FINTECH27. Februar 2025

Kryptos: Folgt auf den Regulierungs-Boom jetzt ein Innovationsschub?

Bigstock

Die US-Regierung unter Donald Trump hat in ihren ersten Wochen mit Blick auf eine kryptofreundlichere Regulierung sehr schnell erste Schritte eingeleitet. Dazu gehörte eine Executive Order zur Kryptoregulierung, um den USA die Führung in der Digital-Assets-Industrie zu sichern, sowie das Einsetzen von neuem kryptofreundlichem Personal an wichtigen Schaltstellen der Aufsichtsbehörden. Könnte das weltweit der Krypto-Welt und den damit verbundenen FinTechs einen Aufwind bringen? Hartmut Giesen, zuständig für Business Development FinTech, digitale Partner und Krypto / Blockchain bei der Hamburger Sutor Bank, sieht zumindest Indizien dafür, dass die Politik in den USA dem Krypto-Klima weltweit zuträglich sein könnte.

Die Kryptoregulierung in den USA könnte den Krypto-Boom weiter befeuern. Die Entwicklungen dafür sind schon auszumachen: Das Fachmedium „The Information“ berichtete etwa darüber, dass sich nach den ersten Regulierungserleichterungen auch die Wallstreet-Banken in Kryptodienstleister für ihre Kunden wandelten und künftig sowohl Krypotverwahrung als auch -handel anbieten werden – was wiederum neues Kapital in den Kryptomarkt bringt. Ähnliches lässt sich in Europa beobachten, wo sich traditionelle Banken mit MiCA-Lizenzen ausstatten und Krypto-Services in ihr Angebot integrieren. Hier ist das Kryptothema vor allem nicht mehr nur eines für Technologieanhänger unter den Privatkunden, sondern inzwischen auch eine Assetklasse für institutionelle Anleger.

Die spannende Frage aus Sicht von Hartmut Giesen ist, ob sich der durch Regulierung getriebene Krypto-Boom nur in Form steigender Marktkapitalisierung zeigt, oder ob im Zuge der kryptofreundlichen Regulierung auch echte Innovation einen Schub bekommen könnte:

Vordergründig sehen wir einen Preis-Boom bei Kryptowährungen. Die große Chance besteht darin, dass jenseits von Bitcoin, Ethereum und Memecoins tatsächlich innovative Produkte oder Geschäftsmodelle mit Massenrelevanz entstehen, die auf der Blockchain-Technologie basieren.”

Hartmut Giesen, Business Development Fintech, Krypto & Blockchain, Sutor Bank

Innovationsklima verbessert sich

Sutor Bank

Giesen beobachtet, dass sich das Innovationsklima in der gesamten Kryptobranche tatsächlich merklich verbessert: „Risikokapitalgeber, die Investitionen in Kryptoprojekte lange Zeit gemieden haben, beginnen nun wieder, in der Branche aktiv zu werden. Umgekehrt erhalten Kryptoinnovatoren wieder Geld, um neue Geschäftsmodelle und Produkte auf Basis der Blockchain zu entwickeln“, stellt Giesen fest.

Dass die Finanzierung durch Token-Offerings regulatorisch einfacher wird, erweist sich als unterstützend: „Bisher hat die US-Börsenaufsicht unterstellt, dass es sich bei Token um Wertpapiere handelt, und den Handel damit verboten oder hohe regulatorische Anforderungen gestellt. Künftig soll die Kryptoaufsicht aber nicht mehr bei der SEC, sondern bei der entsprechenden Behörde für die Rohstoffaufsicht liegen“, führt Giesen aus. Dies könnte Kryptounternehmern in den USA das Aufsetzen von Geschäftsmodellen erleichtern.

DePIN, Blockchain x AI, Stablecoins: Der Weg zur Massentauglichkeit?

Innovationen entstehen zurzeit vor allem in Bereichen wie dezentralen physischen Infrastrukturnetzwerken (DePIN), Blockchain x AI oder Stablecoins. Darin sieht Hartmut Giesen auch die künftigen „Investment-Narrative“:

Sutor Bank

Diese Use-Cases elektrisieren viele Gründer und Investoren und könnten die ‚Ursuppe‘ für die ersten großen Blockchain-basierten Massenanwendungen werden.”

Hartmut Giesen, Business Development Fintech, Krypto & Blockchain, Sutor Bank

Denn noch immer sei die Kryptoindustrie auf der Suche nach der „Killerapplikation“ für die Blockchain jenseits ihrer Nutzung als Plattform für Kryptowährungen. „Kryptowährungen haben sich nicht als Zahlungsmittel durchgesetzt, wofür zumindest Bitcoin einst gedacht war. Defi oder NFT als Blockchain-basierte Innovationen sind bislang nicht aus ihrem Nischendasein herausgekommen.“

Es bleibe nun abzuwarten, ob durch eine kryptofreundliche Politik und Regulierung sowie neu motivierte Risikoinvestoren eine Art „kambrische Artenexplosion“ stattfinde, die zu bisher nicht gesehenen Geschäftsmodellen oder Produkten führt. Giesen sieht die Chance, dass auch die „großen“ Use-Cases wie „Blockchain-basierter Kapitalmarkt“, „Blockchain-basiertes Identitätsmanagement“ sowie „Tokenisierung“, an denen schon lange ohne wirklichen Durchbruch gearbeitet werde, mit dem aufkommenden Krypto-Momentum umgesetzt werden könnten. Zumal gerade die KI-Entwicklung die Authentifizierung von menschengenerierten Inhalten dringend notwendig mache, was wiederum digital verwaltete Identitäten erfordere.

Rückschlagspotenzial, falls Erwartungen enttäuscht werden

Funtap / BIgstock

Sollten sich etwa mit Blick auf Regulierung und Politik die hohen Erwartungen doch nicht erfüllen, könnte dies die Kryptokurse empfindlich treffen und auch zu einem neuen „Kryptowinter“ führen, mit bis zu 20 Prozent Rückschlagspotenzial. Auch der Aufbau von Bitcoin-Reserven in den USA ist aus Sicht von Hartmut Giesen bereits teilweise in die aktuellen Kurse eingepreist. Als größten Unsicherheitsfaktor sieht Giesen die Makroökonomie. Bei Investments jenseits von Bitcoin oder Ethereum sollten Anleger auf Projekte mit realem Nutzen setzen, beispielsweise in den Bereichen AI, DePIN und Tokenisierung. Auch gelte es grundsätzlich, sich intensiv mit der Technologie und den Möglichkeiten von Kryptowährungen auseinanderzusetzen, bevor man investiere.tw

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