Banken und Innovation: So geht die Deutsche Bank das Thema Innovation an
Im ersten Teil zum Thema “Banken und Innovation” stand uns Boris Marte, Leiter des Innovationslabor der österreichischen Erste Bank, Rede und Antwort. Im zweiten Teil unserer Serie haben wir mit uns mit Michael Koch, Head of Digital Factory / Fachbereichsleiter Online- & Mobile-Banking der Deutschen Bank über das Thema Innovation unterhalten.
von Maik Klotz
Die Deutsche Bank, das nach Bilanzsumme und Mitarbeiterzahl größte Kreditinstitut Deutschlands, hat sich das Thema Digitalisierung auf die Fahnen geschrieben und will bis 2020 nicht nur fast 750 Mio. Euro investieren, sondern sucht die Nähe ausgerechnet zu FinTechs.FinTechs – jene Startups die immer wieder zeigen, das Finanz- und Bankprodukte nicht mehr von den Banken selber kommen müssen und oft besser auf die Bedürfnisse der Nutzer zugeschnitten sind. Um die eigenen Produkte mit Lösungen der FinTechs auf der einen Seite und dem digitalen Kunden auf der anderen Seite zusammenzubringen, hat die Deutsche Bank die Digitale Denkfabrik gestartet. 400 Software-, IT und Bankspezialisten aus dem Unternehmensbereich Private, Wealth & Commercial Clients sollen zusammen mit 50 Mitarbeitern von FinTech-Kooperationspartnern an Innovationen arbeiten.
Zwar haben die Räume der Denkfabrik noch den Charme einer Bank aber trotzdem ist eine Aufbruchstimmung zu spüren. Wer mit den Kollegen redet, hat nicht den Eindruck, dass man mit Mitarbeitern der Deutschen Bank spricht. Wir haben mit Michael Koch, dem Kopf der Digitalfabrik, über den Vorstoß der Deutschen Bank gesprochen.
Herr Koch, die Deutsche Bank will bis Ende 2016 rund 200 Mio. Euro in digitale Innovationen investieren. Ist die Deutsche Bank jetzt bereit für den digitalen Kunden?
Das sind wir schon lange. Bereits seit 1996 bietet die Deutsche Bank Online-Banking an und seit der Vorstellung des iPhones im Jahr 2007 eine passende Mobile-Banking-Lösung. Heute nutzen von unseren acht Millionen Kunden in Deutschland schon über 4 Millionen das Online-Banking und rund 1,5 Millionen Kunden das Mobile-Banking – Tendenz steigend. Der Kunde erwartet heute einen „Omni-Kanal-Zugang“. Sei es im persönlichen Gespräch in der Filiale und am Telefon – oder über unser digitales Angebot. Künftig werden die verschiedenen Kanäle noch stärker vernetzt. Wichtig ist die Balance zwischen dem digitalen Bankgeschäft und dem vertrauten Kontakt in der Filiale. Das eine schließt das andere ja nicht aus und am Ende entscheidet der Kunde, welchen Zugang er gerade für seine Bankgeschäfte nutzen möchte.
Während Banken in der Vergangenheit FinTechs scheuten wie der Teufel das Weihwasser, sucht die Deutsche Bank die Nähe zu Startups. Wie kam es dazu?
FinTechs sind für uns schon immer interessante Gesprächspartner. Wenn junge Firmen marktgerechte Lösungen entwickeln, die wir nicht genauso schnell und genauso gut selbst programmieren können, ist eine Kooperation für uns die naheliegende Lösung. Die FinTechs profitieren von unserer Erfahrung, der langjährigen Kundenbeziehung und dem Wissen, wie man innovative Lösungen auch unter regulatorischen Vorgaben nachhaltig im Markt positioniert.
Die neue Banking-App der Deutschen Bank hebt sich deutlich von den Apps anderer Banken ab. Welche Rolle spielte der Nutzer bei der Entwicklung der App?Der Kunde spielte bei der Entwicklung die zentrale Rolle. Wir wollten Mobile Banking anders machen: einfacher, schneller, attraktiver. Wir glauben, dass in Zukunft “Experience” und “Smartness” bei Banking-Apps eine entscheidende Rolle spielen. Dahinter verbergen sich die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, aber auch die Performance, die “Ästhetik” und das Bedienungskonzept. Wir haben die App für die nächste Generation von Bankkunden und ihre Ansprüche entwickelt. So können Kunden selbst bestimmen, wie ihre App aussieht und welche Funktionen sie bietet. Voraussetzung dafür ist unsere neue App-Plattform (API-basiert / App-Framework), durch die wir auch sehr flexibel neue Funktionen integrieren sowie kurzfristig auf weiteren digitalen Touchpoints wie z.B. Apple TV, Apple Carplay, Android Auto, Wearables, IoT-Devices ausrollen könnten.
Wird das Online-Banking auf der Webseite der Bank auch eine solche Neuentwicklung erfahren?
Ja, der Fokus liegt aber ganz klar auf den Smartphones (‘Mobile First’). Wir stehen kurz vor dem sogenannten
‘Mobile Moment’.”
Das bedeutet, dass wir bald mehr Zugriffe (>50%) über mobile Endgeräte auf unser Online-Banking haben, als über Desktop und Laptop. Der Großteil der Logins erfolgt dabei über Smartphones. Natürlich werden wir aber auch die “klassischen Online-Zugangswege” weiter entwickeln.
Maik Klotz ist Berater, Sprecher und Autor zu den Themen Banking, Payment und Retail. Seit vielen Jahren berät Maik Unternehmen zu kundenzentrierten Innovationsmethoden und der Fokussierung auf den Nutzer. Aktuell ist Maik Klotz als Senior Consultant bei der KI-Finance aktiv. Er ist Organisator der Reinventing Workshops. Und auf Twitter @klotzbrocken
Alte Dinge hinter sich zu lassen, bedeutet vielleicht auch Widerstand innerhalb der eigenen Organisation. Wie frei sind Sie beim Thema Digitalisierung?
Die agilen Entwicklungsteams treffen autark Entscheidungen. So kommen wir schneller zu Ergebnissen. Wichtig dabei ist die transparente Kommunikation, eine enge Einbindung der Beteiligten, der Austausch mit allen Parteien und Schulungen zu agilen Software-Projekten. Da wir diese Punkte berücksichtigen, bekommen wir breite Unterstützung. Und wir konnten in der Vergangenheit zeigen, dass dieses Konzept gut funktioniert.
Fazit
Die Deutsche Bank hat beim Thema Digitalisierung fürs erste geliefert. Die Zukunft wird zeigen, ob sie das Thema auch langfristig bedienen kann. Mit der Denkfabrik ist ein wichtiger Schritt getan und auch wenn das Innovationslabor nicht in Berlin ist und noch ohne Bällchenbad, Sitzsäcken oder Tischkicker auskommt, spürt man beim ganzen Team den Enthusiasmus. Und immerhin gibts für die Kollegen Club-Mate zu trinken. Der Rest ist auch lösbar.mk
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