Studie: Finanzinstitute haben Probleme beim Innovationstempo – sechs Stellschrauben sollen helfen
Einige große Finanzinstitutionen haben Probleme, ihre Innovationsgeschwindigkeit zu erhöhen. Das geht aus einer vergleichenden Studie der Kanzlei Simmons & Simmons hervor. Für das Hyperfinance-Studienprogramm wurde anhand der fünf weltweit wichtigsten Finanzstandorte untersucht, wie große Banken und Asset Manager die Transformation in das digitale Zeitalter erfolgreich bewältigen und wie sie den Herausforderungen begegnen.
Die Hyperfinance-Studie von Simmons & Simmons untersucht, wie große Banken und Asset Manager ihren digitalen Innovationsgrad erhöhen. Dafür wurden 200 Top-Manager (davon 30 Prozent auf Vorstandsebene) von Organisationen mit Umsätzen bzw. Assets under Management größer als 500 Millionen US-Dollar in den fünf wichtigsten Finanzzentren (Frankfurt am Main, Hongkong, London, New York City und Singapur) befragt. Die Kernergebnisse der Untersuchung lauten: 1. 71 Prozent der Befragten betrachten Cybersicherheit als die größte Gefahr bei der Zusammenarbeit mit FinTechs2. Fast ein Drittel der Institute plant die Übernahme eines FinTechs innerhalb der nächsten 18 Monate. Die verbleibenden zwei Drittel sehen 45 Prozent regulatorische Risiken als Schlüsselhemmnis
3. 55 Prozent der traditionellen Finanzhäuser planen den Aufbau interner Kapazitäten; sie haben akzeptiert, dass sie angesichts der Herausforderungen beweglicher werden und enger mit Partnern zusammenarbeiten müssen
4. 53 Prozent der Banken und Asset Manager möchten sich in Kooperationen mit FinTechs die Kontrolle über geistiges Eigentum sichern, was eine effektive Zusammenarbeit konterkarieren könnte
5. 38 Prozent halten die Gründung neuer Geschäftseinheiten mit FinTech-Fokus für besonders effektiv für das Vorantreiben digitaler Innovation.
Trotz des starken Innovationsfokus der Branche in den vergangenen Jahren gibt es keinen Zweifel daran, dass viele Finanzinstitute sich nicht schnell genug bewegt haben.”
Jochen Kindermann, Partner bei Simmons & SimmonsDie Branche befindet sich derzeit in einer kritischen Phase – da sich jetzt langsam abzeichnet, welche Strategien sich auszahlen und welche nicht. Für eine Beschleunigung der Innovationsgeschwindigkeit empfiehlt Simmons & Simmons sechs Stellschrauben:
1. Die eigenen vier Wände verlassen: Ganz egal, ob eigens eine neue Gesellschaft gegründet wird oder im Rahmen eines Start-up-Ökosystems ein Innovation Lab entsteht: Die sorgfältige Verbindung zur Hauptorganisation kann dazu beitragen, dass die Innovation in der neuen Einheit auch ein kommerzieller Erfolg wird. 2. Onboarding-Prozesse anpassen: Unternehmen müssen flexibler und individueller an Partnerschaften herangehen. Recht und Compliance müssen die Voraussetzungen für risikoärmere Kooperationen mit FinTechs schaffen. 3. Pragmatisch mit geistigem Eigentum umgehen: Eine flexible Herangehensweise an Marken- und Patentrechte ist erfolgskritisch. Lizenzvereinbarungen spielen in bestimmten Bereichen eine zunehmend wichtige Rolle für das Hervorbringen von FinTech-Innovationen. Finanzdienstleister, die sich frühzeitig auf Lizenzstrukturen einlassen, können von Pioniervorteilen profitieren. 4. Eine zentrale digitale Innovationsstrategie entwickeln: Multinationale Banken und Asset Manager benötigen einen koordinierten Schlachtplan, um mit der technologischen Entwicklung Schritt zu halten und neue Entwicklungen zu antizipieren. In einem Center of Excellence oder einer zentralen Wissensbasis liegt der Schlüssel, um frühzeitig die richtigen Innovationen mit den Bedürfnissen des Business zusammenzubringen. 5. Die Partner kennenlernen: Das Kennenlernen der Gründer und Manager ist durch nichts zu ersetzen. Persönliche Fragen nach dem Technologieentwicklungszyklus oder dem Compliance-Ansatz eines jungen Unternehmens verschaffen einen weit klareren Blick auf mögliche Risiken als ein 200-seitiger Procurement-Fragebogen oder ein enger Rahmen durch Policy-Vorgaben. 6. Das richtige Investment-Modell wählen: Die vollständige Übernahme eines FinTechs kann Innovation gerade in den Bereichen verhindern, in denen das Start-up mit verschiedenen Spielern zusammenarbeiten muss, etwa bei industrieübergreifenden Lösungen. Mit einer Minderheitsbeteiligung lässt sich dieses Risiko vermeiden. Zugleich bietet sie Finanzinstituten aber die Möglichkeit, näher an technologische Entwicklungen heranzurücken.Die “Hyperfinance”-Studie von Simmons & Simmons kann hier kostenlos und ohne Adressangabe heruntergeladen werden.aj
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