Bäckerei Fucke: “Münzgeld ist in meinem Geschäft ein echter Kostenblock” – Payment-Interview zu girogo
Bäcker Fucke aus Braunschweig war einer der ersten teilnehmenden Einzelhändler beim girogo Feldtest 2012 in der Region Hannover/Braunschweig. Wahrscheinlich ist er damit auch ein Pionier seiner Branche im Bereich des bargeldlosen Bezahlens. Das Bäckerhandwerk ist so ziemlich die letzte Bargeld-Bastion im deutschen Einzelhandel. Mittlerweile ist es um girogo wieder sehr still geworden. Ein Anlass, sich einmal nach dem Stand des Projektes zu erkundigen. Das Payment-Interview mit Bäcker Karsten Fucke von Rudolf Linsenbarth.
Die Bäckerei Fucke (keine Filialen) ist eine traditionelle Handwerksbäckerei. Die Brötchen werden vor Ort gebacken und an gleicher Stelle verkauft – und mit girogo bezahlt. Zumindest anfänglich. Ein Blick auf die kontaktlose Payment-Reaylität.Herr Fucke, Sie gelten als der erste Bäcker in Deutschland, der das kontaktlose Bezahlen mit girogo angeboten hat. Was waren für Sie die Beweggründe?
Grundlage für die Entscheidung war, dass die Nord/LB mir ein interessantes Preismodell angeboten hatte.”
Je GiroGo-Zahlung bis 5€ 1 Cent Gebühren, bis 10€ 2 Cent und bis 20€ 5 Cent. Ein weiterer Grund war die schnelle Abwicklung des Bezahlvorgangs und es besteht auch keine Gefahr, dass sich das Kassenpersonal bei der Münzrückgabe vertut. Münzgeld ist in meinem Geschäft ein echter Kostenblock. Die Nord/LB verlangt mittlerweile bei Einzahlung von über 50 Münzen eine Gebühr von 7€. Wenn ich also 51 einzelne Cent Münzen einzahle, habe ich hinterher 6,49 € weniger auf dem Konto.
Wie wird denn das kontaktlose Bezahlen bei Ihnen im Geschäft angenommen?
Mittlerweile sind die girogo Zahlungen unterhalb der Wahrnehmungsschwelle.
Vielleicht kommt es noch ein bis zweimal die Woche vor. So ein oder zwei Kunden schätzen das Verfahren und wollen möglichst nur damit zahlen. Aber im Alltag hat das keine Relevanz.
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Das Hauptproblem ist, dass eigentlich nur die Karten der Sparkassen-Kunden dafür geeignet sind.
Zu Beginn als ganz Braunschweig mit Werbeplakaten zu girogo zugepflastert war, kamen jede Menge Kunden zu uns ins Geschäft und wollten kontaktlos bezahlen.”
Allerdings hatten die dann Karten von Commerzbank bis Postbank, die dafür gar nicht vorbereitet waren. Man hätte also erst mal dafür sorgen sollen, dass alle Kunden die entsprechenden Karten in der Hand haben, bevor man die Werbetrommel rührt.
Sehen Sie nicht auch die Tatsache, dass man die Karte erst aufladen muss, bevor man sie nutzen kann, als Problem?
Nein, dazu kann man die Karte ja auch an meinem Terminal aufladen. Einmal bei der Bank einrichten und dann wird die Karte automatisch immer um einen festen Betrag aufgeladen. Es ist also nicht notwendig dafür zum Geldautomaten zu gehen.
Gibt es in Braunschweig eigentlich noch viele Geschäfte, die girogo akzeptieren?
So genau habe ich das nicht im Blick, aber unter den Bäckern bin ich wahrscheinlich der Einzige. Ansonsten glaube ich, REWE und ESSO haben das noch.
Wie ist denn girogo im Handling im Vergleich zu Bargeld?
Zunächst muss ich mal vorausschicken, dass wir im Verkaufsraum zwei Kassen haben. Beide sind nicht geeignet ein Zahlungsterminal anzusteuern. Wir haben daher nur ein Zahlterminal. Die Verkäuferin gibt den Betrag in die Kasse ein und wählt als Zahlverfahren girogo. Anschließend gibt sie den gleichen Betrag noch einmal in das Terminal ein und reicht dieses zum Kunden über den Tresen. An dieser Stelle haben wir uns verschlechtert. Zu Beginn des girogo-Piloten hatten wir ein zweiteiliges Terminal. Das Display mit dem Kontaktlosleser stand auf der Ladentheke und die Eingabeeinheit hinterm Tresen. Das war insgesamt sehr viel praktischer.
Thema Handling, ist bargeldloses Bezahlen nicht auch viel hygienischer?
Damit haben wir kein Problem. Wir benutzen Zangen und Tortenheber. Das Personal kommt mit den Händen gar nicht an die Ware. Daher kann das Bargeld auch direkt in Empfang genommen werden.
Können die Kunden bei Ihnen auch mit anderen Verfahren bargeldlos bezahlen?
Ja, aber nicht bei einem Brötchen für 30 Cent. Da geht bestimmt die Hälfte des Betrages für die Kartentransaktion drauf. So etwas ist völlig unwirtschaftlich.”
Wenn ein Kunde kommt und eine Hochzeitstorte oder ein Brötchenbuffet mit Karte zahlen will, machen wir das natürlich. Aber bei einer durchschnittlichen Bonhöhe zwischen 3 und 6 € muss es auch dazu passende Konditionen geben.
Wo läge denn Ihrer Meinung nach ein akzeptabler Gebührensatz?
Also darstellbar wäre 1,5 % vom Umsatz. Das ist aber die Obergrenze, da dürfen dann keine weiteren transaktionsabhängigen Gebühren hinzukommen.
Herr Fucke, ich bedanke mich für das Interview!Rudolf Linsenbarth
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