ZAHLUNGSVERKEHR4. März 2025

Citibank überweist aus Versehen 81 Billionen Dollar: Wie kann das passieren und wie kann man’s verhindern?

Sergeeva Leka / Bigstock

Die Citibank macht Schlagzeilen. Wie jetzt bekannt wurde, hat das Unternehmen im vergangenen April einem Kunden die schwindelerregende Summe von 81 Billionen US-Dollar (im Englischen: Trillion) überwiesen. Durch den unvorstellbaren Beitrag mit den zwölf Nullen wurde die Person, über deren Identität die Bank sich ausschweigt, zum reichsten Menschen der Welt. Sie hatte, so rechnen es US-Medien vor, mehr Geld als Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg zusammen. Doch was lief da genau ab und wie konnte ein so gravierender Fehler passieren?

Zunächst einmal: Die Citibank bemerkte den Fehler offenbar immerhin nach rund 90 Minuten und machte die Überweisung nach einigen Stunden rückgängig. Dennoch wirft der Fehler, der offenbar einem Bankangestellten bei der Eingabe von Hand unterlief, die Frage auf, wie so etwas überhaupt passieren kann. Da ist zunächst offenbar ein System, das bei potentiellen Sanktionsverstößen und Compliance-Verstößen tätig werden soll, was ja auch so sein soll. Dieses blockierte laut einem Bericht der Financial Times insgesamt vier Zahlungen, die zusammen gerade einmal den Gegenwert von 280 Dollar ergeben hätten und an ein brasilianisches Treuhandkonto eines Kunden gehen sollten.

Verhängnisvoller Fehler – durch die Kontrolle gerutscht

Offenbar gab der Angestellte deshalb über eine Backuplösung, die für solche Fälle angedacht ist, den entsprechenden Wert ein, machte aber dabei wohl einen verhängnisvollen Fehler und übersah die 15 Nullen, die sich bereits in dem Eingabefeld befanden – er überschrieb somit, das lässt sich rekonstruieren, lediglich die ersten drei, was zu besagter riesiger Überweisungssumme führte. Die Financial Times rekonstruiert, dass es hierbei laut interner Informationen zwar offenbar ein Vier-Augen-Prinzip gibt, dass der hierfür Verantwortliche, der die Transaktion überprüfen sollte, bevor sie am nächsten Tag freigegeben wurde, die außergewöhnliche Überweisung – noch dazu auf ein brasilianisches Konto – aber wohl übersah und durchwinkte.

Erst 90 Minuten später entdeckte ein anderer Mitarbeiter anhand der Kontostände der Bank, dass da irgendwas schiefgelaufen sein musste. Es gelang dann immerhin innerhalb mehrerer Stunden, die für alle Beteiligten wohl nervenaufreibend gewesen sein dürften, das Geld zurück zu verbuchen, sodass der Citibank kein ernsthafter finanzieller Schaden entstand. Dennoch ist der Fall einerseits ein Grund für die Citibank, die entsprechenden Prozesse auf den Prüfstand zu stellen, kann aber auch für hiesige Banken ein Anlass sein, über die eigenen Prozesse nachzudenken..

Learnings aus dem Fail: Nicht der erste Fall der Citibank

Aus dem Fall können nämlich auch – Träumerei hin, Häme her – andere Banken und Sparkassen etwas lernen: Vier-Augen-Prozesse, so ausgeklügelt sie auch sein mögen, können regelbasierte Systeme mit zusätzlichen Sicherheitsmechanismen nicht ersetzen. Und: IT-Systeme, die aufgrund eines nicht intuitivern User Interfaces, Fehler verursachen können, werden diese über kurz oder lang wohl auch verursachen.

Dennoch scheint besagtes Problem, das sich theoretisch auch in Deutschland ereignen könnte (wir alle kennen die UX mancher bankeninterner Systeme), vor allem auch ein Problem der Citigroup zu sein.  Ein der Financial Times vorliegender interner Bericht zeigt, dass es bei der Citigroup im Jahr 2024 zehn solcher Vorfälle gegeben haben soll, bei denen fälschlicherweise eine Milliarde Dollar oder mehr angewiesen wurde, der Irrtum aber noch erkannt wurde. Im Jahr 2023 soll es sogar zu 13 solchen „Beinahe-Fehlern“ gekommen sein. Daneben  dürfte sich der eine oder die andere noch an einen Fall vor fünf Jahren erinnern: Damals hatte ebenfalls die Citigroup Zinsen auf einen Unternehmenskredit an dessen Gläubiger auszahlen wollen, überwies jedoch fälschlicherweise die komplette Summe an besagten Gläubiger.

Wer jetzt allerdings glaubt, das könne nur in den USA so passieren, der irrt: Die KfW, die Förderbank des Bundes, hatte seinerzeit in der Finanzkrise reichlich Spott geerntet, weil sie der US-Investmentbank Lehman Brothers bei einem Währungsgeschäft mehr als 300 Millionen Euro überwiesen hatte, nachdem diese wenige Tage zuvor pleitegegangen war. Lehman konnte seine Verpflichtungen aus dem Vorgang nicht erfüllen, das Geld der KfW war verloren und die Bank erhielt nur einen Teil aus dem Insolvenzverfahren zurück.tw

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