Herbe Kritik: Banken seien träge und ohne Kundenfokus – Schnappen sich FinTechs jetzt das Corporate Banking?
Das Beratungshaus Bonpago hat eine bemerkenswerte, 96 seitige Studie mit dem Titel „Corporate Banking ohne Banken?“ veröffentlicht. Inhaltlich geht es darum, wie FinTechs die Financial Supply Chain als Überholspur nutzen und das Kundensegment der kleinen und mittleren Unternehmen angreifen. Thematisiert wird die zunehmende Entfernung der Banken von ihren Firmenkunden durch die Digitalisierung im Unternehmensgeschäft.
In der neuen Studie von Bonpage hagelt es ungewöhnlich deutliche Kritik an Banken, denn Banken betreiben eine meist produktbezogene Strategie und der Fokus läge auf scheinbar lukrativen Geschäftsfeldern wie Investmentbanking, Vermögensverwaltung und Großkundengeschäft. So hätten Banken die Verbindung zu ihrer Basis teilweise verloren. Dazu komme zunehmender Wettbewerb durch FinTechs, die sich die Trägheit und mangelnde Kundenfokussierung der Banken zunutze machen und dafür neuartige Geschäftsmodelle entwickeln.Banken kann man heute wechseln wie die Unterwäsche – eine emotionale Bindung gibt es nicht!“
Geschäftsführer eines Softwareunternehmens mit 20 Mitarbeitern
Digitale Prozesse begünstigen FinTechs
Das wird dadurch begünstigt, dass gerade die Finanzdienstleistungsbranche nahezu vollständig über digitale Prozesse abbildbar ist und damit beste Voraussetzungen für technologiegetriebene Anbieter (FinTechs) schafft. Eine Betrachtung der zentralen Bausteine im Rahmen einer Digitalisierungsstrategie bei Finanzdienstleistern verdeutlicht den akuten Handlungsbedarf und die langsam anmutende Umsetzungsgeschwindigkeit in der deutschen Bankenlandschaft. Erschwert wird das durch den hohen Anteil veralteter IT-Infrastrukturen im Bankensektor, was dann oftmals zur Fokussierung auf die Schnittstellen zum Kunden – sogenannte Customer Touchpoint – führt. Entscheidend für den Erfolg bei der Digitalisierung ist aber ein ganzheitlicher Ansatz.
API, Smart Data und Regulierungen wie Basel III und PSD2
Angesichts dieser Tatsachen müssen sich Banken mit dem Angebot der FinTechs auseinandersetzen und Lösungen für das eigene Geschäft finden. Dr. Donovan Pfaff, Dr. Steffen Bernius und Christoph Bertram, Autoren der Studie, haben diese Herausforderungen in den Fokus ihrer Betrachtungen gestellt. Ausgehend von einer Analyse der Rahmenbedingungen, unter denen Banken ihre Finanzdienstleistungen und -produkte für Unternehmen entwickeln, werden im Rahmen der Optimierung von Finanzprozessen entstehende Bedürfnisse und Lösungsanforderungen bei den Kunden definiert, um anschließend durch eine Untersuchung der Konkurrenzsituation von FinTechs in den klassischen Geschäftsfeldern geeignete Handlungsoptionen abzuleiten.
Die sehr lesenswerte Studie beleuchtet aber nicht nur, wo die Probleme der Banken liegen, sondern analysiert im nächsten Schritt auch die einzelnen Bereiche wie zum Beispiel Crowdlending, das Factoring oder Dynamic Discounting, um – und da wird es richtig interessant – mögliche Handlungsoptionen zu zeigen.
Die Studie „Corporate Banking ohne Banken“ ist kostenlos nach Adressangabe hier erhältlich.aj
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