussionen über Twitter. Den Vorwurf, dass die Sparkassen als Marktführer bei der Digitalisierung im Rückstand seien, wies Schleweis zurück. Eine wirkliche Plattform-Stratgie wurde leider auch nicht bei der Vertreterin der genossenschaftlichen Häusern Marija Kolak (Präsidentin Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken) ersichtlich. „Es ist Standard, dass wir alle die Bank in der Hosentasche tragen“ – es gebe aber Bedarf nach Bankern aus Fleisch und Blut. „Auch junge Leute wollen einen Ansprechpartner haben.“ Klang eher nach einer Verteidigungstaktik als nach einer Treiberrolle bei der Suche nach einem Digitalen Geschäftsmodell.
Der angekündigte Speaker einer der größten Social Media Plattformen Facebook sagte leider zum Leidwesen vieler kurzfristig ab – aber der Nachmittag blieb mit weiteren hochkarätigen Speakern sehr spannend.
Digital heißt: auch ergänzende Dienstleistungen bieten
Der wohl „digitalste“ Banker aus den Niederlanden ING-Chef Ralph Hammers ging bei seiner Definition des Plattform Bankings sogar noch einen Schritt weiter und man warb dafür, dass Banken sogar für ergänzende Dienstleistungen offen sein müssen oder auch überlegen müssen, im Zweifel die Angebote von Wettbewerbern auf der Plattform zu öffnen. Die ING hat eine ganz klare FinTech und Partnerschaftsstrategie (z.B. die Zusammenarbeit mit Scalabe Capital) und Hammers sieht nur in der Zusammenarbeit das Potenzial langfristig Kunden zu begeistern.
Die Menschen sollen an ING denken, wenn sie an Finanzen und Banken denken.“
Auch er zögerte nicht den Seitenhieb in Richtung Amazon und google.
Entgegen der Vorstände der Deutschen Bankvorstände, die eher auf der Metaebene blieben, nannte Hammers auf dem Bankengipfel klar die Aufgaben: Es gilt im ersten Schritt das Geschäft und auch die IT über Grenzen hinweg zu bündeln und Prozesse und Daten soweit wie möglich zusammenzuführen.
Neben der großen Bühne gab es zahlreiche weitere positive Impluse auf dem Bankengipfel z.B. in der Future Banking Lounge die dieses Jahr die Teilnehmer mit Kopfhörnern anstelle von Lautsprechern beschalte und auch der Preisverleihung des Diamond Stars bot einen guten Rahmen für weitere Gespräche.Dirk Emminger
Sie finden diesen Artikel im Internet auf der Website:
https://itfm.link/77663
Schreiben Sie einen Kommentar