STRATEGIE27. November 2024

DORA heizt den War for Talent weiter an und stellt Weichen für Konsolidierung – der Kommentar

Christoph Ruth, Capco Capco

Europas Finanzsektor kämpft seit Jahren mit einer Fülle neuer regulatorischer Vorschriften. Aktuell, Sie ahnen es … DORA. Die Anforderungen, welche bis Januar 2025 umgesetzt werden müssen, betreffen das IKT-Risikomanagement, Vorfallsmeldungen und digitale Resilienztests. Zuletzt unterstrich die Europäische Zentralbank bereits „The art of bending without breaking“. Die Fähigkeit, flexibel und widerstandsfähig auf Störungen zu reagieren, wird für Finanzinstitute unerlässlich. Der Kommentar 

von Dr. Christoph Ruth, Capco 

DORA soll die Abwehrmechanismen im Finanzsektor weiter stärken und mit exakten Prozess- und Kontrollvorgaben – auch für Partnerunternehmen – das Leben von Kriminellen erschweren. Es besteht wenig Zweifel hinsichtlich der Sinnhaftigkeit und der positiven Effekte der Vorgaben.

Allerdings bringen die DORA-Anforderungen ein neues Level an Komplexität für die Institute und sind als Regulatorikpaket hinsichtlich ihres Aufwands nicht zu unterschätzen. Gerade kleinere Banken laufen Gefahr, bei der Komplexität dieser Vorgaben in die Bredouille zu geraten, da sie zunehmend Schwierigkeiten haben werden, die erforderlichen Cyber-Experten zu gewinnen.

Mit bestehenden Kapazitäten und Fachleuten für IT und Cybersicherheit ist die adäquate Umsetzung nur sehr schwierig zu bewerkstelligen.”

Der War for Talent, das Ringen um geeignete Fachkräfte, wird vor dem Hintergrund des ohnehin grassierenden Fachkräftemangels an IT-Spezialisten zum Risiko für deutsche Banken. Eine Gefahr, die durch die Struktur im deutschen Bankensektor noch angeheizt wird, da dieser seit jeher stark fragmentiert ist.

Dr. Christoph Ruth, Capco

Dr. Christoph Ruth ist Regulatorikexperte bei der Beratung Capco (Website). Der Physiker ist Executive Director im Bereich digitaler Assets und bei der Implementierung regulatorisch anspruchsvoller Prozesse. Er verfügt über fast 25 Jahre Erfahrung im Bereich Consulting im Finanzdienstleistungsbereich.

Provinz Geldhäuser stehen unter Druck ####

Gerade kleine Geldhäuser in der Provinz können in puncto Budget aber auch in Sachen Standortattraktivität kaum notwendige Fachleute begeistern und dauerhaft binden. Der Bankensektor fiel ohnehin in Umfragen unter Bewerbern in der Vergangenheit bereits gegenüber anderen Branchen zurück. Was große Häuser in attraktiven Metropolen zweifellos kompensieren können, dürfte für Volksbanken und Sparkassen in der Provinz in den kommenden Jahren zu einer immer drängenderen Herausforderung werden.

Dieser Druck könnte mittelfristig eine Konsolidierung einläuten. Es ist absehbar, dass kleinere Institute immer stärker in Bedrängnis geraten und mittelfristig nur eine Fusions-Offensive in ländlichen Regionen Linderung verspricht. Eine Bündelung von Kompetenzen und Expertise wird sicherstellen, dass die regulatorischen Anforderungen erfüllt werden können und somit auch die Wettbewerbsfähigkeit kleinerer Player gegeben bleibt. Mit dem zunehmenden Druck des Regulators auf Bereiche von Banken – auch abseits des Kerngeschäfts – sollten Strategen nun erörtern, inwieweit Konsolidierungsbemühungen in den nächsten Jahren vorangetrieben werden müssen.Dr. Christoph Ruth, Capco

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