SAS-Studie: Versicherer nehmen IFRS 17 nicht auf die leichte Schulter
Steigende Kosten und Komplexität, aber auch höhere Transparenz und weitere Vorteile erwarten britische Versicherer vom künftigen Bilanzierungsstandard IFRS 17 laut einer aktuellen SAS-Studie. Demnach wird das Datenmanagement eine Schlüsselrolle bei den Vorbereitungen spielen.
Beim kommenden International Financial Reporting Standard (IFRS 17) halten sich Herausforderung und Chance in etwa die Waage. Das ist das Ergebnis einer aktuellen SAS-Studie unter britischen Versicherern, für die 100 leitende Mitarbeiter aus den Finanzabteilungen befragt wurden. 97 Prozent gehen davon aus, dass der neue Bilanzierungsstandard, der 2021 in Kraft tritt, zu mehr Komplexität und höheren Kosten für die Branche führen wird.Gleichzeitig aber meinen 92 Prozent, dass sich die finanzielle Transparenz dadurch verbessert. 97 Prozent erhoffen sich verbesserte Prozesse und Automatisierung, wovon auch andere Geschäftsbereiche profitieren sollen. Der gleiche Anteil sieht die Chance in der Modernisierung der Finanzsysteme. Fünf von sechs der befragten Finanzmanager erwarten weitere Vorteile über Compliance hinaus.
Erst seit Anfang 2018 gilt IFRS 15. Der nachfolgende Standard IFRS 17 stellt in drei Jahren wesentlich höhere Anforderungen an das Accounting, etwa in Form von detaillierteren Finanzberichten. Dies erfordert eine engere Kooperation zwischen der Buchhaltung und dem Aktuariat. 61 Prozent der befragten Versicherer bereiten sich bereits auf die veränderten Anforderungen vor, 19 Prozent sehen dies gar als strategische Top-Priorität.
Ausgewählte Ergebnisse im Überblick
93 Prozent gehen davon aus, dass die IFRS 17 das Geschäftsmodell von Versicherern komplett verändern wird. 97 Prozent glauben, dass die neuen Bilanzierungsregeln einen Modernisierungsschub bringen, 92 Prozent erwarten eine Stärkung datenbasierender Entscheidungsprozesse.
87 Prozent sehen das Potenzial des Standards darin, das Überleben des Versicherungssektors sicherzustellen oder ihn zumindest stabiler gegenüber künftigen Krisen zu machen. Nur für 12 Prozent ist die neue Regulierung eine leidige Compliance-Aufgabe.
Der Weg zur Umsetzung ist allerdings steinig: Erst rund ein Drittel (37 Prozent) meint, dass sein Unternehmen über ausreichend Know-how und Ressourcen verfügt, um den Richtlinien zu entsprechen. Trotzdem erwarten 99 Prozent, rechtzeitig zum Stichtag richtlinienkonform zu sein.
Lee Thorpe, Head of Risk Business Solutions bei SAS UK & Ireland, weist darauf hin, dass die Umsetzung angesichts der komplexen Aufgabenstellung nicht aufgeschoben werden darf. Die Planungen müssten so früh wie möglich beginnen. Insbesondere müssten die Unternehmen eine Strategie entwickeln, die die erforderliche Flexibilität und Skalierbarkeit schafft, um zukunftsfähig zu bleiben.
„Funktionierende Systeme und Prozesse sind entscheidend, insbesondere für Datenmanagement und Data Governance. Die Vorbereitung auf IFRS 17 erfordert unter Umständen die Zusammenführung verschiedener vorhandener Datenquellen in einer einzigen Plattform, um Daten zu zentralisieren, laufende Betriebskosten zu senken und Unterbrechungen des Geschäftsbetriebs zu vermeiden.“
Lee Thorpe, Head of Risk Business Solutions bei SAS UK & Ireland
Investitionen in IFRS 17
Aufgrund der neuen Regulierung müssen Versicherer ihre Technologie komplett auf den Prüfstand stellen. Die finanziellen Auswirkungen sind von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich. Die Umfrageteilnehmer sind sich jedoch weitgehend einig (90 Prozent), dass im Vergleich zur Anpassung an Solvency II die Kosten diesmal höher ausfallen werden.
Die Mehrheit gibt an, dass ihre aktuellen Systeme der Aufgabe nicht gewachsen sind. Die nötigen Anpassungsmaßnahmen reichen von Upgrades bis hin zum kompletten Ersatz.
Profitieren wird vor allem das Datenmanagement, denn insgesamt 84 Prozent der Befragten planen in diesem Bereich Aktualisierungen. Sie werden die Systeme entweder modernisieren (59 Prozent) oder ersetzen (25 Prozent). Accounting- und Aktuariatsysteme stehen ebenfalls vor großen Veränderungen: 83 Prozent beziehungsweise 81 Prozent der Unternehmen stellen sich auf Investitionen in diesen Bereichen ein.
Versicherungsbranche vor der Transformation
Für die Vorbereitung auf IFRS 17 ist eine sorgfältige Planung unabdingbar. Mehr als drei Viertel der Befragten (77 Prozent) gehen davon aus, dass sich die Auslegung der Richtlinie in den kommenden zwei Jahren noch deutlich verändern wird. Eine Mehrheit von 60 Prozent verfolgt aus diesem Grund einen taktischen und flexiblen Ansatz, bei dem die Lösungen erst näher zur Deadline hin präziser an die Anforderungen angepasst werden.
Fast die Hälfte (46 Prozent) geht davon aus, dass die Auslegung der Richtlinie bis 2019 weit genug fortgeschritten sein wird, damit ihre Unternehmen konform sein können; nur 22 Prozent erwarten dies bereits bis Jahresende. Rund ein Drittel (31 Prozent) wird sogar erst 2020 mit der Umsetzung starten. Sie müssen dann innerhalb eines Jahres die nötigen Anpassungen schaffen.hj
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