Drei Tage wach – symbioticon & s-hub überraschen die Skeptiker: Sparkassen können Hackathon!
Dass die Sparkassen-Finanzgruppe als Platzhirsch im deutschen Bankenmarkt erst im Jahre 2016 zu einem Hackathon einlädt, hatte die Branche nicht wirklich erstaunt. Aber was die Organisatoren vom 14. – 16. November in Frankfurt auf die Beine gestellt haben, wird vielen jedoch noch lange in Erinnerung bleiben – positiv.
von Gerd Reinkimm
Eingebettet in das alle zwei Jahre stattfindende FI-Forum (Hausmesse des Sparkassen IT-Serviceproviders) startete der symbioticon Hackathon. Der Austragungsort war eine zum Open Space umfunktionierte Messehalle unter dem mit knapp 10.000 Besuchern sehr frequentierten Event der Finanz Informatik. Mit dem symbioticon setzten sich die Veranstalter Finanz Informatik, StarFinanz, DSGV & DSV das Ziel, in 3 Tagen neue Anwendungen/Ideen für das Banking der Zukunft zu erhalten.Security, Effiency, Flexibility, Mobility und Joy of Use
Die konkreten Ziele und der Rahmen der Veranstaltung wurden von Bernd Wittkamp (Geschäftsführer der Star Finanz und des s-hub) vor knapp 150 Teilnehmern präsentiert. Die vorgegeben Challenges lauteten Security, Effiency, Flexibility, Mobility und Joy of Use. Wie bei fast allen Hackathons galt, dass am Ende nur vor Ort geschriebener Programmiercode und lauffähige Demos präsentiert werden durften.
Jedes Team musste sich am zweiten Tag von einer Jury anhand der Bewertungskriterien Originalität, Benutzerfreundlichkeit, technischer Schwierigkeitsgrad und späterer Realisierbarkeit messen lassen, um einen der Preise im Gesamtwert von 20.000 Euro zu erhalten. Neben den organisatorischen Themen wartete das Team rund um den symbioticon aber noch mit zwei weiteren Neuigkeiten auf.Überraschung 1: Die AHOI-API
Die erste Überraschung des Events war die erste öffentliche Präsentation der unter dem Projektnamen „AHOI!“ bekannten Multibanken-API aus der S-Finanzgruppe.
Die AHOI-API soll langfristig als Produkt/Service dauerhaft zur Verfügung gestellt werden. Über die API können u.a. Benutzertransaktionen abgerufen/analysiert aber auch Transaktionen angestoßen werden. Damit reduziert die S-Finanzgruppe natürlich massiv die Eintrittshürde hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit Entwicklern bzw. FinTechs und geht ähnliche Schritte wie die deutschen Großbanken in den letzten Wochen.Überraschung 2: Der s-hub
Eine weitere Überraschung war die erste offizielle Nennung der Initiative s-hub, die Bekanntgabe der Internet-Seite www.spk-hub.de und der handelnden Personen. Den Kern des s-hubs soll in Zukunft ein Team bestehend aus Mitarbeitern von Sparkassen, DSGV, DSV-Gruppe, Star Finanz und Finanz Informatik bilden. Die Aufgaben des s-hub gehen von Marktscreening über Adaption bis hin zur Entwicklung von Lösungen, die dann Mehrwerte für die S-Finanzgruppe schaffen.
Nur 31 Stunden
Noch am ersten Abend organisierten sich innerhalb von kürzester Zeit 29 Teams, um dann am zweiten Tag mit der Realisierung ihrer Ideen zu beginnen. Die „Coding Zeit“ endete exakt 31 Stunden später und die Präsentation der Ergebnisse erfolgte vor der Jury und rund 200 Gästen.
Pro Team/Idee gab es vier Minuten Präsentationszeit und in der Regel eine kurze Fragerunde der Jury. Bei 29 Teams gab es viele interessante, einige wirklich gute und auch ein paar sehr abwegige Ideen. Einzelne Teams waren zudem Wiederholungstäter, die man auch schon beim Bankathon oder dem API/OPEN (Deutsche Bank) gesehen hat. Die gezeigte Qualität war durch die Bank weg gut – wobei es natürlich auch schwierig ist, beim x-ten Banken Hackathon nicht doch schon die eine oder andere Idee in einer abgewandelten Variante zu sehen.
1. Platz: Fincentivize vom FinTech-Startup fintracer – Marktplatz im Online-Banking
Den ersten Preis hat das Team Fincentivize vom FinTech-Startup fintracer gewonnen. Gezeigt wurde ein in das Online-Banking integrierbarer Marktplatz. Dieser bietet auf Basis von Transaktionsanalysen/Parametern bestimmte Zusatzprodukte oder Services an. Da diese Entscheidungen auf persönlichen Transaktionen beruhen, sind diese in der Praxis für den Endkunden nachvollziehbarer als z.B. stumpfe Produktwerbung. Das fintracer ein FinTech von aboalarm.de ist, zeigte sich durch die schnelle Integration eines Abo-Alarms inklusive Kündigung und die weitere Einbindung eines Vergleichsportals.
2. Platz: Team Knax – Taschengeld verwalten
Mit einem Look & Feel aus der Sparkassengruppe zeigte das Team Knax die eigentlich logische Weiterentwicklung des offline Knax Clubs. Auf Basis einer App können Kinder ihr Taschengeld verwalten und Eltern die ersten Finanztransaktionen ihrer Kinder nicht nur kontrollieren sondern auch incentivieren.
3. Platz: Team Intrabase – Studienkosten und Finanzierung endlich übersichtlich
Die Reise des extra aus Österreich kommenden Teams Intrabase hat sich mit einem dritten Platz ausgezahlt. Das Team baute eine App, in der der User basierend auf seinen Daten kuratierte Weiterbildungsmöglichkeiten wie z.B. ein MBA-Programm an einer bestimmten Universität vorgeschlagen bekommt. Neben den üblichen Studiengebühren fütterte das Team den Algorithmus mit Nebenkosten und berechnete eine mögliche Finanzierungsrate.
Sonderpreis Sparkassen-API: Dreem Green – Spar-App mit Gamification
Den Sonderpreis für die beste Nutzung der Sparkassen-API erhielt Dream Green der Consultinggesellschaft Netlight für ihre Spar-App mit guten UX und Gamification Elementen.
Außerhalb der Konkurrenz trat mit StarBugs auch ein Team der Star-Finanz an. Das Team rund um Thorsten Christiansen zeigte, das Banking 2016 nicht mehr nur mit Tastatur oder per Touch-Eingaben erfolgen muss. Zu dem Zweck bedienten sie sich dem Alexa Voice Service, der die Hardware Amazon Echo mit Sprach-Skills versorgt. Über bzw. gemeinsam mit Alexa wurde ein anschauliches sprachgesteuertes Banking gezeigt. Die Rückkopplung und die tatsächliche Ausführung der Überweisung erfolgte mit der AHOI-API.
Die Alexa Demo war sogar so eindrucksvoll, dass sie, wenn sie nicht außer Konkurrenz gestartet wäre, auf Platz eins der Jury gelandet wäre. Bleibt zu hoffen, dass wir diese und die Idee vom Team „Yomo meets Blue Code“ (starteten leider auch außer Konkurrenz) aufgrund der Nähe zum s-hub schnell wiedersehen.
Die eigentliche Preisverleihung erfolgte dann für die Siegerteams am kommenden Tage auf der großen Bühne des FI-Forums. Neben dem FI-Geschäftsführer Andreas Schelling, dem Bundesobmann Helmut Schleweis übergab der DSGV-Präsident Georg Fahrenschon die Preise.
Was bleibt nach 3 Tagen?
Der symbioticon hat gezeigt, dass innerhalb der S-Finanzgruppe genügend Potenzial für neue und innovative Ideen vorhanden ist. Extrem gelungen war die Organisation und die Integration mit dem FI-Forum. Auch mit im inneren Kreis belächelten Zoo-Touren (Vorstände und Führungskräfte von Sparkassen wurden ohne Sakko und Krawatten durch den Open Space geführt) wurde ein noch größeres Verständnis für die schnelle Entwicklung im FinTech-Bereich geschaffen. Jetzt gilt es, diese Kräfte weiter zu bündeln und den positiven Spirit des Events in die Gruppe zu tragen.Gerd Reinkimm
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