SECURITY7. März 2025

Endpoint-Sicherheit in der Finanzwelt: Nicht ob menschliche Fehler auftreten, ist die Frage, sondern wann

Es fängt alles bei der Endpoint-Security an: Apu Pavithran, CEO Hexnode 
Apu Pavithran, CEO Hexnode Hexnode

Banken investieren heutzutage unglaubliche Summen in die Cybersicherheit und die Errichtung digitaler Festungen mit Firewalls, Verschlüsselung und Compliance-Audits, doch hier kommt die unangenehme Wahrheit: Ohne eine hundertprozentige Endpoint-Security könnten all diese Verteidigungsmaßnahmen genauso gut aus löchrigem Schweizer Käse bestehen. Cyberkriminelle müssen nicht erst das Eingangstor durchbrechen, wenn sie stattdessen auch einfach über einen ungesicherten Laptop oder ein infiltriertes Mobilgerät eindringen können.

von Apu Pavithran, CEO Hexnode 

In einer Branche, in der bereits ein einziger kompromittierter Endpoint zu einem millionenschweren Schaden führen kann, wäre es für jedes Finanzinstitut unverantwortlich, Sicherheitslücken einfach zu ignorieren.

Jede deutsche Bank, von Sparkassen in Familienbesitz bis hin zu multinationalen Giganten, arbeitet in einer IT-Umgebung, die einer ausgedehnten, sich ständig weiterentwickelnden Stadt ähnelt.”

Stellen Sie sich Endpunkte als die Türen, Fenster und Gassen dieser Stadt vor: Mobilbanking-Geräte, Cloudserver, Geldautomaten-Benutzeroberflächen und sogar IoT-Sensoren in Bankfilialen. Das Problem? Viele Einrichtungen behandeln Cybersicherheit noch immer wie ein Räuber-und-Gendarm-Spiel – sie reagieren auf Bedrohungen, nachdem sie die Verteidigungslinie durchbrochen haben.

Bei der umfassenden Ökosystem-Kartierung geht es nicht um das Erstellen eines statischen Bestandes; es geht um die Erschaffung einer lebenden, atmenden Blaupause Ihrer digitalen Landschaft. Werkzeuge für das Unified Endpoint Management (UEM – Vereinheitlichte Endpunkt-Verwaltung) fungieren hier als Ihre Kartographen, die jedes Gerät, jede Anwendung und jede Benutzerinteraktion katalogisieren. Die Koppelung von UEM mit Systemen für Security Information and Event Management (SIEM – Sicherheitsinformations- und Vorfalls Management) verwandelt diese Blaupause in ein Echtzeit-Überwachungsnetzwerk. Malen Sie sich aus, dass eine Anomalie – zum Beispiel das Tablet eines Filialleiters, das um 2 Uhr morgens plötzlich Gigabytes von Daten überträgt – bemerkt wird, ehe sie zu einer schlagzeilenträchtigen Panne eskaliert.

Errichten eines vereinheitlichten Schilds für die moderne Bedrohungslandschaft

Seien wir ehrlich: Die alten Methoden des Endpunkt-Schutzes – wie etwa Virenschutzsoftware und Firewalls – sind einfach nicht mehr ausreichend.”

Cyberkriminelle haben ihre Fähigkeiten ausgebaut, und Banken müssen das ebenfalls tun. Moderne Bedrohungen, beispielsweise dateilose Malware oder Advanced Persistent Threats (APTs) erfordern einen stärker integrierten, dynamischeren Ansatz.

Autor Apu Pavithran, CEO Hexnode
Apu Pavithran ist der CEO und Gründer von Hexnode (Website). Zuvor verbrachte er fünf Jahre als Technical Consultant bei Zoho (2008–2013), wo er seine Expertise in Unternehmens-Technologielösungen vertiefte. Als begeisterter Autor wurden seine Einblicke in IT-Trends in renommierten Publikationen wie Forbes, Entrepreneur, TechCrunch, ComputerWorld, Dark Reading und Information Week veröffentlicht. Linkedin.
An diesem Punkt setzt Unified Endpoint Security (UES) neue Maßstäbe. Durch die Integration von Lösungen wie Endpoint Detection and Response (EDR), Endpoint Protection Platforms (EPP) und Mobile Threat Defense (MTD) in ein einheitliches Framework können Banken ein durchgängiges Abwehrsystem realisieren, das in der Lage ist, Bedrohungen in Echtzeit zu erkennen und zu neutralisieren.

Von diesen Technologien ist EDR die wahre Revolution. Stellen Sie sich einen Cyber-Wachhund vor, der niemals schläft, kontinuierlich Muster analysiert, lernt, was „normal” ist, und umgehend alarmiert, wenn etwas Ungewöhnliches passiert. Mithilfe von maschinellem Lernen erstellt EDR-Verhaltens-Baselines und erkennt Anomalien, bevor diese sich zu schweren Angriffen ausweiten können. Dank Live-Threat-Feeds bleibt das System bei Cyber-Bedrohungen stets auf dem aktuellsten Stand, indem es sich an neue Angriffsmethoden anpasst, sobald diese bekannt werden. Die Integration von EDR in SIEM-Plattformen (Security Information and Event Management) gibt Security-Teams ein leistungsstarkes forensisches Toolkit an die Hand, das detaillierte Untersuchungen und eine zentralisierte Bedrohungskorrelation ermöglicht. Dabei dient dieses hohe Erkenntnisniveau nicht nur der reinen Verteidigung – es ermöglicht uns, Angreifern weiterhin einen Schritt voraus zu bleiben und dabei die immer strengeren Vorschriften, z. B. die NIS-2-Richtlinie, einzuhalten.

Durch richtlinienbasierte Geräteverwaltung spielen UEMs ebenfalls eine Rolle bei der Sicherheit. Sie ermöglicht Banken die Durchsetzung von Sicherheitsregeln auf Detailebene. Beispielsweise könnte ein Unternehmen Multi-Faktor-Authentifizierung für Remote-Mitarbeiter verlangen oder den USB-Zugriff für Geräte in sensiblen Bereichen einschränken.

Doch selbst die raffiniertesten Erkennungstools können es nicht mit dem Bewusstsein für das ultimative Sicherheitskonzept aufnehmen: Zero Trust Architecture (ZTA).

Die Welt des Zero Trust verabschiedet sich von der alten Idee des impliziten Vertrauens. Stattdessen lautet das Motto ganz simpel: „Vertraue niemandem, überprüfe alles“.”

Für Banken ist die Implementierung von Zero Trust daher nicht nur ein technisches Upgrade, sondern eine strategische Neuausrichtung. Das beginnt mit der Erfassung der Netzwerkinfrastruktur, der Identifizierung von Schwachstellen und der Neudefinierung von Zugriffsfunktionen. Jede einzelne Zugriffsanfrage – ob vom Laptop der Geschäftsleitung, einem Drucker in der Filiale oder einem Geldautomaten – wird gründlich geprüft, bevor sie gewährt wird. Die Segmentierung des Netzwerks wird zur Norm, und die Banken rollen eine Kombination aus Lösungen für Zero Trust Network Access (ZTNA), Identity and Access Management (IAM) und Unified Endpoint Management (UEM) aus, um so mehrere Sicherheitsebenen einzuziehen. Dabei ist der Zero-Trust-Ansatz aber keine Einmalmaßnahme – er erfordert eine fortwährende Überwachung und eine Anpassung in Echtzeit, um mit aufkommenden Bedrohungen Schritt halten zu können.

Die Umstellung auf ein Zero-Trust-Modell bringt naturgemäß ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Sie erfordert Zeit, Finanzmittel und ein Umdenken – vor allem bei Banken, die sich noch auf Legacy-Systeme verlassen, die ursprünglich nicht für dieses Sicherheitsniveau ausgelegt wurden. Aber schauen wir den Tatsachen ins Auge: In einem Finanzsystem, in dem schon ein einziges kompromittiertes Gerät Kundendaten preisgeben, SWIFT-Transaktionen gefährden oder den Betriebsablauf zum Erliegen bringen kann, wird Trust-by-Default zu einem Luxus, den sich Banken nicht mehr leisten können.

Nicht ob menschliche Fehler auftreten, ist die Frage, sondern wann

Sprechen wir über das große offensichtliche Problem: Auch Unmengen von Technik können einem allzu klickfreudigen Mitarbeiter nicht beikommen. Eine kürzliche Umfrage stellte fest, dass 68 % der Cybersicherheits-Leiter schlaflose Nächte wegen menschlicher Fehler haben – und das mit gutem Grund.

Ein Kassierer, der auf eine Phishing-E-Mail hereinfällt, ein Entwickler, der versehentlich einen API-Schlüssel offenlegt, ein Finanzchef, der “Banking123″ als Passwort verwendet, sind nicht mehr hypothetisch.”

Aber hier ist der Haken: Herkömmliche Schulungen – trockene PowerPoints und jährliche Compliance-Tests – sind tot. Moderne Mitarbeiterprogramme müssen fesseln, nicht nur belehren. Zeit für den Auftritt der spielorientierten Plattformen, auf denen Mitarbeiter Belohnungen für das Erkennen simulierter Phishing-Versuche oder das Schließen von Sicherheitslücken erhalten. Tatsächlich haben Studien festgestellt, dass Unternehmen, die spielorientierte Plattformen (z. B. interaktive Module, Ranglisten für simulierte Angriffe) nutzen, eine um 75 % verringerte Phishing-Anfälligkeit erlebten.

Aber wir wollen tiefer vordringen. Funktionsspezifische Schulung ist wichtig. Ein Handelsschalter-Mitarbeiter sieht sich anderen Risiken gegenüber als ein Beschäftigter in einer Filiale. Individualisierte Szenarien – wie etwa das Simulieren einer betrügerischen Überweisungsanforderung, die als E-Mail eines Geschäftsführers getarnt ist – bereiten Teams auf Bedrohungen vor, denen sie tatsächlich begegnen werden.

Und hier wird es noch futuristischer: Banken verifizieren nicht mehr nur, wer sich anmeldet, sondern auch, auf welche Weise dies geschieht. Sie nutzen inzwischen KI-gestützte Analyseverfahren, um zu prüfen, wie Benutzer mit ihren Geräten interagieren – wie sie tippen, scrollen oder sogar, wie sie ihr Smartphone halten –, um Anomalien zu erkennen, die auf einen unberechtigten Zugriff hindeuten könnten. Dieses Konzept ist an sich zwar nicht neu, aber seine Einsatzgebiete vervielfachen sich zunehmend mit Tools wie User Entity and Behavior Analytics (UEBA), die maschinelles Lernen einsetzen, um Benutzer und Netzwerkkomponenten wie Server, Router und IoT-Geräte (Internet of Things) auf ungewöhnliches Verhalten oder verdächtige Aktivitäten zu überwachen. Glücklicherweise ist die UEBA-Funktionalität meist bereits in Lösungen wie SIEM, EDR oder IAM integriert, so dass Administratoren keine separate Lösung nur für diesen Zweck implementieren müssen. Selbst wenn es einem Angreifer gelingen sollte, die erste Schranke der Anmeldung zu überwinden, würde sein Nutzungsverhalten ihn enttarnen und Sicherheitsprotokolle auslösen, bevor er weiteren Schaden anrichten kann.

Deutschlands Finanzsektor wacht nicht allein über Geld – er schützt Vertrauen. Eine einzelne Panne kann das Vertrauen zum gesamten Finanzplatz Deutschland erschüttern. Durch das Kombinieren von Wahrnehmbarkeit, vereinheitlichter Sicherheit und einer menschenzentrierten Kultur können Banken aufhören, in der Verteidigung zu spielen, und beginnen, die Regeln zu bestimmen.Apu Pavithran, CEO Hexnode

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