FinTechs & Banken – Kooperation statt Revolution steht im Vordergrund
Im Jahr 2015 wurden weltweit rund 19 Milliarden Dollar in FinTechs investiert. Sind die jungen Unternehmen nun Herausforderer oder eher Partner der etablierten Finanzindustrie. Die neue Roland-Berger-Studie “FinTechs in Europe – Challenger and Partner” sucht Antworten. Im Rahmen der Untersuchung befragte die Münchener Unternehmensberatung 248 FinTechs aus 18 europäischen Ländern im Zeitraum Februar bis Juni 2016.
Inwieweit FinTechs relevant und disruptiv sind, sorgte schon öfter für Gesprächsstoff. Wir berichteten dazu über die Meinung von Branchenkennern. Der Grundtenor scheint sich in dieser Studie zu bestätigen. FinTechs schätzen ihre Position realistisch ein und glauben überwiegend nicht (zwei Drittel), dass sie klassische Finanzinstitute ersetzen können. Das ist auch nicht ihr Ziel. Die besten Perspektiven sehen die Studienteilnehmer für sich in den Segmenten Investitionen und Asset Management (55%), Zahlungsverkehr (54%) sowie Crowdfunding (52%). Neben den FinTechs werden mittelfristig auch Schwergewichte aus dem Technologiebereich wie Apple, Google & Co. die etablierten Finanzdienstleister unter Druck setzen. Auch dafür müssen sich die Unternehmen wappnen. Kooperationen mit FinTechs wären da ein guter Ansatz.FinTechs schätzen ihre Rolle auf dem Markt realistisch ein: Sie verändern die Finanzindustrie, können aber nicht im Alleingang eine Revolution einläuten. Für Banken und Versicherungen ergeben sich durch Kooperationen mit FinTechs wiederum Chancen, die eigene digitale Transformation voranzutreiben.”
Martin Krause-Ablaß, Roland Berger
FinTech-Ziel Internationalisierung
Da sich FinTechs bisher häufig auf ein Geschäftsmodell und eine Zielgruppe konzentrieren, ist ihre Präsenz oft 48%) auch nur auf ein Land beschränkt. Nur 16% agieren derzeit schon in mehr als 5 Ländern, also wirklich international. Für die nächsten 5 Jahre planen aber 56% eine breite internationale Aufstellung, lediglich 7% wollen weiterhin auf ihren Heimatmarkt beschränkt bleiben. Die Zielländer der Expansion in Europa sind breit aufgestellt, wobei Großbritannien und Irland knapp in Führung liegen (47%) vor Deutschland und Frankreich (je 45%). Am optimistischsten blicken übrigens jene FinTechs in die Zukunft, die in den Bereichen Crowdfunding sowie Blockchain aktiv sind.
Vertrauen entscheidet
Die krisenbehafteten Jahre haben ihre Spuren hinterlassen, dennoch bleiben die klassischen Anbieter nach wie vor erste Anlaufstelle für viele Firmen und Privatkunden. Junge Unternehmen sollten regulatorische Aspekte aber auf keinen Fall unterschätzen. Hier sind die traditionellen Anbieter klar im Vorteil.”
Die krisenbehafteten Jahre haben ihre Spuren hinterlassen, dennoch bleiben die klassischen Anbieter nach wie vor erste Anlaufstelle für viele Firmen und Privatkunden. Junge Unternehmen sollten regulatorische Aspekte aber auf keinen Fall unterschätzen. Hier sind die traditionellen Anbieter klar im Vorteil.”
Wolfgang Hach, Roland Berger
FinTechs sehen das Kundenvertrauen mit 71% als den entscheidenden Erfolgsfaktor an, und genau das ist die Stärke der etablierten Banken und Versicherer. Weitere wichtige Aspekte sind die Transparenz der angebotenen Produkte und Dienstleistungen, das allgemeine Kundenverständnis sowie bequeme Prozessabläufe und digitalisierte Geschäftsmodelle. Hier präferieren die FinTechs zum großen Teil Dinge, die ihre eigenen Stärken wiedergeben.
Kooperation statt Konfrontation
Da FinTechs ihre Rolle realistischer einschätzen, suchen sie die Zusammenarbeit mit den Banken und Versicherungen. Dabei steht eine Kooperation auf Augenhöhe für 86% klar an erster Stelle. Andere Modelle wie Accelerator oder Incubator sind nur bei wenigen beliebt. Die Gründe für eine gewünschte Kooperation sind vielfältig. Während eine starke Kundenbasis, finanzielle Ressourcen und regulatorisches Wissen nur rund ein Viertel der FinTechs als Erfolgsfaktoren für besonders wichtig halten, sind gerade diese Aspekte doch Hauptgründe einer beabsichtigen Zusammenarbeit. Denn 78% der FinTechs versprechen sich dadurch einen besseren Zugang zu einer großen Kundenbasis und immerhin 49% wünschen sich auch Zugang zu finanziellen Ressourcen.
Deutschland als Standort nur zweite Wahl
Geht es um die wichtigsten Kriterien für die Standortwahl, so achten FinTechs in erster Linie auf die gute Möglichkeit, qualifizierte Mitarbeiter zu finden (83%). Danach folgen die Aufgeschlossenheit der Regulierungsbehörden (72%) sowie starke Netzwerke und Investoren vor Ort (67%). Aktuell sehen Gründer die besten Bedingungen für ihr Geschäft in Großbritannien, Irland und Frankreich.
Obwohl Deutschland beim Vorhandensein von Talenten und Know-How durchaus mithalten kann, gilt die starre Regulierung gerade in Deutschland als hinderlich. Zudem liegt der Finanzplatz Großbritannien bei der Bereitschaft der Investoren klar in Führung.pp
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