Banken sind im Umbruch: Wirklich?
Gefühlt jeden Monat flattert mir der Prospekt einer Veranstaltung ins Haus, die den Namen „Banken im Umbruch“ trägt. Dieser flattert – in der Regel ungelesen – weiter in den nächsten Papierkorb. Heute möchte ich mir aber mal einige Gedanken über diesen Umbruch machen, in dem sich Banken angeblich befinden.
von Boris Janek
Schon das Format der beschriebenen Veranstaltung deutet darauf hin, dass es so weit her mit dem Umbruch eigentlich nicht sein kann. Denn das Konferenzformat ist weder ein Startup- noch ein FinTech-Format und hätte so auch 2007 stattfinden können.Alles ist an den Interessen der Banken ausgerichtet und soll wohl den Eindruck “Alles unter Kontrolle” vermitteln.”
Womit wir beim nächsten Problem wären:
Das Interesse der Banken
Auch mehrere Jahre nach der Finanzkrise und seit dem Aufkommen der FinTech-Szene gehen die Banken den Wandel eher passiv, aus der Innen-Perspektive an. Sie prüfen, was sie sich von den FinTechs abschauen können und wie sie mit jenen FinTechs kooperieren können, die in ihrer Mentaliät sehr nah an der eigenen liegen.
Wenig verwunderlich, dass diese Startups auch zumeist von Ex-Bankern oder Ex-Beratern der Banken gegründet wurden. Es ist inzwischen zwar eine Binsenweisheit: Ein wirklicher Umbruch oder gar ein Aufbruch funktioniert nur durch kulturellen Wandel und wie soll dieser entstehen, wenn man immer wieder in die gleichen Muster verfällt und immer wieder die alten Entscheidungsträger und Gremien heranzieht, um über das Neue und die Chancen des Neuen zu urteilen.
Man hofft einerseits mit viel Geld für die alten Dienstleister oder durch die Zusammenarbeit mit den immer gleichen und alten Partnern den Umbruch zu schaffen.”
Auf Risiken fixiert
Fast schon definitorisch wird jede Chance immer aus der Risikobrille betrachtet. Diese Problematik ist ironischerweise auch noch hausgemacht. Denn ohne die Finanzkrise wäre die Situation eine andere. Zusätzlich gibt es in Finanzunternehmen wenig Menschen, die das Mindset mitbringen, um in zunehmend komplexen und unsicheren Zeiten zu agieren. In den eigenen Reihen findet man die Menschen einfach nicht.
Wie soll dann der Wandel von innen funktionieren? Und mal ganz ehrlich: Welche eigene Innovation haben die deutschen Finanzunternehmen in den letzten 5 Jahren hervorgebracht?”
Gab es überhaupt eine Idee, die nicht von einem FinTech kopiert wurde? Wenn die Antwort auf diese Frage kein Beweis ist: Es geht nicht um Technologie, sondern um Kultur.
Außerdem kann, wer kopiert, nicht in Führung gehen. Wer die Bedeutungen der anderen kopiert, macht sich bedeutungslos.
Wie kann der Umbruch funktionieren?
Diese Frage stellen sich sicher alle Finanzunternehmen. Und es gibt keine befriedigende Antwort. Nur wissen einige schon, dass mit den Methoden und wohl auch Menschen der alten Welt der Wandel nicht gelingen wird. Wer heute nicht die Phantasie aufbringen kann, dass es mal eine Welt geben könnte, in der weder Banken noch Banking (so wie wir es heute verstehen) erforderlich sind, wird immer in der Kurzfristigkeit mit dem Versuch beschäftigt sein, die Vergangenheit zu bewahren.
Wenn die Banken aber erkennen würden, das sie nicht der Nabel der Welt sind, die Welt also wichtigere Probleme hat, als den Erhalt der Banken und sie dabei helfen könnten, diese Probleme zu lösen, dann hätten sie eine Chance.
Mit der Lösung von Problemen ließen sich neue Geschäftsmodelle erschließen. Die Gründer der Banken haben nämlich genau das gemacht: Probleme gelöst. Nur das ist lange her.” Boris Janek
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