Das Ende der mTAN: Die Schwachstelle im Mobilfunknetz heißt SS7-Protokoll – und ist seit 2014 bekannt
Schon seit Ende 2014 (genauer seit dem 31C3) ist bekannt, dass Online-Banking über die roaming infrastructure SS7-Signalisierung angreifbar ist (siehe golem.de). Jetzt berichteten Süddeutsche, Welt, Zeit, Stern und Spiegel-Online darüber, denn den Kriminellen ist es offenbar gelungen, über diese lange bekannte Schwachstelle Konten abzuräumen. Nun erscheint auch das BSI auf der Bildfläche und sagt: Das habe man alles schon lange gewusst …
Das sich Online-Banking kompromittieren lässt, zeigten Laurent Ghigonis und Alexandre De Oliveira schon Ende 2014 auf dem 31C3 – dem Kongress des Chaos Computer Clubs. Doch ihre Warnungen blieben (trotz eigener Website) ungehört. Bis nun offenbar doch Kriminelle diese Lücke ausnutzten und laut zahlreichen Medienberichten Konten leer räumten.Doch das Beste daran ist: Das BSI wusste Bescheid. Warnte. Aber unternahm wohl keine weiteren Schritte. Nun erklärt BSI-Präsident Arne Schönbohm:
Dem BSI sind Vorfälle im Zusammenhang mit Cyber-Angriffen auf das Mobilfunknetz bekannt. Als nationale Cyber-Sicherheitsbehörde sind wir dazu im vertrauensvollen Austausch mit den Mobilfunkbetreibern. Auf die Schwachstellen im SS7-Protokoll weisen wir schon seit einigen Jahren hin. Cyber-Angreifer verfügen heute über die notwendigen Mittel und das notwendige Knowhow, diese Schwachstellen auszunutzen, auch wenn es wie in diesem Fall einen gewissen Aufwand bedeutet. Wenn wir eine erfolgreiche Digitalisierung wollen, dann können wir es uns nicht leisten, dass Schwachstellen über längere Zeiträume offen bleiben. Informationssicherheit ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung. Auch in Bezug auf das Online Banking empfiehlt das BSI bereits seit längerem, auf den Einsatz von mTAN-Verfahren zu verzichten und stattdessen etwa Verfahren mit TAN-Generatoren zu nutzen. Wer unsere Empfehlungen zum Thema Online Banking beherzigt, die wir auf unserer Webseite ‘BSI für Bürger’ veröffentlicht haben, der hat einen großen Schritt zu mehr Sicherheit in der digitalen Welt gemacht.”
Was macht die SS7-Signalisierung?
Das SS7-Protokoll wird von den Netzanbietern unter anderem dafür verwendet, sich mit anderen Anbietern auszutauschen, beispielsweise im Rahmen des Roamings. Mit dem Protokoll kann ein Mobilfunkbetreiber eines Landes signalisieren, dass sich ein bestimmter Teilnehmer gerade in seinem Netzwerk befindet. Akzeptiert der Mobilfunkbetreiber des Nutzers diese Nachricht, werden fortan Anrufe, SMS, und Datenverkehr an das neue Netzwerk (“Visited Network”) geroutet. Angreifer mit Zugang zur SS7-Signalisierung können also ohne Weiteres den Umstand simulieren, dass sich ein bestimmter Teilnehmer in dem jeweiligen Netzwerk befindet und ggf. den Traffic auf sich lenken – also eine fremde Autorisierung anfordern und dann die SMS empfangen. Das Angriffsfenster dazu ist je nach Netz zwischen zehn Sekunden und fünf Minuten offen!
Ist das jetzt das Ende der mTAN?
Zumindest sieht es danach aus, denn in Bezug auf das Online Banking empfiehlt das BSI bereits seit längerem, auf den Einsatz von mTAN-Verfahren zu verzichten und stattdessen etwa Verfahren mit TAN-Generatoren zu nutzen – auch wenn diese gerade zusammen mit dem Smartphone reichlich unpraktisch sind.aj
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