comdirect gibt Einblick in den Cominvest-Maschinenraum: So funktioniert der Robo Advisor
Robo Advisor sind längst zum geflügelten Wort in der Finanzszene geworden. Kaum eine Veranstaltung, auf der nicht über die Tools zur digitalen Geldanlage gesprochen wird. Die Wenigsten wissen aber vermutlich, wie so ein Robo Advisor im Inneren arbeitet. Das IT-Finanzmagazin hat daher nachgefragt und sich den Algorithmus von cominvest erklären lassen, der digitalen Vermögensverwaltung von comdirect.
von Matthias Hach, Generalbevollmächtigter comdirect bank
Ganz so einfach wie vom Börsenguru André Kostolany einst prophezeit, ist es leider nicht. Ein statisches Portfoliomanagement passt nicht mehr zu den mittlerweile sehr dynamischen Entwicklungen an den Finanzmärkten. So bietet die comdirect bereits seit 2010 ein dynamisches Portfoliomanagement an – zunächst als AnlageberatungPlus, seit knapp einem Jahr schließlich mit der digitalen Vermögensverwaltung cominvest.Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.“
(André Kostolany)
Börsentägliche Überwachung der Volatilitäten
Als ein Beispiel für die Vorteile eines dynamischen Portfoliomanagements fügen wir die Entwicklung des Goldpreises an.
Schon kurz nach den Gold-Höchstständen haben wir die Anlageklasse ,Edelmetalle‘ aus den Musterportfolios der AnlageberatungPlus entfernt. Das hat den Kunden erhebliche Renditeeinbußen erspart. Erst 2016 ist diese Anlageklasse wieder für Investitionen interessant geworden. Es zeigt sich also: Die Zusammensetzung der richtigen Anlageklassen sollte regelmäßig überwacht werden.“
Bei der digitalen Vermögensverwaltung cominvest geschieht dies in einem mehrstufigen Prozess. Zum einen überwacht cominvest börsentäglich die festgelegten Volatilitäten je Anlagestrategie. Ergibt sich auf Grund starker Schwankungen an den Märkten eine Überschreitung der definierten Risikogrenze (Volatilität auf 1-Jahres-Basis berechnet), erfolgt automatisch eine Überprüfung und gegebenenfalls Anpassung der Anlagestruktur.
Ebenfalls börsentäglich wird überprüft, ob die Zusammensetzung der Anlageklassen im Kundendepot noch mit der Vorgabe des zugehörigen Musterportfolios übereinstimmt. So kann es sein, dass sich eine Anlageklasse deutlich besser entwickelt hat als eine andere. In diesem Fall ist eine Umschichtung erforderlich.
Überprüfung der Anlagestrategien alle 16 Wochen
Darüber hinaus wird alle 16 Wochen überprüft, ob die den fünf Anlagestrategien zugrunde liegenden Musterportfolios noch die optimalen Anlageklassen und -gewichtungen aufweisen. Die Grundlage dafür bietet der Investment-Algorithmus.
Den Algorithmus setzen wir schon seit mehreren Jahren erfolgreich bei der AnlageberatungPlus ein und haben ihn dort weiter optimiert.“
Bei der Optimierungsberechnung werden als Betrachtungszeitraum die vergangenen zwei Jahre berücksichtigt. Dabei werden mittels eines Trendfaktors die Rendite- und RisikoEntwicklungen der jüngeren Vergangenheit höher gewichtet als weiter zurückliegende Entwicklungen. Die eigentliche Optimierung erfolgt über einen Rendite-Risiko-Ansatz, der die optimalen Musterportfolios ermittelt.
Für die Berechnung werden die erwarteten Erträge und Risiken sowie die Korrelationen zwischen den Anlageklassen benötigt. Diese Prognosen werden über die Indizes, die den Anlageklassen zugrunde liegen, berechnet. Genutzt werden die 2-Jahres-Rendite und die Kovarianz-Matrix der Indizes, welche die Volatilitäten des vergangenen Jahres und die Korrelationen über die vergangenen zwei Jahre enthält.
Mit diesen Informationen werden 100 potenzielle Musterportfolios bestimmt, welche den effizienten Pfad der Portfoliokombinationen bilden. Anschließend werden diejenigen Musterportfolios verworfen, die eine zu hohe Volatilität in Bezug auf das Risikoprofil aufweisen. Aus den restlichen Musterportfolios wird dann das optimale Portfolio für jedes Risikoprofil bestimmt. Dafür wird das Portfolio mit der höchsten Renditeerwartung ausgewählt, welches aber noch unterhalb der Risikoobergrenze liegt.
Regelmäßige Bestimmung der Wertpapier-Rangfolge
Ebenfalls alle 16 Wochen erfolgt die Aktualisierung der Rangfolge aller Wertpapiere innerhalb ihrer jeweiligen Anlageklasse. Die Rangfolge wird ermittelt auf Basis folgender Kriterien:
– 1-Jahres-Kursentwicklung– 3-Monats-Kursentwicklung
– Trendstärke auf 26-Wochen-Kursbasis
Die Berechnung erfolgt auf 26-Wochen-Basis über die Division der Durchschnittskurse (Simple Moving Average) von Woche 1 (aktuelle Woche) bis Woche 26 durch den Durchschnittskurs der Wochen 2 (vergangene Woche) bis 27 abzüglich 1. Ist das Ergebnis > 0, so ist der Trend positiv und es gibt Punkte für dieses Kriterium.
– Überrendite in Abhängigkeit vom Risiko auf Basis der vergangenen sieben Jahre (berechnet aus der Division der durchschnittlichen Jahresrendite durch die durchschnittliche Jahresvolatilität).Anhand dieser Kriterien wird ein sogenannter ScoreWert berechnet, der über den Rang des Wertpapiers entscheidet. Die Wertpapiere mit den höchsten ScoreWerten innerhalb einer Anlageklasse werden dem aktiven Universum zugeordnet, für das Kauf und Halteempfehlungen ausgesprochen werden können. Die Wertpapiere mit den niedrigsten ScoreWerten innerhalb einer Anlageklasse erhalten das sogenannte „Bad Product“Kennzeichen, für das Verkaufsempfehlungen ausgesprochen werden. Alle anderen Wertpapiere werden dem passiven Universum zugeordnet, für das Halteempfehlungen ausgesprochen werden können.
Zusammenspiel von Mensch und Maschine
Bei cominvest gibt es darüber hinaus noch eine weitere Besonderheit: Die vom dem Algorithmus erstellten Handelsempfehlungen werden von comdirect-Experten überprüft und erst dann an die Kunden weitergegeben.
Wir vereinen damit das Beste aus beiden Welten: die Neutralität und Effizienz des Computersystems mit dem Know-how und gesundem Menschenverstand unserer Experten.“aj
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