STRATEGIE20. Februar 2025

„SCTInst by default“ – für privat top, für Unternehmen Flop

Schwerpunkt: Instant Payment
Eric Waller, Senior Manager im Bereich Consulting Payments, PPIPPI
Eric Waller, Senior Manager im Bereich Consulting Payments, PPIPPI

Eric Waller ist Senior Manager der Unit Wholesale Payments bei PPI und verantwortet das Cluster SEPA-Massenzahlungsverkehr innerhalb der Unit Consulting Payments. Im Interview erklärt er, warum man bei “SCTInst by default” genau hinsehen sollte und warum dieser Weg nicht für alle geeignet ist.

von Dunja Koelwel

Herr Waller, “SCTInst by default” – wie würden Sie dies einschätzen?

Für Privatpersonen ist das durchaus sinnvoll, da ist es zum Beispiel in anderen Ländern wie den Niederlanden, wo IP schon weiter verbreitet ist, bereits Usus. Aber im Privatsegment gibt es durchaus auch Herausforderungen: Etwa das aktive Senden von IP. Es muss zum Beispiel Echtzeit-Limite geben und dieses Limit muss jederzeit vor einer Überweisung änderbar sein.

Beispiel: Wenn ich als Eric Waller nachts um drei eine Überweisung tätige, die mein übliches Limit überschreitet, dann setze ich dieses Limit hoch. Das widerspricht aber meinem üblichen Nutzerverhalten. Eine Bank ist dann in der Zwickmühle: Akzeptiert sie das, weil das die Regulierung bei IP so vorgibt? Oder – auch das ziehen Banken in Erwägung – bauen sie sogenannte Cool-down-Perioden ein, in denen sie die Limite überprüfen?

Die Herausforderungen im Business-Segment: Im Geschäftskundesegment gibt es die Vorgabe, jederzeit vor einer Überweisung die Limite ändern zu können, genauso. Das ist bis dato bei vielen Banken aber noch ein papierbasierter Vorgang – weit weg von Echtzeit. Eine Bank müsste hier dann beispielsweise in ein Verfahren wie eBAM investieren, womit eine Limit-Verwaltung auch für Unternehmenskunden möglich wäre. Das bedeutet aber auch, dass diese Limite beachtet werden müssen.

Eine Limit-Verwaltung – lässt sich diese so einfach umsetzen?

Damit kommen wir zum nächsten Problem. Eine Bank muss beispielsweise entscheiden, wie sie es mit Einzelüberweisungen innerhalb eines großen Sammlers hält, nehmen wir mal 50.000 Transaktionen. Ist zum Beispiel das generelle Limit bei 2000 Euro und 100 Überweisungen in diesem Sammler überschreiten dieses Limit – was passiert mit der Gesamtdatei? Wird die Datei mit 50.000 Transaktionen abgelehnt – sicher nicht im Sinne der Unternehmen – oder werden nur diese 100 ausgesteuert und müssen separat autorisiert werden? All das sind Mechanismen, die die Banken auf eine rechtssichere Basis aufsetzen müssen.

Das kostet Zeit. IP by default ist also bei Unternehmen kritisch zu sehen?

Eric Waller, PPI
Eric Waller von PPI ist Experte für Instant Payments (IP).Eric Waller ist Senior Manager im Bereich Consulting Payments bei PPI (Website). Seit 2017 betreut der studierte Bankfachwirt vor allem Projekte für Massenzahlungsverkehr und Electronic Banking sowie für PAYCY, einer Plattform für das Bezahlverfahren Request to Pay. Davor war er mehr als 21 Jahre lang im Zahlungsverkehr der SaarLB tätig.

Banken ergreifen bei IP keine Chancen, sie arbeiten nur Regulierungsvorgaben ab.”

Aber wir leben in einer Echtzeit-Ökonomie, daher ist es konsequent, auch Überweisungen in Echtzeit zu ermöglichen. Wenn man das nun weiterspinnt, dann wäre Echtzeit auch Basis und Chance für viel mehr.

Welche Chancen gäbe es denn zum Beispiel?

Ein ganz banales Beispiel: Rechnungen. Wenn ich eine Rechnung per Post bekomme und die Daten für eine Online-Überweisung abtippen muss, dann dauert das sicher länger als 10 Sekunden. Das rechnungstellende Unternehmen hatte aber schon die Daten digital. Also ein nicht mehr zeitgemäßer Medienbruch.

Zwar gibt es inzwischen Request-to-Pay , das aber leider ein Schattendasein führt, obwohl genau hier großen Chancen für Banken drinstecken. Für mich aus Privatperson wäre es eine Erleichterung, die Rechnung nicht mehr abtippen zu müssen, für Unternehmen macht sich das zudem auch finanziell bemerkbar, weil man für den Empfänger auch gleich eine Rechnung mittransportieren könnte, die dann im Onlinebanking oder mobile Banking hinterlegt ist – eine Art integrierte Buchhaltung. Wenn man das Thema Rechnung beispielsweise übersetzt in einen volkswirtschaftlichen Nutzen, so kosten ein Unternehmen der Versand von Rechnungen im Durchschnitt sechs Euro, der Empfang etwa 12 Euro.

Dieses riesige Einsparpotenzial lässt die Investitionen in IP schnell amortisieren und Banking würde deutlich aufgewertet. Das wäre beispielsweise eine Chance, die sich im Kontext von Instant Payment ergibt.

Herr Waller, vielen Dank für das Gespräch.dk

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