SB & FILIALE10. Dezember 2024

Atruvia und Diebold Nixdorf setzen für Cash Recycler auf Standort- und Geldflussanalysen

Schwerpunkt: Filialtechnologie
Johannes Stoll, Leiter Geschäftsfeld Daily Banking, Atruvia.Atruvia
Drei Experten für Cash (Re)Cycler, Johannes Stoll (Atruvia), Stefan Rujanski und Lars Gollenbeck (beide Diebold Nixdorf) sehen den Markt für Cash Recycler durchwegs positiv – trotz der aktuell hohen Kosten für das Bar­geld­management. Denn das „Wundermittel“ KI kann auch hier unterstützen, etwa bei der Planung und Steuerung der Wertlogistikunternehmen.

von Dunja Koelwel

Herr Gollenbeck, Herr Stoll, Herr Rujanski, viele Banken bauen ihre Filialstrukturen zurück. Welchen Einfluss hat das auf Cash Recycler in Deutschland?

Stefan Rujanski: In der Tat haben die Banken in der Vergangenheit Filialen zurückgebaut oder geschlossen.

Stefan Rujanski, Senior Specialist Banking EurAsia Account ManagementDiebold Nixdorf

Um den Kunden weiterhin die Möglichkeit zu geben, sich mit Bargeld zu versorgen oder – insbesondere im Falle von Geschäftskunden – zu entsorgen, ist die Anzahl der SB-Standorte (Pavillons) wie auch die der verbliebenen SB-Systeme vor allem im Bereich der Cash Recycling-Systeme in den letzten Jahren signifikant angestiegen. Die Anzahl der Geldautomaten ist indes zurückgegangen.

Johannes Stoll: Das ist auch meine Einschätzung. Vor allen in strukturschwachen Gebieten kommt es verstärkt zur Zusammenarbeit von Sparkassen und Volksbanken, die gemeinsam einen Cash Recycler betreiben und so den Bargeld-Basisservice (Aus- und Einzahlungen) für beide Kundengruppen über ein System zur Verfügung stellen.

Lars Gollenbeck verantwortet seit 2021 als VP Systems Banking Product Management das Banking Hardware-Produktmanagement bei Diebold Nixdorf
Lars Gollenbeck, VP Systems Banking Product Management Diebold NixdorfDiebold Nixdorf

Laut dem Cash Recycler Report von „The Business Research Company“ wird der Markt global gesehen von 3,57 Milliarden US-Dollar 2024 auf vermutlich auf etwa 4,70  Milliarden US-Dollar im Jahr 2028 anwachsen. Ihre Einschätzung dazu?

Lars Gollenbeck: Cash-Recycling ist in vielen Regionen der Welt, in denen der Zugang zu Bargeld für die finanzielle Inklusion von entscheidender Bedeutung ist, zu einem festen Bestandteil des Bankensystems geworden. Es hat sich als eine überzeugende Lösung erwiesen, die den Finanzinstituten erhebliche Vorteile bietet.

Bis zum Jahr 2025 und darüber hinaus wollen wir unsere Cash-Recycling-Angebote weiter optimieren und ausbauen. Dazu gehört auch, dass wir die Kosten für das Bargeldmanagement unserer Kunden senken und die Optimierung fördern, während wir gleichzeitig die sich ständig weiterentwickelnden Sicherheitsanforderungen und Risikofaktoren erfüllen, mit denen unsere Kunden konfrontiert sind.

Johannes Stoll (Atruvia), Stefan Rujanski, und Lars Gollenbeck (beide Diebold Nixdorf)
Johannes Stoll leitet das Daily Banking bei Atruvia (Website). Als Experte mit langjähriger Erfahrung für IT-Transformationen und Digitalisierung von Geschäftsmodellen im Banking verantwortet er die Themen Liquiditäts- und Bezahllösungen sowie die SB-Systemlandschaft. Zuvor arbeitete er unter anderem bei McKinsey und der Commerzbank.

Stefan Rujanski ist seit über 35 Jahrenbei Diebold Nixdorf (Website) tätig. Sein Fokus liegt für Atruvia und Finanz Informatik darauf, das DN Produktportfolio für Rechenzentren zu validieren und für angeschlossene Institute betriebsfähig zu machen.

Lars Gollenbeck verantwortet seit 2021 als VP Systems Banking Product Management das Banking Hardware-Produktmanagement bei Diebold Nixdorf.

Ganzheitlich betrachtet gibt es keine Anzeichen für eine Verlangsamung der Cash-Recycling-Angebote.”

Die Technologie stellt für alle Finanzinstitute eine große Chance dar, nicht nur die Bargeldeinzahlung zu automatisieren, sondern auch gleichzeitig die Kosten zu senken, die Effizienz zu maximieren und das Kundenerlebnis durch optimierte Selbstbedienungsangebote zu verbessern.

Künstliche Intelligenz und Machine Learning ist fast überall derzeit ein Top-Thema. Auch im Bereich Cash Recycler und wenn ja, inwiefern?

Johannes Stoll: Einer der größten Kostenpunkte bei dem Betrieb eines Cash-Systems ist die Ver- und Entsorgung mit Bargeld. Eine optimierte Planung und Steuerung der Wertlogistikunternehmen reduziert die Betriebskosten. KI kann in diesem Bereich zukünftig eine maßgebliche Rolle übernehmen. Auch im Bereich der präventiven Störungserkennungen sehen wir Potenzial für den Einsatz von KI.

Will sich ein Institut für einen Cash Recycler oder einen Geldausgabeautomat entscheiden, auf was sollte es achten?

Johannes Stoll: Grundsätzlich ist der individuelle Bedarf am Standort zu prüfen. Gibt es am Standort schon Cash-Systeme? Welche Denominationen (Scheinarten) werden benötigt? Welche Transaktionsanzahl ist zu erwarten? Gibt es Potenzial für eine Kooperation auf Bankenebene? Dies sind nur erste zentrale Aspekte die zu berücksichtigen sind, es gibt weitere.

Stefan Rujanski: Ganz meine Einschätzung: Wichtig ist auch, eine Geldflussanalyse durchzuführen, um festzustellen, welche Volumen an Ein- und Auszahlungen es an dem gewünschten Einsatzort gibt – und dies am besten auf Denominations-Ebene.

Auf Basis dieser Erkenntnisse kann dann entschieden werden, ob ein Auszahl- oder ein Ein-/Auszahlsystem Sinn macht und welche Ausstattung das System benötigt, um möglichst lange den Bargeld-Befüllzyklus hinauszuzögern und somit wiederum Betriebskosten zu senken.

Herr Gollenbeck, Herr Stoll, Herr Rujanski, vielen Dank für das Gespräch. dk

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