STRATEGIE5. September 2018

Genossenschaftsbank 4.0: Gerade Genossen­schafts­banken müssen die digitale Agenda mitschreiben

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Man kann der genossenschaftlichen Finanzgruppe und den Genossenschaftsbanken nicht nachsagen, untätig in Sachen Innovation zu sein. Erst vor we­ni­gen Wo­chen wur­de hier über das 500 Millionen Invest in die di­gi­ta­le Trans­for­ma­ti­on be­rich­tet. Den­noch schei­nen das Tem­po und auch der Um­fang der Ver­än­de­rung, an­ge­sichts des sich im­mer wei­ter be­schleu­ni­gen­den tech­no­lo­gi­schen Fort­schritts, der bei­na­he tag­täg­lich neue Mög­lich­kei­ten und neue po­ten­zi­el­le Wett­be­wer­ber her­vor­bringt, im­mer noch zu lang­sam und zu klein zu sein. Was tun?

von Boris Janek

Neugründungen wie Visual Vest oder Anwendungen wie Wilhelm von der R+ V, bankomo von der Reisebank und auch die Durchführung des ersten genolabs mit dem Team von dein-nachlass sind Beispiele, das Genossenschaftsbanken Digitalisierung können. Aber das reicht noch nicht.

Technologie schafft Banken ab

Boris Janek, FINANCE ZWEINULL
Boris Janek wurde 1967 in Gummersbach geboren. Ein Studium der So­zi­al­wis­sen­schaf­ten, Organisationswissenschaften und Psychologie brachten ihn nach Wuppertal. Seine Karriere startete er als Personalberater bei apriori. Anschließend wurde er Leiter guide Entwicklung bei der guide guide ag Rolandseck. 2001 wurde Janek Mitarbeiter der VR-NetWorld, danach Digital Innovation Strategist. Heute ist er bei der ADG – Akademie Deutscher Genossenschaften tätig. Ein Insider, der Innovationen vorantreibt, Startups kennt und die Bankensicht damit vereinbart. Janek betreibt das Blog financezweinull.de und ist auch auf Twitter aktiv (@electrouncle).
In meinem privaten Blog habe ich immer wieder mal die Frage gestellt, …

… ob es wirklich ausreicht, digitale Lösungen hervorzubringen, die größtenteils Nachahmungen von FinTech-Ideen bzw. Ergebnisse von Kooperationen mit FinTech-Startups sind. Digitale Technologien sind in gewisser Weise Gleichmacher.”

Gerade Banken – denen man ja schon immer nicht emotionale Produkte und Services nachsagt – unterliegen dem Risiko ununterscheidbar und damit überflüssig zu werden. Natürlich wird es noch für eine lange Zeit weiter Banken geben, aber womöglich reichen eine pro Nation und vielleicht sogar noch weniger weltweit aus.

Eine weitere – von mir immer wieder gerne hervorgebrachte – These ist, dass …

… die Grün­der der ge­nos­sen­schaft­li­chen Be­we­gung ei­gent­lich kei­ne Bank grün­den woll­ten. Statt­des­sen wa­ren sie „So­zi­al-In­no­va­to­ren“ und ge­ra­de so­zia­le In­no­va­tio­nen sind im Über­gang zur „Di­gi­ta­len Öko­no­mie“ ex­trem wich­tig und mit viel­fäl­ti­gen öko­no­mi­schen Chan­cen ver­bun­den.”

Eine Rückbesinnung auf genossenschaftliche Bedeutungen wäre insofern eine Chance, wofür man aber möglicherweise eine sehr wesentliche und ernste Frage beantworten müsste: Wollen wir in Zukunft mehr Bank oder mehr Genossenschaft sein?

Genossenschaften werden bleiben

In der vergangenen Woche ist ein interessantes Thesenpapier mit dem Titel Genossenschaften 4.0 (PDF hier) veröffentlicht wurden, welches vor allem von Vertretern einer modernen und digitalen kooperativen Bewegung  (Plattform Kooperativismus) und von Sozial-Innovatoren besteht. Das Dokument richtet sich in erster Linie an die Politik, sollte aber auch von Genossenschaften und Genossenschaftsbanken ausführlich gelesen werden, denn zur Erfüllung der 3 wesentlichen Forderungen,

1. digitale Agenda für Genossenschaften,
2. genossenschaftliche Experimentierräume,
3. Finanzierungsstrategien,

könnten diese besonders beitragen.

Das könnten Genossenschaftsbanken tun

Eine Anleitung für Genossenschaftsbanken ...
Null Grenzkosten Gesellschaft (Anklicken des Buches bringt Sie zum Shop beim Campus Verlag / kein Affiliate-Link)campus

Wenn wir der The­se von Je­re­my Rif­kin, dass in ei­ner Null Grenz­kos­ten Öko­no­mie, auf die wir uns ge­ra­de zube­we­gen, nur noch das ge­nos­sen­schaft­li­che Or­ga­ni­sa­ti­ons- und Ge­schäfts­mo­dell über­le­bens­fä­hig ist, dann soll­ten ge­ra­de Ge­nos­sen­schafts­ban­ken die di­gi­ta­le Agen­da für Ge­nos­sen­schafts­ban­ken mit­schrei­ben. Sie sind au­ßer­dem si­cher in der La­ge, re­gio­na­le und über­re­gio­na­le ge­nos­sen­schaft­li­che Ex­pe­ri­men­tier­räu­me zu schaf­fen. Ei­ne be­son­de­re Rol­le könn­ten sie dar­über hin­aus über­neh­men, in­dem sie ei­nen Fi­nan­zie­rungs­fonds auf­set­zen. An­de­re Län­der wie die Schweiz, Groß­bri­tan­ni­en und auch die USA sind da schon ei­nen Schritt weiter.

Die Ge­nos­sen­schafts­bank 4.0 könn­te zum Ge­stal­ter der di­gi­ta­len Öko­no­mie wer­den und die­se Ge­stal­tung scheint mir bit­ter nö­tig zu sein, sonst wird Tech­no­lo­gie und der Al­go­rith­mus des Fi­nanz­ka­pi­ta­lis­mus un­se­re Zu­kunft be­stim­men, mit all den Fol­gen, die wir heu­te schon tag­täg­lich zu spü­ren be­kom­men. So wie es vor 200 Jah­ren Fried­rich Wil­helm Raiff­ei­sen in Wey­er­busch er­leb­te.Boris Janek

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